Chinesischer Fahrdienstleister Didi zieht sich von Börse in New York zurück – chinesische Techaktien brechen ein

Zentrale des Fahrdienstleisters in Peking.
Peking Der chinesische Fahrdienstleister Didi (Didi Chuxing) will sich von der New Yorker Börse zurückziehen. In einer knappen Mitteilung auf dem Twitter-ähnlichen Sozialen Netzwerk Weibo kündigte das Unternehmen am Freitag an, mit sofortiger Wirkung entsprechende Schritte einzuleiten.
Stattdessen wolle Didi mit den Vorbereitungen für einen IPO in Hongkong beginnen. Laut Informationen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, will Didi die Börsennotierung etwa im März beantragen.
Der Fahrdienstleister, der ein ähnliches Modell wie sein amerikanisches Pendant Uber verfolgt, war in den vergangenen Monaten unter starken Druck der chinesischen Regulierer geraten. Obwohl es offenbar Kritik der Regulierer am Datenschutz des Unternehmens gegeben hatte, hatte das Unternehmen im Juni einen lange geplanten IPO in New York durchgezogen, dabei 4,4 Milliarden US-Dollar eingesammelt – und damit die chinesischen Behörden verärgert.
Nur wenige Tage darauf hatte die chinesische Cyberspace-Regulierungsbehörde eine Überprüfung der Datensicherheit von Didi angekündigt und App-Stores in China angewiesen, die App des Fahrdienstleisters aus ihrer Angebotsliste zu entfernen.
Grund seien schwerwiegende Verstöße bei der Sammlung und Nutzung persönlicher Daten durch das Unternehmen. Es folgten weitere Überprüfungen durch chinesische Behörden und Ministerien. Die Aktie ist seitdem um mehr als 50 Prozent eingebrochen.
Didi kündigt Delisting von der New Yorker Börse an
Bereits im Juli, nur knapp einen Monat nach dem IPO in New York, hatte es Berichte dazu gegeben, dass Didi ein Delisting von der amerikanischen Börse plane. Damals wurde das jedoch noch vom Unternehmen dementiert.
Chinesische Tech-Aktien geben deutlich nach
Nur wenige Monate später sieht die Lage anders aus. Der Vorstand habe das Unternehmen ermächtigt und unterstützt, die notwendigen Verfahren einzuleiten und entsprechende Anträge für das Delisting der Amerikanischen Depotaktien (ADS) des Unternehmens von der New Yorker Börse einzureichen, hieß es am Freitag in einer Mitteilung auf der Webseite des Unternehmen.
Es solle aber sichergestellt werden, dass die ADS in frei handelbare Aktien des Unternehmens an einer anderen international anerkannten Börse umgewandelt werden könnten. Didi werde zu „einem geeigneten Zeitpunkt in der Zukunft“ eine Aktionärsversammlung einberufen, um über die Angelegenheit abzustimmen.
Chinesische Tech-Aktien gaben nach Bekanntgabe des Schrittes an der Hongkonger Börse deutlich nach. Der Hang Seng Tech Index, der vor allem große in Hongkong gehandelte chinesische Technologieunternehmen abbildet, fiel zweitweise um bis zu 2,6 Prozent.
Zu den größten Verlierern unter den chinesischen Techunternehmen gehörten jene Konzerne, die nicht nur in Hongkong, sondern auch in den USA gelistet sind. So verloren die Aktien des Suchmaschinenkonzerns Baidu zeitweise um fast vier Prozent an Wert, die des E-Commerce-Giganten Alibaba sogar fast fünf Prozent. Die Videoplattform Bilibili gab zeitweise 6,93 Prozent nach, das Internetunternehmen Netease 6,92 Prozent.
Die schlechte Stimmung hat einen guten Grund. Denn Didi ist nur das bekannteste Beispiel dafür, wie stark chinesische Techunternehmen unter Druck geraten sind. Insbesondere Unternehmen mit großen Datensammlungen werden immer stärker von der chinesischen Staatsführung reguliert. Peking fürchtet einen Abfluss von sensiblen Daten an das Ausland.
In den vergangenen Monaten hatte es eine große Welle von immer neuen Regeln gegeben. So hatte die hatte die chinesische Cyberspace-Behörde im Juli angekündigt, dass Firmen, die über die Daten von mehr als einer Million Nutzern verfügen, eine Genehmigung einholen müssen, wenn sie sich in anderen Ländern listen lassen wollen.
Ausländische Firmen sollen in den USA ihre Bücher öffnen
Derzeit überprüft der chinesische Regulierer zudem die sogenannte VIE-Konstruktion. Diese Unternehmensstruktur wählen die meisten chinesischen Firmen, die im Ausland an die Börse gehen.
Laut einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, plant China ein Verbot der Auslandsnotierungen von Unternehmen, die die VIE-Struktur nutzen. Die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde (China Securities Regulatory Commission) dementierte solche Pläne jedoch, ohne näher ins Detail zu gehen.
Auch von amerikanischer Seite geraten chinesischen Unternehmen mit Listing in den USA immer stärker unter Beschuss. Am Donnerstag hatte die amerikanische Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde ihren endgültigen Plan für die Umsetzung eines neuen Gesetzes bekannt, das ausländischen Unternehmen vorschreibt, ihre Bücher für US-Prüfungen zu öffnen. Wenn sie dies nicht tun, droht ihnen innerhalb von drei Jahren von der New Yorker Börse und der Nasdaq ausgeschlossen zu werden.
Die Regel, dass ausländische Unternehmen, die in den USA gelistet sind, ihre Bücher offen zu legen, gibt es zwar schon länger. Allerdings gab es in der Vergangenheit aber offenbar immer wieder Probleme mit chinesischen und Hongkonger Unternehmen, die sich nicht an die Vorgabe gehalten haben.
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