Finanzaufsicht Bafin ermittelt bei Allianz offenbar wegen Hedgefonds-Streit

Die Allianz-Tochter hatte hochspekulative Hedgefonds-Produkte im Angebot.
Frankfurt Die Finanzaufsicht Bafin schaut sich den Streit der Allianz um US-Hedgefonds nun offenbar genauer an. Die Bonner Behörde habe eigene Ermittlungen in dem Fall gestartet, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf mehrere mit der Sache vertraute Personen. In den USA untersuchen den Fall bereits die Wertpapieraufsicht SEC und das Justizministerium. Die Ermittlungen könnten die Finanzergebnisse belasten und sind auch ein Imageschaden für den Münchener Versicherungskonzern.
Hintergrund der Untersuchungen ist ein Konflikt, den die Vermögensverwaltungs-Tochter Allianz Global Investors (AGI) mit US-Investoren mehrerer Hedgefonds hat. Die unter dem Namen „Structured Alpha“ aufgelegten Fonds hatten Verluste erlitten, als die Märkte im ersten Corona-Schock in die Knie gingen. Diese Produkte werden bereits seit 2005 lediglich institutionellen Anlegern in den USA angeboten. Pensionsfonds und andere Anleger klagen nun gegen die Allianz und machen Verluste von bis zu sechs Milliarden Dollar geltend.
Das entspricht in etwa dem Gewinn eines halben Geschäftsjahres. Unter dem Strich verdiente die Allianz in den ersten sechs Monaten 2021 gut fünf Milliarden Euro. Der Allianz-Vorstand warnte daher Anfang August, dass die mit den Fonds verbundenen Angelegenheiten erhebliche Auswirkungen auf künftige Finanzergebnisse haben könnten. Der Kurs der Allianz-Aktie rutschte daraufhin zeitweise um bis zu zehn Prozent ab. Am Dienstagvormittag lag das Papier des Dax-Konzerns indes nur leicht im Minus.
Allianz sieht keine neuen Entwicklungen
Bei der Bafin seien mehrere Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen mit dem Thema beschäftigt, sagten die Insider zu Reuters. Die Beamten prüften, ob Führungskräfte der Allianz außerhalb des Fondsbereichs von den Ereignissen, die zu den Milliardenverlusten führten, wussten oder daran beteiligt waren.
Die Ermittlungen bei der Bafin befänden sich noch in der Phase, in der Fakten zusammengetragen würden. Sie hätten aber an Fahrt aufgenommen, seit die Allianz Anfang August die US-Untersuchungen bekannt gemacht habe. Das zeigt, dass die Bonner Behörde dem Fall offenbar eine gewisse Brisanz beimisst. Ein Bafin-Sprecher wollte die aktuellen Informationen am Dienstag gegenüber dem Handelsblatt nicht kommentieren.
Eine Allianz-Sprecherin sagte hingegen, dass der Versicherer der Bafin regelmäßig berichte und mit ihr über alle Angelegenheiten diskutiere, die für die Allianz SE und die Allianz Gruppe relevant und wichtig seien. Das gelte auch für die Fragen rund um die Structured Alpha-Fonds: „Das ist Teil des normalen Prozesses, und es gibt keine neuen Entwicklungen.“
Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen hatte Allianz-Chef Oliver Bäte auch Aufräumarbeiten im eigenen Haus angekündigt. Die Allianz schaue sich AGI genau an, sagte er. Offen blieb bislang, wann der Versicherer eine Lösung mit den klagenden US-Investoren finden könnte. Bäte betonte, dass der Konzern alles tue, um „das Ding aus der Welt zu schaffen“. Zugleich dämpfte er die Hoffnungen auf eine sehr schnelle Lösung. So schnell wie möglich heiße manchmal auch sehr teuer, sagte er.
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