Michael Bücker Wie der neue Grenke-Chef Mängel in der Firmenstruktur beseitigen will

Der neue Grenke-Vorstandschef Michael Bücker kennt das Leasinggeschäft von der Pike auf.
Düsseldorf Für Michael Bücker war es ein dankbarer Rahmen zum Start als Vorstandsvorsitzender des Leasingdienstleisters Grenke. Erst vier Tage ist er im Amt, und schon konnte er bei seinem ersten öffentlichen Auftritt verkünden, dass es für das Unternehmen aufwärtsgeht. Denn die Halbjahreszahlen des börsennotierten Konzerns sind besser ausgefallen als erwartet.
Trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie hat das Unternehmen den Gewinn deutlich gesteigert. Der Konzerngewinn nach Steuern erhöhte sich auf 18,3 Millionen Euro, wusste später Finanzvorstand Sebastian Hirsch zu berichten. Grund dafür war im Wesentlichen der gesunkene Aufwand für Schadensabwicklung und Risikovorsorge. Das auf Leasing von IT und Büroausstattung spezialisierte Unternehmen will nun zusätzliches Neugeschäft generieren und sieht sich dafür auch dank einer guten Eigenkapitalbasis startklar.
Dass auf den neuen Firmenchef aber weit mehr wartet als die Herausforderungen des Ankurbelns von Geschäft zu Pandemiezeiten wird aus seinen zentralen Botschaften zum Start klar: Er sehe es als eine seiner wichtigsten Aufgaben an, das erforderliche hohe Niveau der internen Kontrollfunktionen und -prozesse sicherzustellen und nachhaltig in der Unternehmenskultur im gesamten Grenke-Konzern zu verankern, so Bücker.
Der neue Chef reagiert damit auf die Mängel in der Firmenstruktur, die von der Bundesfinanzaufsicht Bafin beauftragte Sonderprüfer Grenke attestiert hatten. Diese gilt es insbesondere in der Innenrevision und der Compliance-Organisation abzustellen. Auslöser der Prüfungen war ein mit schweren Vorwürfen gespickter Bericht des Investors Fraser Perring, der Grenke in schwere Turbulenzen gebracht hatte.
Viel Zeit zur Vorbereitung hatte Bücker nicht. Erst im Juni hatte die bisherige CEO Antje Leminsky ihren Abgang verkündet. Bei der Suche nach einem Nachfolger wurde Grenke schnell fündig. Bücker kennt das Leasinggeschäft, wie er selbst betont, von der Pike auf. Der 58-Jährige arbeitete zunächst für die Commerz- und Industrie-Leasing, dann für die Deutsche Immobilien Leasing. Anschließend wechselte der Diplom-Kaufmann zur Commerzbank, wo er unter anderem die Niederlassung in München leitete und Vorstandschef der Tochter Commerz Real war.
Ernst-Moritz Lipp als gewichtiger Fürsprecher
Diese Mischung aus Leasingkompetenz und Erfahrung in der Bankenbranche dürfte einer der ausschlaggebenden Gründe dafür gewesen sein, dass die Wahl letztlich auf Bücker fiel. Ein gewichtiger Fürsprecher für Bücker soll der in der Finanzbranche fest verwurzelte Grenke-Aufsichtsratsvorsitzende Ernst-Moritz Lipp gewesen sein.
Den bei Grenke nun „gebotenen Wandlungsprozess werden wir mit größtmöglicher Ernsthaftigkeit vorantreiben“, stellte Bücker klar. „Deshalb werde ich mich in den nächsten Wochen aktiv in den Dialog mit den Aufsichtsbehörden einbringen.“
Nicht nur auf den Dialog mit den Behörden legt Bücker großen Wert. In einer seiner ersten Amtshandlungen wandte er sich am Montag per Videobotschaft an die Mitarbeiter und suchte in einer anschließenden Konferenz den direkten Austausch. Er bat darum, dass die Angestellten auf ihn zukommen, ihm die Perspektive von innen näherbringen mögen, mit allen positiven wie negativen Einschätzungen. Der am Starnberger See lebende gebürtige Westfale Bücker sucht dabei auch die räumliche Nähe, bezieht derzeit eine Wohnung am Konzernsitz Baden-Baden.
In den kommenden 100 Tagen will sich Bücker dabei zunächst mit den drängendsten Themen befassen. Noch im laufenden Geschäftsjahr sollen bereits die Maßnahmen aus den Sonderprüfungen weitgehend umgesetzt werden. Auf die Angestellten will Bücker zügig mit neuen Plänen zukommen. Diese dürften dann auch weitere Expansionsschritte beinhalten, nachdem Grenke als Reaktion auf Perrings Bericht beschlossen hat, das bisherige, intransparente Franchisemodell aufzugeben und die Franchisefirmen in den Konzern zu integrieren. Im Jahr 2022 soll der Prozess abgeschlossen werden.
Das kleinteilige Geschäft bleibt der Kernfokus
An einer zentralen Strategie wird der Konzern unterdessen auch nach Aufgabe des Franchisemodells weiter festhalten, dies ließ Bücker bereits durchblicken. Das kleinteilige Geschäft, sprich mit kleinen und mittelgroßen Partnern, bleibt der Kernfokus Grenkes. Dabei wolle man vor allem auf die digitalisierten Geschäfte noch mehr Wert legen. Schon jetzt machen diese nach eigenen Angaben mehr als 30 Prozent aus.
Als eine wichtige Wachstumsbranche haben Bücker und Finanzvorstand Hirsch klar den Medizinsektor identifiziert. In dem Punkt herrscht Einigkeit – in einer privaten Leidenschaft werden der CEO und sein Finanzvorstand dagegen nie zusammenkommen: Bücker ist glühender Schalke-Fan, Hirsch hält es mit dem Erzrivalen Borussia Dortmund.
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