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Zurich unter DruckÜbernahme der RSA geplatzt
Ein Satz mit X, das war wohl nix: Nach wochenlanger Spekulation bläst der größte Schweizer Versicherer Zurich die Übernahme des britischen Konkurrenten RSA ab. Ein Grund: Die schwache Performance im Sachversicherungsgeschäft.
Zürich Die Zurich Insurance Group, der größte Schweizer Versicherungskonzern, bläst überraschend die Übernahme der britischen Royal Sun Alliance (RSA) ab. Grund sind massive Probleme in der Kernsparte der Zurich, der Sachversicherung. Für sie gab die Zurich sogar eine Gewinnwarnung ab. „Wir müssen jetzt zuerst unsere Hausaufgaben machen“, erklärte ein Sprecher.
Laut der Zurich werde die Sparte im dritten Quartal einen operativen Verlust von „rund 200 Millionen Dollar“ erwirtschaften. Ursache sind zum einen die Schäden aus dem Hafenunglück im chinesischen Tianjin. Die Explosion eines illegalen Chemielagers kostet die Zurich nach bisheriger Schätzung 275 Millionen Dollar. Doch das ist noch längst nicht alles. Wie schon im ersten Halbjahr würde die Zurich auch im dritten Quartal unter unverändert hohen Großschäden leiden, hieß es – selbst, wenn man das Tianjin-Unglück ausblendet.
Zudem hat sich die Zurich schon wieder verrechnet: Für Autohaftpflicht-Policen in den USA und andere Geschäftsbereiche müsse der Versicherer die Schadenreserven aufstocken. Dies würde das Ergebnis des dritten Quartals mit „rund 300 Millionen Dollar negativ“ belasten, so die Zurich. In Branchenkreisen verwundert diese Ankündigung. Denn Autohaftpflichtversicherung in den USA ist ein etabliertes Geschäft. Eine derart hohe Aufstockung der Reserven ist daher sehr ungewöhnlich.
Kennzahlen der Versicherungswirtschaft
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat im Statistischen Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 2014 die neuesten Kennzahlen der deutschen Versicherer veröffentlicht. Nachfolgenden finden Sie die wichtigsten Entwicklungen von 1980 bis heute.
1980: 13,2 Milliarden Euro 2000: 61,2 Milliarden Euro 2013: 90,8 Milliarden Euro
1980: 17,9 Milliarden Euro 2000: 49,4 Milliarden Euro 2013: 60,6 Milliarden Euro
1980: 4,8 Milliarden Euro 2000: 20,7 Milliarden Euro 2013: 35,8 Milliarden Euro
1980: 7,1 Milliarden Euro 2000: 28,8 Milliarden Euro 2012: 43,9 Milliarden Euro 2013: k.A.
Lebensversicherer 1980: 15,2 Milliarden Euro 2000: 88,1 Milliarden Euro 2013: 116,2 Milliarden Euro
Krankenversicherer 1980: 4,6 Milliarden Euro 2000: 24,1 Milliarden Euro 2012: 40,7 Milliarden Euro 2013: k.A.
Schadens-/Unfallversicherer 1980: 14,3 Milliarden Euro 2000: 40,4 Milliarden Euro 2013: 49,6 Milliarden Euro
Lebensversicherung
1980: 36,7 Prozent 2000: 46,6, Prozent 2013: 48,5 Prozent
Krankenversicherung
1980: 13,4 Prozent 2000: 15,8 Prozent 2013: 19,1 Prozent
Schadens-/Unfallversicherung 1980: 49,9 Prozent 2000: 37,6 Prozent 2013: 32,3 Prozent
1980: 126,2 Milliarden Euro 2000: 802,7 Milliarden Euro 2013: 1393 Milliarden Euro
Lebensversicherungen 1980: 65,8 Millionen 2000: 87,6 Millionen 2005: 96,9 Millionen 2013: 91,8 Millionen
PKV 1980: 24,1 Millionen 2000: 47,8 Millionen 2012: 68,1 Millionen
Schadens-/Unfallversicherungen 1980: 157,8 Millionen 2000: 262,1 Millionen 2013: 299,7 Millionen
Bei der Zurich kommt es hingegen zum wiederholten Male zu teuren Aufstockung der Reserven. 2012 musste der größte Schweizer Versicherer mehrere Quartale in Folge mehr Geld zur Seite legen, um Schäden aus Berufshaftpflichtpolicen für Ärzte und Ingenieure in Deutschland bezahlen zu können. Als Konsequenz stieg die Zurich aus dem Geschäft aus.
Schon im ersten Halbjahr 2015 wies die Zurich in der Sachversicherung entgegen dem allgemeinem Branchentrend eine steigende Schadenlast auf. Damals wurden hohe Schäden im Industrieversicherungsbereich sowie bei Policen für britische Kommunen als Begründung genannt. Im letztgenannten Bereich zählt die Zurich zu den führenden Adressen.
Jüngst wechselte auch der Chef der Kernsparte. Der bisherige Sach-Chef, Mike Kerner, will sich zum ersten Oktober zurückziehen. Als Grund wurde genannt, dass der US-Amerikaner mehr Zeit mit der Familie verbringen wolle. Als Nachfolger wurde der bisherige Leiter des Lebensversicherungsgeschäfts ernannt, Kristof Terryn.