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Munich Re So will der Rückversicherer Munich Re vom Asien-Boom profitieren

Die Region Asien, Pazifik, Afrika verspricht für den weltgrößten Rückversicherer immenses Wachstum. Jetzt erklärt der neue Vorstand Achim Kassow die Pläne der Munich Re.
19.06.2021 - 09:42 Uhr Kommentieren
Die Münchener waren im Jahr 2003 der erste ausländische Rückversicherer, der eine Lizenz zum Betreiben des Geschäfts in China erhalten hat. Quelle: dpa
Munich Re

Die Münchener waren im Jahr 2003 der erste ausländische Rückversicherer, der eine Lizenz zum Betreiben des Geschäfts in China erhalten hat.

(Foto: dpa)

München Er ist einer der vielseitigsten Finanzmanager im Land. Achim Kassow war Chef der Comdirect und im Vorstand der Commerzbank, er leitete die Oldenburgische Landesbank, wechselte zu Allianz Deutschland und führte Ergo Deutschland. Seit einem Jahr ist er Vorstand der Munich Re und leitet dort die flächenmäßig größte Division Asien, Pazifik und Afrika (APA).

Im asiatischen Markt sieht die Branche in diesem Jahrzehnt die größten Wachstumschancen weltweit. Für Kassow hat die Coronakrise allerdings zur Folge, dass er den riesigen Wirtschaftsraum seit seinem Amtsantritt noch nicht besuchen konnte. Videokonferenzen mit asiatischen Kunden am sehr frühen Morgen bestimmen seither seinen Tagesablauf.

Trotzdem betrachtet er die momentane Phase als die spannendste in seinem Arbeitsleben. „Die großen systemischen Themen wie Klima, Cyber oder die Pandemie treffen zusammen mit der Frage: Wie transformieren sich schnell wachsende Gesellschaften?“, sagt Kassow.

Im Gespräch mit dem Handelsblatt erklärt der 55-Jährige, wie er die Munich Re im stark wachsenden Asiengeschäft aufstellen will.

Die Herangehensweise

Insgesamt 111 Länder umfasst die APA-Region aus Sicht der Munich Re. Die hat das Management in drei Cluster unterteilt. Zunächst die reifen Industrieländer wie Japan und Australien. „Diese Versicherungsmärkte sind bereits weitgehend gesättigt“, beschreibt Kassow diese Länder.

Ein zweites Cluster bilden die globalen Wachstumsmotoren China und Indien. „Unsere Prognosen zeigen, dass allein ein Drittel des weltweiten Wachstums in der Erstversicherung bis 2030 auf China und Indien entfallen wird.“ Der Topmanager sieht hier das größte Wachstumspotenzial. Manche Hochrechnung sagt bereits voraus, dass der chinesische Erstversicherungsmarkt 2040 größer sein wird als der in den USA.

Der Vorteil der Munich Re: Die Münchener waren im Jahr 2003 der erste ausländische Rückversicherer, der eine Lizenz zum Betreiben des Geschäfts erhalten hat. Ein Vertrauensbeweis und Grundlage für die starke Marktposition der Munich Re in der Region. „China und auch Indien sind geprägt durch eine stark wachsende Erstversicherungsbranche“, stellt Finanzmanager Kassow fest. Das treibt im Anschluss das Rückversicherungsgeschäft.

Das dritte Cluster sind die Schwellenländer mit besonders hoher Dynamik in Südostasien. Munich Re verspricht sich hier ein großes Potenzial durch die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz. „Das ist besonders für Länder mit geringen Preisen pro Police interessant, weil durch voll digitale Themen die Verwaltungskosten niedriger ausfallen“, sagt Kassow. Versicherungsprodukte würden so für breite Bevölkerungsschichten erst zugänglich.

Der Markt

Generell teilen die Versicherer den Weltmarkt in die drei großen Regionen Asien, Pazifik, Afrika (APA), Europa sowie Amerika, also den gesamten nord- und südamerikanischen Kontinent. Bei den gesamten jährlichen Beitragseinnahmen steht in der Erstversicherung APA bereits heute mit 1,7 Billionen Euro vor Amerika (1,5 Billionen Euro) und Europa (1,3 Billionen Euro). In der Rückversicherung führt noch Amerika mit 138 Milliarden Euro vor APA und Europa. Beide Regionen liegen mit 107 beziehungsweise 102 Milliarden Euro beinahe gleichauf.

