Quartalszahlen US-Banken Goldman Sachs verdoppelt Gewinn – Bank of America und Wells Fargo schwächeln

Die US-Bank konnte den Gewinn im dritten Quartal fast verdoppeln.
New York Goldman Sachs hat die Coronakrise abgeschüttelt. Die Bank konnte den Gewinn im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr auf 3,6 Milliarden Dollar fast verdoppeln. Dabei profitierte das Wall-Street-Institut wie keine andere Bank von der guten Stimmung an den Kapitalmärkten.
Umsätze aus dem Anleihehandel schossen im Vergleich zum Vorjahr um 49 Prozent nach oben auf 2,5 Milliarden Dollar. Die Umsätze aus dem Aktienhandel lagen zehn Prozent höher bei 2,1 Milliarden Dollar. Die Gebühren aus dem Investmentbanking stiegen um sieben Prozent auf knapp zwei Milliarden Dollar. Goldman profitierte hier von Aktien- und Anleiheemissionen.
Nach längerer Pause habe im dritten Quartal auch das Beratungsgeschäft für Fusionen und Übernahmen wieder angezogen, erklärte CEO David Solomon im einer Telefonkonferenz mit Analysten. Die Vermögensverwaltung, ein wichtiger Bereich für Goldman auf dem Weg zu einem ausgeglicheneren Geschäftsmodell, konnte die Erträge um 71 Prozent steigern.
Die Eigenkapitalrendite lag auf das Jahr gesehen bei 17,5 Prozent und damit so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. „Goldman hat selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen“, lobte Steven Chubak von Wolfe Research. Die Konzernerträge stiegen um 30 Prozent auf 10,8 Milliarden Dollar.
Bei anderen Instituten lief es dagegen deutlich schlechter. Der Nettogewinn bei der Bank of America brach im dritten Quartal um 16 Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar ein. Die Gesamterträge gingen im Quartal um elf Prozent auf 20,3 Milliarden Dollar zurück.
Das Institut aus Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina konnte nur leicht von dem Boom an den Kapitalmärkten profitieren. Die Handelsumsätze stiegen lediglich um 3,6 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar. Das war weniger, als Analysten erwartet hatten. Die Konkurrenten von JP Morgan Chase und Citigroup, die ihre Quartalszahlen bereits am Dienstag gemeldet hatten, konnten in diesem Bereich ebenfalls deutlich stärker zulegen. „Im Branchenschnitt lag das Plus bei 24 Prozent“, gibt Steven Chubak von Wolfe Research zu bedenken.
Das Kapitalmarktgeschäft ist für alle großen US-Banken schon seit Beginn der Coronakrise ein Lichtblick. Doch offenbar haben vor allem Goldman und JP Morgan hier Marktanteile gewinnen können. Das kleine Plus im Handel reichte für die Bank of America nicht, um die Schwäche im Privatkundengeschäft auszugleichen, wo die Erträge um 17 Prozent einbrachen.
Im Vergleich zum zweiten Quartal, als die Folgen der Coronakrise besonders deutlich zu spüren waren, hat sich die Lage für alle Großbanken jedoch deutlich verbessert. Die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite konnte merklich reduziert werden. Die Sorge, dass die Pandemie für das Finanzsystem ähnlich gefährlich werden könnte wie die Finanzkrise 2008, hat sich vorerst nicht bewahrheitet.
Verbraucher in besserer Verfassung
Goldman-Chef Solomon betonte am Mittwoch, dass gerade die US-Notenbank Federal Reserve viel dazu beigetragen hätte, um die Märkte schnell zu stabilisieren. Dank der guten Stimmung am Anleihemarkt konnten Unternehmen ihre Notkredite aus dem Frühjahr schneller als geplant zurückzahlen und sich stattdessen am Kapitalmarkt finanzieren.
Auch die Verbraucher sind Bankchefs zufolge in besserer Verfassung, als viele zunächst befürchtet hatten. Wer nicht arbeitslos geworden sei, „spare und investiere mehr“, sagte Larry Fink, Chef des weltgrößten Vermögensverwalters. Die Pandemie habe „zu Zukunftsängsten geführt“, erläuterte er im US-Börsensender CNBC. Bei allen Großbanken spiegelt sich das in deutlich gestiegenen Einlagen wider sowie in einer höheren Nachfrage bei den Themen Geldanlage und Vermögensberatung.

Niedrigere Ausfallraten bei Kreditkarten.
Viele Verbraucher nutzten zudem ihre Kreditkarte weniger oft als noch vor einem Jahr. Beim Branchenführer JP Morgan und bei der Citigroup, einem der größten Kreditkartenanbieter des Landes, liegen die Ausgaben rund neun Prozent unter dem Vorjahr. Auch die Ausfallraten bei Kreditkarten sind niedriger als erwartet. Bei der Bank of America lag sie bei 0,82 Prozent.
Viel hängt auch davon ab, ob die Politiker in Washington ein neues Konjunkturpaket auf den Weg bringen. Jamie Dimon, CEO von JP Morgan, hatte am Dienstag erläutert, dass dies den Verbraucher und somit auch die Banken stützen würde. Käme es zu frischen Hilfen, dann könnte das größte Finanzinstitut des Landes rund zehn Milliarden Dollar an Risikovorsorge zu viel gebildet haben. Sollte es nicht dazu kommen und sich die wirtschaftliche Lage verschlechtern, dann könnte die Bank 20 Milliarden Dollar zusätzlich an Rücklagen für ausfallgefährdete Kredite bilden müssen.
Bank of America und Wells Fargo leiden unter Niedrigzinsen
Wells Fargo kämpft dagegen immer noch mit alten Skandalen um Scheinkonten. Der Gewinn der Bank aus San Francisco brach um 56 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar ein. Eine Milliarde Dollar legte sie zur Seite, um Schäden bei den Kunden auszugleichen. Gut 700 Millionen Dollar an Restrukturierungskosten kamen hinzu. Wells Fargo hatte nach einer Pause in der Coronakrise nun erneut damit begonnen, Stellen abzubauen.

Bei der Großbank fiel der Zinsüberschuss um 19 Prozent.
Bank of America und Wells Fargo leiden wegen ihres großen Privatkundengeschäftes besonders unter den niedrigen Leitzinsen. Die US-Notenbank hatte sie im März zu Beginn der Coronakrise auf die niedrigste Spanne zwischen null und 0,25 Prozent gesenkt und im August angekündigt, sie noch mehrere Jahre auf diesem Niveau zu lassen.
Der Zinsüberschuss bei der Bank of America lag mit 10,2 Milliarden Dollar niedriger als von Analysten erwartet. Bei Wells Fargo fiel der Zinsüberschuss um 19 Prozent auf 9,4 Milliarden Dollar, was CEO Charlie Scharf vor allem auf eine schwächere Nachfrage nach Krediten zurückführte. Die Wells-Fargo-Aktie und die der Bank of America lagen im frühen New Yorker Handel rund vier Prozent im Minus. Das Papier von Goldman dagegen konnte leicht zulegen.
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