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US-Notenbank Debatte um Powells zweite Amtszeit als Fed-Chef spitzt sich zu

Senatorin Elizabeth Warren hat eine Diskussion um die künftige Führung der Fed entfacht. Die Kontroverse um Aktiengeschäfte von regionalen Notenbankern sorgt zusätzlich für Ärger.
01.10.2021 - 15:48 Uhr Kommentieren
Dem Fed-Chef steht ein Balanceakt bevor. Quelle: Bloomberg
Jerome Powell

Dem Fed-Chef steht ein Balanceakt bevor.

(Foto: Bloomberg)

Denver Jerome Powell ist derzeit eigentlich darauf fokussiert, das Ende der ultralockeren Geldpolitik vorzubereiten. Nun jedoch findet er sich in einer Debatte um seine Zukunft an der Spitze der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wieder. Die Senatorin und einstige Bewerberin um die demokratische Präsidentschaftskandidatur Elizabeth Warren hatte Powell bei einer Anhörung am Dienstag ungewöhnlich scharf kritisiert.

Powell habe in seiner Amtszeit immer wieder dafür gesorgt, dass das Bankensystem unsicherer geworden sei. „Und das macht Sie zu einem gefährlichen Mann an der Spitze der Fed“, stellte die Bankenkritikerin klar, die für ihre Kritik an Großbanken und für ihre pointierten Auftritte bekannt ist. Sie werde daher nicht für seine Wiederwahl stimmen.

Damit ist die Diskussion um Powells zweite Amtszeit in vollem Gange – nicht nur in der Politik, sondern auch in der Finanzwelt. „Ist Powell zeitlich begrenzt?“, stichelte etwa der unabhängige Kapitalmarktexperte Ed Yardeni in einer Analyse – eine Anspielung auf die Ansicht des Fed-Chefs, die Inflation, die die USA derzeit erlebt, sei nur ein vorübergehendes Phänomen. „Powell bleibt der Favorit“, glaubt hingegen Ed Mills vom US-Finanzdienstleister Raymond James. „Aber seine Chancen auf eine zweite Amtszeit sind gerade etwas gesunken.“

Die Fed trifft die Debatte in einer Phase der Unsicherheit. Denn auch Powells Stellvertreter, Richard Clarida und Randal Quarles, beenden in den kommenden Wochen ihre erste Amtszeit. Ein weiterer Posten im Führungsgremium der Fed ist noch unbesetzt.

Der promovierte Jurist Powell, der viele Jahre lang bei verschiedenen US-Investmentfirmen arbeitete und Mitglied der Republikanischen Partei ist, wurde 2012 vom damaligen – demokratischen – US-Präsidenten Barack Obama ins Führungsgremium der Notenbank berufen, ein ungewöhnlicher Vorgang. Im Februar 2018 ernannte ihn der seinerzeit amtierende US-Präsident Donald Trump zum Fed-Chef und Nachfolger von Janet Yellen. Nach dann vier Jahren endet Powells Amtszeit regulär im Februar 2022.

Schwierige Abwägung für Biden

Der demokratische US-Präsident Joe Biden, der über eine zweite Amtszeit oder eine Ablösung Powells entscheiden muss, steht vor einer schwierigen Abwägung: Er hätte die Chance, einen Demokraten oder eine Demokratin für die Spitze der Fed zu nominieren. „Das könnte vor allem beim linken Flügel der Partei gut ankommen“, gibt Daniel Alpert von der Investmentbank Westwood Capital zu bedenken.

Doch angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage müsste die Person einiges an Erfahrung mitbringen, auch um die nötigen Mehrheiten im Senat zu bekommen. Sollte die Fed unter einer neuen Führung die Zinsen anheben müssen, um die steigende Inflation zu bekämpfen, und das Land damit womöglich in eine Rezession schicken, würde Biden dafür mit die Schuld tragen, glaubt Alpert.

Und: „Powell hat seinen Job bislang extrem gut gemacht. Er wird sowohl an der Wall Street als auch in der Politik geschätzt.“

Warren war so auch bislang die einzige Senatorin, die offen ihren Widerstand gegen eine zweite Amtszeit bekundet hat. Viele Republikaner sprachen Powell ihre Unterstützung aus. Gerade das entschlossene Eingreifen der Fed zu Beginn der Pandemie wird Powell hoch angerechnet, weil er damit eine tiefe Finanzkrise verhindert hat.

