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AutomobilindustrieEU-Klimaziele verhindern den Automobilbau der Zukunft

Kraftfahrzeuge mit Reichweitenverlängerer sind umweltfreundlich und extrem effizient. Warum die deutschen Automobilhersteller dennoch unter die Räder geraten, erklärt Joachim Weimann. Ein Gastkommentar. 05.02.2025 - 12:33 Uhr Artikel anhören
Der Autor: Joachim Weimann ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Foto: NurPhoto/Getty Images

Die Autoindustrie Europas befindet sich in einer unheilvollen Zwickmühle. Sie muss auf den Märkten bestehen, unterliegt aber gleichzeitig den planwirtschaftlichen Vorgaben der Europäischen Union (EU), die vorschreibt, welche Autos gebaut werden dürfen und welche nicht. Ab 2035 dürfen nur noch emissionsfreie Autos die Werke verlassen. Nach jetzigem Stand der Technik sind das BEVs (Battery Electric Vehicles).

Zu Beginn lief es ganz gut. Der Staat subventionierte den Kauf von BEVs in einer beispiellosen Weise und es gab genug Konsumenten, die diese Subventionen dankbar in Anspruch nahmen. Dann geschah, was geschehen musste.

Dem Finanzminister wurde klar, dass die Subventionen die finanziellen Möglichkeiten des deutschen Staates deutlich überforderten, und die Subvention wurde eingestellt. Dummerweise verloren die Konsumenten daraufhin auch ihr Interesse an den BEVs. 2024 ist die Nachfrage nach E-Autos um 27 Prozent eingebrochen.

» Lesen Sie auch: Sparkurs der deutschen Autokonzerne: „Die fetten Jahre kommen nicht wieder“

Jedes Automobil braucht zwei Dinge: einen Antrieb und einen Energiespeicher, den es mitführen kann. Was den Antrieb angeht, ist ein BEV jedem Verbrenner haushoch überlegen. Beim Energiespeicher ist der Vorteil jedoch genauso deutlich auf der Seite des Verbrenners, denn die Energiedichte eines Liters Diesel in eine Batterie zu packen ist nicht möglich.

Die nach wie vor hohen Preise für Batterien bescheren den BEVs einen Preisnachteil. Sie kosten einfach deutlich mehr als ein Verbrenner. Der Ladestrom ist ebenfalls teuer, die Ladeinfrastruktur ist unterentwickelt, die Ladezeiten sind zu lang und die Reichweiten zu kurz.

REEVs kombinieren die Vorteile eines E-Antriebs mit den Speicherfähigkeiten fossiler Brennstoffe

Den Ausschlag für Verbrenner dürfte aber die Tatsache geben, dass es sich in einem Verbrenner mit einem Wirkungsgrad von „nur“ 45 Prozent recht komfortabel fahren lässt, was man von einem BEV mit einem Wirkungsgrad von 100 Prozent, aber leerer Batterie nicht sagen kann.

All das bringt die EU nicht von ihrem Weg ab. Es bleibt dabei, dass sich die Industrie dem „BEV only“-Diktat zu unterwerfen hat. Doch ist die Idee, mit BEVs CO2 einzusparen, alles andere als überzeugend. Weder der Ladestrom noch die Herstellung der Batterien sind CO2-frei zu haben, und kommt man auf die verwegene Idee, einmal auszurechnen, was es kostet, mit einem BEV eine Tonne CO2 einzusparen, landet man bei einem vierstelligen Betrag. Da die gleiche Einsparung an anderer Stelle zweistellig zu haben ist, sollte damit klar sein, dass BEVs besser nicht für den Klimaschutz eingesetzt werden sollten.

Aber damit nicht genug: Es könnte sein, dass die Autoindustrie wegen der Klimaziele erneut unter die Räder kommt. Dieses Mal unter die Räder einer neuen Gattung von Automobilen, den REEVs (Range Extended Electric Vehicles). Die kombinieren die Vorteile eines reinen Elektroantriebs mit den Speicherfähigkeiten fossiler Brennstoffe.

Angetrieben wird der Wagen ausschließlich von einem Elektromotor, für den allerdings nur eine kleine und deshalb günstige Batterie eingebaut ist. Zusätzlich gibt es einen kleinen Verbrenner, der einen Generator antreibt, mit dem die Batterie geladen wird. Da der Verbrenner nur dem Betrieb des Generators dient, kann er deutlich effizienter konstruiert werden als ein Motor für den Antrieb des Autos. Das Ergebnis: knapp über zwei Liter Benzin auf 100 Kilometer bei einer Reichweite von mehr als 1000 Kilometern.

Die Klimaziele der EU sind dafür verantwortlich, dass in Europa eine Technik, die mit großer Wahrscheinlichkeit die Zukunft des Automobilbaus bestimmen wird, nicht entwickelt und vermarktet werden kann.
Joachim Weimann

Aber die REEVs haben in Deutschland keine Chance, denn mit ihnen kann man das Emissionsziel der EU nicht schaffen. In China gibt es solche Ziele nicht. Li Auto, eine Firma, die erst seit 2020 Autos verkauft, hat sich mit der REEV-Technik in kürzester Zeit durchgesetzt. In 2024 hat Li über eine Million Autos verkauft, für 2025 wird mit einer Verdoppelung gerechnet. Chinesische Autos verkaufen sich schlecht in Europa. Aber die angekündigten REEV-Versionen von BYD und Leapmotor stoßen hier auf reges Interesse.

Kein Wunder, die Europäer können ja nichts dergleichen anbieten – weder in Europa noch in China! Wenn es schlecht läuft, kann sich das als echte Katastrophe für die Europäer erweisen, denn dann verlieren sie den heimischen Markt an die Chinesen und gleichzeitig ihre Exportchancen in China und dem Rest der Welt.

Schuld daran wären letztlich die Klimaziele der EU, die verhindern, dass in Europa eine Technik entwickelt und vermarktet werden kann, die mit großer Wahrscheinlichkeit die Zukunft des Automobilbaus bestimmen wird. Die Folge könnte ein Exodus der Autobauer sein, der Donald Trumps Traum wahr machen könnte, dass VW, BMW und Mercedes eines Tages amerikanische Unternehmen sein werden. Es zeigt sich wieder einmal, dass Klimaziele nicht die Lösung sind, sondern das Problem.

Der Autor:
Joachim Weimann ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg.

Mehr: Neue asoziale Marktwirtschaft: Für Europa schlägt die Stunde der Wahrheit

Erstpublikation: 04.02.2025, 04:29 Uhr.

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