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Börse Frankfurt Dax verliert knapp 200 Punkte – Fed-Protokolle drücken Stimmung

Die Anleger agieren aufgrund des Coronavirus, Lieferengpässen und der US-Geldpolitik vorsichtig. Wachstumssorgen stehen im Fokus – aber es gibt auch Hoffnung.
19.08.2021 - 11:14 Uhr Kommentieren
Dax aktuell: Mögliche Einigung im Handelsstreit stützt den Dax Quelle: dpa
Dax-Kurve im Handelssaal in Frankfurt

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.

(Foto: dpa)

Frankfurt Die Sorge vor einer geldpolitischen Straffung durch die US-Notenbank Fed belastete den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag deutlich. Am Tag nach Veröffentlichung des Fed-Protokolls zur Juli-Sitzung der US-Zentralbank fiel der Dax um 1,3 Prozent auf 15.766 Punkte. Zeitweilig lag er sogar mehr als 2,1 Prozent im Minus.

Marktbeobachter fühlten sich an den Verlauf des Dax erinnert, der nun etwa einen Monat zurückliegt. Damals war der Leitindex in der Spitze um 2,6 Prozent abgerutscht und verzeichnete damit den größten Tagesverlust im Jahr 2021. In den folgenden Wochen ging es dann aber – getragen von den guten Quartalszahlen der Unternehmen – wieder aufwärts.

So gehen einige Aktienstrategen davon aus, dass sich die Geschichte der vergangenen vier Wochen wiederholt. Emmanuel Cau von der britischen Barclays Bank betont: „Die starken Ergebnisse der Unternehmen und die anhaltend hohe Liquidität dürften dazu führen, dass Anleger einmal mehr bei Rücksetzern zugreifen.“ Dennoch: Zunächst einmal ist die Marke von 16.000 Punkten, die der deutsche Leitindex am Freitag erstmals übersprungen hatte, in weite Ferne gerückt.

Anleger agieren vorsichtiger

Den heutigen deutlichen Kursrutsch an den europäischen Börsen ordnet Barclays-Aktienstratege Emmanuel Cau ein: „Wachstumssorgen stehen wieder im Fokus, nachdem die US-amerikanische Notenbank Fed ein Ende der expansiven Geldpolitik angedeutet hat und sowohl China als auch die USA enttäuschende Konjunkturdaten veröffentlicht haben.“

Die Anleger befürchteten, dass die Hochphase des Aufschwungs vorbei sei, und agierten vorsichtiger. Dazu zählen auch Sorgen, dass die zunehmenden Lieferengpässe den Wirtschaftsaufschwung bremsen.

So leiden 83 Prozent der Unternehmen nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter Lieferengpässen und Preissteigerungen. „Diese Lieferkettenprobleme haben sich aufgetürmt in diesem Jahr“, sagte DIHK-Außenhandelsexperte Volker Treier am Donnerstag. Die weltweiten Handelsbeziehungen seien massiv gestört. Das treffe die Unternehmen mit Wucht – und wirkt sich wie Finanzexperten beobachten auf den Kapitalmärkten aus.

Risikoaversion der Anleger

Finanzanalyst Joachim Goldberg bemerkt eine „starke Risikoaversion“ am Markt. „Institutionelle Anleger scheinen auf das Schlimmste gut vorbereitet zu sein“, urteilt er. Das bedeute aber auch, dass ab 15.400 bis 15.450 Punkten mögliche Rückkäufe der „Bären“ den Dax absichern.

Der Verhaltensökonom weiß auch, was passieren könnte, wenn die Anleger auf der Short-Seite feststellen sollten, dass sie zu vorsichtig gehandelt haben. Denn die von ihnen befürchteten Korrekturen könnten durchaus ausbleiben. Damit säßen sie in der sogenannten „Bärenfalle“. Der Finanzmarktkenner beschreibt die Lage nämlich so: Die Stimmung sei schlechter, als der Dax derzeit verlaufe.

So genannte „Bärenfallen“ treten häufig in der Nähe von signifikanten Tiefpunkten und Trendlinien auf. Anleger gehen dann davon aus, dass die Kurse weiter fallen. Im Börsenjargon „bärisch“ eingestellte Trader eröffnen kurz unterhalb der Linie eine Short Position. Bleibt der prognostizierte Kurseinbruch aber aus, sitzen sie in der Falle und finden sich in einer Verlustsituation wieder.