„In den nächsten zehn Jahren dürfte sich das Bild aber deutlich verändern“, erwartet Kassow. In der Region APA werden sich dann die Beitragseinnahmen in der Erstversicherung auf drei Billionen Euro beinahe verdoppelt haben, während sie in Amerika (2,2 Billionen Euro) und Europa (1,8 Billionen Euro) weit weniger stark anwachsen.

In der Rückversicherung dürfte die Region APA mit dann knapp 200 Milliarden Euro gleichauf mit Amerika liegen, während Europa mit erwarteten 140 Milliarden Euro einen größeren Abstand zeigt. „Das liegt einerseits an der Demografie, auf der anderen Seite am Wachstum des Bruttosozialprodukts pro Kopf“, erklärt Kassow. Ab einem bestimmten Pro-Kopf-Einkommen steigt die Nachfrage nach Versicherungen überproportional. Genau diese Entwicklung erwartet der Munich-Re-Vorstand in der nächsten Dekade in etlichen Teilen der asiatischen Welt.

Die Schlüsselfragen

Typischerweise liegen bei der Frage, was die Menschen mit mehr Geld anfangen, Schutz und Sicherheit nicht an erster Stelle. Hier stehen Lebensqualität, Bildung und Gesundheit im Vordergrund. Die Zeit vermehrter Ausgaben für Versicherungsschutz kommt erst noch, so die Vermutung.

In Afrika ist man vielerorts von einer Entwicklung wie in Asien jedoch noch entfernt. Einzelne vielversprechende Projekte können nicht verdecken, dass der Weg hin zu einer kritischen Größe noch weit ist. In Asien erwarten Experten vor allem bei Naturkatastrophen erheblichen Nachholbedarf bei der Nachfrage nach Versicherungsschutz. Zumal die Taifune im Pazifik oft ähnliche Schäden anrichten wie die Hurrikans an der amerikanischen Ostküste.

Doch während an den Küsten der USA, in der Karibik und im Golf von Mexiko im vergangenen Jahr von den Schäden in Höhe von 95 Milliarden Dollar insgesamt 67 Milliarden Dollar versichert waren, ist in Asien der Versicherungsschutz beinahe schon die Ausnahme. Von Schäden in Höhe von 67 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr waren lediglich drei Milliarden Dollar versichert.

Vielerorts werden Sturmschäden noch immer als Schicksalsschlag gewertet. „Da sind wir als Branche gefordert: Gemeinsam mit lokalen Erstversicherern und Regierungen ist deutlich mehr Absicherung möglich“, gibt Kassow die Richtung vor.

Das Rezept

Nähe ist für die Munich Re einer der wichtigsten Parameter für den wirtschaftlichen Erfolg in einer Region. „In den klassischen ersten hundert Tagen habe ich die Zeit vor allem am Bildschirm verbracht und dabei Kunden und Mitarbeiter in unseren regionalen Hubs virtuell besucht“, berichtet Kassow.

Ein weiterer wichtiger Baustein ist das sogenannte Partnering. In Deutschland hat die Munich Re in den vergangenen Jahren bereits Partnerschaften mit Industrieunternehmen wie Porsche, Kuka oder Trumpf vorangetrieben. In dieselbe Richtung denkt man auch in Asien. „Wir müssen verstehen, was im Technologieumfeld passiert, um abschätzen zu können, welche neuen Versicherungsoptionen entstehen“, erklärt der Munich-Re-Vorstand.

Der Rückversicherer habe schließlich auch einen Innovationsanspruch, bei dem es darum gehe, die Grenzen der Versicherbarkeit zu erweitern. „Wenn ich nicht sehe, wo neue Möglichkeiten oder neue Risiken entstehen, kann ich diesen Anspruch nicht erfüllen.“

Die Kritik

Innovationspotenzial wird für Kassow zunehmend damit verknüpft, wie frühzeitig man sich mit Datenerhebung und -verarbeitung beschäftigt. In Teilen Asiens beobachtet er einen offeneren Umgang mit Daten als beispielsweise in Europa. Dabei entstünden neue Erfahrungen, neues Wissen und neue Geschäftsmodelle. „Dies führt in letzter Konsequenz zu unterschiedlicher Dynamik in den unterschiedlichen Wirtschaftsräumen“, betont Kassow.

Mehr: „Deutschland ist wettbewerbsfähiger, als es die Öffentlichkeit wahrnimmt“, sagt Nikolaus von Bomhard, Chefaufseher von Munich Re und Post

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