Der Chefökonom – Kommentar: Nicht die Geldpolitik muss die Immobilienpreisblasen regulieren

Heute sieht sich die EZB mit den höchsten Inflationsraten ihrer Geschichte konfrontiert.
Im vergangenen Sommer hat die Europäische Zentralbank (EZB) angekündigt, künftig bei ihrer Bewertung von Inflation auch Immobilienpreise berücksichtigen zu wollen. Die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel sagte, der Immobilienboom erhöhe das Risiko, dass die Währungshüter zu spät bei der Änderung der Geldpolitik agierten.
Anders als etwa in den USA fließen in der Euro-Zone die Preise für Eigenheime nicht in die Inflationsmessung ein, während die Wohnungsmieten im Harmonisierten Verbraucherpreisindex berücksichtigt werden.
Das war im vergangenen Sommer, also zu einer Zeit, als nicht wenige Verantwortliche in der EZB noch immer glaubten, sie müssten gegen deflatorische Tendenzen im Währungsraum ankämpfen und die Preisentwicklung stimulieren. Da lag es nahe zu prüfen, ob der verwendete Index die tatsächliche Inflation womöglich unterschätzt.
Zur Erinnerung: Im Mai 2021 hatte die Inflation im Euro-Raum erstmals seit nahezu drei Jahren wieder an der Zwei-Prozent-Marke gekratzt, um im Folgemonat wieder zurückzugehen. Inflationswerte wie im zurückliegenden Monat April, als der Preisanstieg im Euro-Raum bei 7,5 Prozent lag, schienen damals jenseits des Vorstellungshorizonts – nicht nur im EZB-Tower.