Blick auf Einzelwerte:

Daimler, VW, BMW: Die Aktien aus der Automobilbranche entwickeln sich derzeit schlechter als der Gesamtmarkt. Ein Grund für die Underperformance ist die Chipkrise in der Branche. So hat etwa das Papier von Daimler seit Juni rund zehn Prozent eingebüßt. Auch heute bewegte sich die Aktie weiter abwärts. Der Kurs notierte bei 69,52 Euro (minus 3,19 Prozent).

Die Autoaktien zählen zu den größten Verlierern, nachdem ein Kursrutsch beim japanischen Autokonzern Toyota die Investoren verschreckt hat. Einem Zeitungsbericht zufolge streicht Toyota wegen des Engpasses bei Halbleitern sein Produktionsziel für September um 40 Prozent zusammen. Toyota-Titel rutschten um 4,4 Prozent ab. Auch die Aktien von VW und BMW sackten jeweils um die zwei Prozent sowie über drei Prozent ab.

„Kurzfristig denkende Anleger sollten erst mal Korrektur abwarten“

Hella: Der Scheinwerfer- und Elektronikspezialist wartet bei den wohl letzten Jahreszahlen der eigenständigen Hella mit glänzenden Zahlen auf. Der vom französischen Konkurrenten Faurecia übernommene Zulieferer erhöhte im abgelaufenen versetzten Geschäftsjahr seinen Umsatz um über 13 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Der Gewinn stieg von 227 auf 510 Millionen Euro. Die guten Fundamentaldaten begeisterten die Anleger allerdings wenig. Die Aktie bewegte sich mit leicht negativer Tendenz (minus 0,3 Prozent). Der Kurs des Papiers notierte bei 60,82 Euro.

Lanxess: In der Chemieindustrie zeichnet sich für das zweite Halbjahr keinerlei Eintrübung der starken Konjunktur ab. Das zeigt sich auch an den Aktien von Lanxess, denen einige Aktienstrategen ein hohes Entwicklungspotenzial zutrauen. Die MDax-Papiere notierten am Donnerstag bei knapp 59 Euro Euro. Zuvor hatte die US-Investmentbank Goldman Sachs das Lanxess-Papier von „Sell“ auf „Buy“ und damit gleich um zwei Schritte hochgestuft. Das Kursziel hob Analystin Georgina Iwamoto von 56 auf 72 Euro an und bescheinigte so ein hohes Entwicklungspotenzial.

Infineon: Die Papiere des Chipherstellers waren eines der Schlusslichter im Dax mit einem Minus in der Spitze von 3,5 Prozent. Zum Handelsschluss erholte sich der Wert dann wieder auf über 33,49 Euro. Es bleibt ein Minus von einem Prozent. Die Infineon-Aktien litten wie bereits andere Chiphersteller unter Aussagen zu Lieferengpässen, da die Delta-Variante des Coronavirus vor allem in Asien stark auf dem Vormarsch ist. So hatte am Vorabend der US-Netzwerkspezialist Cisco zur Vorlage seiner Quartalszahlen mit Blick auf das restliche Jahr die befürchteten Lieferengpässe hervorgehoben. Auch der Entwickler von Grafikprozessoren Nvidia verwies auf eine angespannte Angebotslage für Bauteile.

Ölpreise auf Talfahrt

Für die Ölpreise geht es weiter abwärts. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Donnerstag 66,13 Dollar – über zwei Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte WTI fiel um 1,14 Dollar auf 63,27 Dollar.

Seit dem Mittwochnachmittag hat die Talfahrt der Ölpreise zudem Fahrt aufgenommen. Der Anstieg von Corona-Infektionen in Asien und ein starker Dollar setzen den Ölpreis unter Druck. „Mit der Beschleunigung der Infektionsrate der Delta-Variante sind die Bedenken über eine mögliche Erosion der weltweiten Ölnachfrage wieder aufgekommen“, sagte Gordon Ramsay, Analyst der RBC-Bank.

Der Preis für US-Öl erreichte zeitweise den tiefsten Stand seit Mai. Mit der Notierung für Öl aus der Nordsee ging es seit Mittwochnachmittag etwa zweieinhalb Dollar nach unten.

Es war zudem bekannt geworden, dass die Benzinreserven in den USA überraschend gestiegen waren. Dies habe am Markt die Nachfragesorgen verstärkt, hieß es.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.

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