Der 68-Jährige Jurist gilt als geldpolitische Taube. Immer wieder zeigten sich Ökonomen in den vergangenen Monaten überrascht, wie sehr dem Republikaner daran gelegen ist, den Arbeitsmarkt zu stützen und all jenen, die von der Pandemie besonders hart getroffen wurden, zu helfen – und im Gegenzug höhere Inflationsraten in Kauf zu nehmen.

Das hat ihm zuletzt aber auch heftige Kritik eingebracht. Mohamed El-Erian, der ökonomische Chefberater der Allianz etwa, moniert seit Monaten, dass die Fed viel früher mit der Reduzierung der Anleihekäufe, Tapering genannt, hätte beginnen müssen. Seit dem Ausbruch der Coronapandemie kauft die Fed jeden Monat Anleihen im Wert von 120 Milliarden Dollar. Diese sollen nun ab November reduziert werden, wie Powell bei der Fed-Sitzung Ende September ankündete.

Wertpapier-Handel von Notenbankern überschattet Powells Pläne

Erschwerend hinzu kommt für den Fed-Chef bei der Nachfolgediskussion eine Kontroverse um Wertpapiergeschäfte, in die er selbst, so wie auch zwei regionale Notenbankchefs, verwickelt ist.

Robert Kaplan, der Chef der Fed aus Dallas, kündete am vergangenen Montag seinen Rücktritt zum 8. Oktober an. Er zog die Konsequenzen aus einer Debatte um millionenschwere Aktien-Trades in Unternehmen wie Amazon und Chevron, die er während der Pandemie tätigte. Powell zufolge lag das wahrscheinlich im Rahmen der bestehenden Ethikregeln. Diese müssten jedoch geändert werden, um den Anschein von Interessenkonflikten zu verhindern.

Eric Rosengren, Chef der Fed aus Boston, tritt Ende September aus gesundheitlichen Gründen zurück. Auch er sorgte mit Wertpapiergeschäften für Schlagzeilen. Dort ging es vor allem um Immobilienfonds, sogenannte Reits.

Powell zufolge gebe es eine „juristische Prüfung“ der Vorfälle. „Wir werden die Sache angehen und angemessen adressieren“, stellte er klar. Powell selbst hält nach eigenen Angaben seit vielen Jahren Kommunalanleihen. Auch die profitierten von den Rettungsaktionen der Fed, da die Notenbank zum ersten Mal überhaupt Kommunalanleihen kaufte.

Da sich die Biden-Regierung bislang noch nicht zu Powells zweiter Amtszeit geäußert hat, seien dessen Chancen ohnehin eingeschränkt, glaubt Krishna Guha von Evercore ISI. Die Kontroverse um die Wertpapierkäufe habe „die Wahrscheinlichkeit weiter gesenkt“, sagt Guha und ergänzt: „Die Äußerungen von Senatorin Warren haben sie jetzt noch weiter einbrechen lassen.“

Weiter offen ist auch, welche Entscheidungen Biden zur Nachfolge von Randal Quarles und Richard Clarida trifft. Quarles, dessen Amtszeit am 13. Oktober endet, ist als Vizechef für Regulierungsfragen der wichtigste Bankenaufseher. Er wurde ebenfalls von Donald Trump ernannt und hat unter anderem die Vorschriften für die Stresstests deutlich gelockert. Als eine mögliche Kandidatin für sein Amt wird die Finanzmarktexpertin Kathryn Judge von der Columbia Law School gehandelt.

Clarida, ebenfalls von Trump ernannt, ist noch bis Ende Januar im Amt. Beobachter gehen davon aus, dass Biden auch ihn austauschen wird. Der Präsident hält sich jedoch bedeckt. Biden „wird Kandidaten nennen, von denen er glaubt, dass sie am effektivsten bei der Umsetzung der Geldpolitik sind“, teilte eine Sprecherin mit.

Mehr: Fed deutet Zinswende bereits für 2022 an – und will Anleihekäufe bald zurückfahren

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