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Hauptversammlung Grenke sieht sich wieder auf Kurs – Wachstum im zweistelligen Prozentbereich angepeilt

Der Leasingkonzern hat ein turbulentes Jahr hinter sich – inklusive Absturz der Aktie. Der neue Vorstandschef wirbt um Vertrauen und hat ehrgeizige Pläne.
29.07.2021 - 17:56 Uhr Kommentieren
Grenke hat die Prognose für das laufende Geschäftsjahr erst kürzlich angehoben. Doch das Vertrauen der Anleger hat der Konzern nur bedingt wieder zurückgewonnen. Quelle: dpa
Grenke-Zentrale in Baden Baden

Grenke hat die Prognose für das laufende Geschäftsjahr erst kürzlich angehoben. Doch das Vertrauen der Anleger hat der Konzern nur bedingt wieder zurückgewonnen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Gleich zu Beginn der Hauptversammlung wandte sich Wolfgang Grenke noch einmal per Videobotschaft an die Aktionäre. Der Gründer des Leasingdienstleisters Grenke verabschiedete sich von der offiziellen Bühne des im börsennotierten Unternehmens. „ Ich wünsche der Grenke AG ein ruhigeres Fahrwasser und dass sie ihr einzigartiges, erfolgreiches Geschäftsmodell auf andere Weise fortsetzen kann“, sagte er zum Ende seiner rund fünf Minuten langen Botschaft.

Der Rücktritt Grenkes als Aufsichtsrat ist eine Zäsur für das Unternehmen aus Baden-Baden. 43 Jahre lang bestimmte Grenke die Geschicke des Konzerns maßgeblich, lange als Vorstandschef, danach als Mitglied des Kontrollgremiums. Sein Abtritt ist auf dem Papier ein freiwilliger, aber faktisch eher ein erzwungener.

An Grenke persönlich und seinem Wirken entzündete sich im vergangenen Jahr massive Kritik des Investors Fraser Perring, die das Unternehmen im vergangenen Herbst in schwere Turbulenzen brachte. Die Aktie stürzte zwischenzeitlich um mehr als die Hälfte ab und hat die Verluste bis heute nur bedingt wieder wettgemacht.

An diesem Donnerstag lud die Grenke AG zur ersten Hauptversammlung nach der Attacke. Viel ist seit dieser im Unternehmen geschehen: Mehrere Sonderprüfungen musste der Konzern über sich ergehen lassen, die Mängel in der internen Revision und Compliance-Organisation zutage förderten und die Bafin stellte Fehler im Jahresabschluss 2019 fest. Die Vorstandschefin und ein weiterer Vorstand traten zurück, und neben Grenke, der sein Aufsichtsratsmandat bereits seit September ruhen ließ, verkündeten zuletzt auch zwei weitere Aufsichtsräte ihren Rückzug.

Entsprechend war der Nachfragebedarf aus Aktionärskreisen weit höher als noch vor einem Jahr. Wurden seinerzeit 56 Fragen gestellt, waren es nun insgesamt 264. Unter dem Strich gingen die Aktionäre bei ihren Nachfragen mit den Verantwortlichen noch vergleichsweise milde ins Gericht.

Das mag auch daran liegen, dass das Unternehmen von den am schwersten wiegenden Vorwürfen Perrings inzwischen als entlastet gelten kann. Von Betrug, Bilanzfälschung und Geldwäsche war die Rede – all dies haben die Sonderprüfer nicht festgestellt.

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So bezeichnete der Aufsichtsratsvorsitzende Ernst-Moritz Lipp den Bericht Perrings auch als „verleumderisch“. Grenke wolle sich deshalb Schadensersatzforderungen weiter vorbehalten, äußerte später Finanzvorstand Sebastian Hirsch. Neben dem Reputationsschaden sind alleine durch drei Sonderprüfungen der Wirtschaftsprüfer von Mazars, KPMG und Warth & Klein Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro angefallen.

Hirsch übernahm während der Hauptversammlung, wenn man so will, die Rolle des Vorstandsvorsitzenden, wenn es darum ging, auf das vergangene Jahr zu blicken. Denn die bisherige CEO Antje Leminsky trat Ende Juni von ihrem Posten zurück. Und der neue Chef Michael Bücker, der zuletzt als Firmenkundenvorstand das Ressort Corporates & Markets bei der BayernLB verantwortete, startet erst zum August.

Nachdem der Start in 2020 wie geplant lief, so Hirsch, seien die weiteren Pläne zu prozentual zweistelligem Wachstum durch den „Covid-19-Schock“ durchkreuzt worden. 2020 sei ein Ausnahmejahr gewesen, dass man mit einem Triathlon vergleichen könne. Nach der Pandemie seien die Attacke Perrings und der anschließende Prüfungsmarathon zu bewältigen gewesen. Anstelle von einer Dividende von zuletzt 80 Cent wird diese für das vergangene Geschäftsjahr nur noch 26 Cent betragen.

Doch nun sei Grenke wieder auf Kurs, prozentual zweistelliges Wachstum werde man erreichen können. Erst in dieser Woche hatte Grenke die Prognose angehoben. Der Vorstand erwartet für 2021 einen Konzerngewinn zwischen 60 und 80 Millionen Euro statt 50 bis 70 Millionen, wie das auf Leasing von IT und Büroausstattung spezialisierte Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

Ende des Franchisemodells

Hirsch ging auch auf die Anstrengungen ein, die das Unternehmen unternommen hat und noch unternimmt, um das Vertrauen der Anleger in das Unternehmen zu stärken. Man habe das wichtige Ressort Revision zur Chefsache gemacht und ein neues Ressort geschaffen. Auch weiterhin unternehme der Konzern viel, um die Corporate Governance zu stärken und den „Ausbau robuster Strukturen“ zu forcieren. Bis Ende 2021 soll dieser Prozess weit fortgeschritten sein. Das bisherige Franchisemodell werde man aufgeben.

Der ab August amtierende Vorstandschef Bücker kündigte für sein künftiges Amt drei Ziele an: wieder Ruhe, Sicherheit und Perspektive in die Organisation zu bringen, sei eines. Zudem wolle er ein hohes Niveau der internen Kontrollfunktionen dauerhaft verankern. „Ich will Grenke wieder zur alten Stärke zurückführen und wenn möglich ein Quäntchen obendrauf legen“, sagte er.

Für Wolfgang Grenke, dessen Familie über eine Beteiligungsgesellschaft mit rund 40 Prozent weiter der größte Investor der Grenke AG bleibt, rückt unterdessen der Kölner Rechtsanwalt Nils Kröber in den Aufsichtsrat nach. Der Steuerrechtler Kröber beriet Grenke in den vergangenen Jahren und gilt als Vertrauensanwalt des Unternehmensgründers.

Mehr: Grenke sucht mit neuem Personal nach altem Vertrauen – Aufsichtsratschef kritisiert Gründer.

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