Bayer Aktie Analysten stützen den Pharmakonzern, während Anleger zweifeln

Nach der Übernahme von Monsanto und damit einhergehende Klagen hat Bayer ein massives Imageproblem.
Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer macht vor allem wegen einer Klagewelle in den USA Schlagzeilen. Seit der Übernahme des US-Konkurrenten Monsanto muss sich Bayer vor Gericht wegen Glyphosat-basierten Produkten verantworten. Dennoch halten Analysten weiter den der Aktie fest. Wieso eigentlich?
So steht es aktuell um die Bayer-Aktie:
Ende Juli war es wieder so weit: Bayer legte für den ohnehin schon teuren Glyphosatrechtsstreit in den USA weitere Milliarden auf die Seite. Für das zweite Quartal werde eine zusätzliche Rückstellung in Höhe von brutto 4,5 Milliarden US-Dollar vor Steuern und Abzinsung gebildet. Diese kommen zu den bisher eingeplanten elf Milliarden US-Dollar, „um mögliche langfristige Risiken zu reflektieren“, hieß es aus dem Konzern. Sprich, um für den Fall der Fälle genug Cash zu haben, hat Bayer immerhin drei Prozesse in erster Instanz verloren – mit millionenschweren Schadenersatzzahlungen. Der vollständige Artikel zur Bilanz: Wie Bayer den Monsanto-Schock verdaut hat – der Konzern im Bilanzcheck.
Geklagt haben vorrangig Privatpersonen, die nach jahrelanger Anwendung von Glyphosat-Produkten an Krebs erkrankt sind. Künftig will Bayer keine Glyphosat-Produkte mehr in den USA an private Anwender verkaufen.
Der Rechtsstreit hat einen bitteren Beigeschmack, den auch die Bayer-Aktie nicht ganz ablegen kann. Mit Blick auf den Jahresverlauf liegt die Aktie 14,6 Prozent im Minus. Auf Dreijahressicht sieht es noch düsterer aus, mit einem Minus von 47,4 Prozent.
Die Hochphase der Bayer-Aktien liegt schon eine ganze Weile zurück. Richtig gut lief es für die Titel zuletzt im April 2015 – seit dem Allzeithoch von 146,45 Euro befindet sich die Aktie in einer Abwärtsbewegung. Den aktuellen Kurs der Bayer-Aktie finden Sie hier.
Das sagen die Analysten zur Bayer-Aktie:
Mit Blick auf den bereits seit mehr als sechs Jahren anhaltenden Abwärtstrend der Bayer-Aktie wirkt die mehrheitliche Analystenempfehlung ein wenig paradox: 13 von 18 Marktbeobachtern empfehlen die Titel zum Kauf, die restlichen fünf raten die Aktie zu halten. Den Rechtsstreit sehen die meisten Marktexperten bereits eingepreist und lassen sich in ihrer Empfehlung davon nicht abschrecken. Weitere Begründungen der Kaufempfehlungen bleiben schwammig, immer wieder wird auf das solide Geschäftsmodell verwiesen.
Was außerdem eine große Rolle spielt: Zwar entwickelt sich der Kurs der Bayer-Aktie seit Jahren abwärts. Doch die Dividendenrendite liegt mit 3,76 Prozent deutlich über dem Dax-Durchschnitt von 2,2 Prozent. Sogar im Coronajahr 2020 schüttete Bayer eine Dividende aus, wenn sie auch etwas geringer ausfiel als in den Geschäftsjahren davor. Zum vollständigen Artikel: Rendite ohne Sorgen: Auf welche Dividendenaktien sich Anleger jetzt noch verlassen können
Das sind die Chancen der Bayer-Aktie:
Neben der Dividendenrendite zählt auch der aktuelle Kurs zu den positiven Assets der Aktie. Noch ist die Aktie niedrig bewertet. Wer aber den Einstieg wagt, kann sich für wenig Geld an einem breiten Produktportfolio beteiligen. Bayer hat als einer der größten Pharma- und Chemiekonzerne der Welt eine starke Marktmacht und vertreibt neben Medikamenten wie Aspirin, Bepanthen und Iberogast auch Saatgut und Pestizide.
Die Nachfrage nach diesen Produkten wird wohl kaum abreißen, gerade angesichts eines weltweiten Bevölkerungswachstums. Grundbedürfnisse wie Nahrung und Gesundheit müssen immer befriedigt werden.
Das sind die Risiken der Bayer-Aktie:
Eines der größten Risiken ist die nicht enden wollende Klagewelle gegen Bayer aufgrund des Unkrautvernichters Glyphosat. An der Börse ist der Chemiekonzern mittlerweile weniger wert, als das Unternehmen einst für Monsanto bezahlt hat. Etwa ein Viertel der Klagen ist noch nicht abgearbeitet, wie teuer der Rechtsstreit für Bayer am Ende wird, lässt sich nur schwer abschätzen.
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Ein weiterer Risikofaktor ist ist die Pestizid-Sparte von Bayer. Angesichts des Klimawandels wird das Thema Umweltschutz gerade in der EU immer wichtiger. Früher oder später könnte sich das auch negativ auf die Produktpalette von Bayer auswirken. Der aktuelle Kurs muss angesichts zahlreicher Unwägbarkeiten noch nicht das untere Ende für die Bayer-Aktie bedeuten.
So ist das Branchenumfeld von Bayer:
Der Chemiekonzern BASF hat zuletzt starke Zahlen für das abgelaufene Quartal vorgelegt und die angehobene Gesamtjahresprognose bestätigt. Aktuell legen die BASF-Aktien eine kleine Pause ein, der Kurs zeigt aber eine deutliche Aufwärtstendenz.
Auch BASF ist ein starker Dividendenzahler und deutlich weniger skandalbehaftet als Bayer – die Mehrheit der Analysten empfiehlt den Titel zum Kauf.
In der Sparte Saatgut- und Pflanzenschutzmittel gehört das US-Unternehmen Corteva zu den größten Konkurrenten von Bayer. Corteva ist gut durch die Coronakrise gekommen. Die Corteva-Aktien haben seit April ein paar Prozent eingebüßt, entwickeln sich aber dennoch weiterhin positiv.
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