Gastbeitrag: Deutschland und Großbritannien kooperieren bei der Verteidigung

Wir leben in einer Zeit wachsender Instabilität und zunehmender Krisen und Konflikte. Eine engere Zusammenarbeit in Europa und innerhalb des Nato-Bündnisses ist daher wichtiger denn je. Um unsere Gegner abzuschrecken, brauchen wir starke gemeinsame Fähigkeiten und integrierte Streitkräfte.
Deutschland und Großbritannien rücken daher heute enger zusammen. Wir unterzeichnen die Trinity-House-Vereinbarung, die unsere beiden Nationen enger aneinander binden, die europäische Zusammenarbeit stärken und unsere kollektive Sicherheit verbessern wird. Dieser wichtige Schritt erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt für die europäische und transatlantische Sicherheit.
Angesichts des anhaltenden Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine und der zunehmenden globalen Bedrohungen ist unsere Sicherheit alles andere als selbstverständlich. Wir müssen handeln, und zwar gemeinsam.
Gemeinsame Projekte stärken die Verteidigungsindustrie in beiden Ländern
Diese Vereinbarung, die Teil einer umfassenderen deutsch-britischen Kooperation ist, trägt maßgeblich dazu bei, die Beziehungen zwischen unseren Streitkräften zu vertiefen, unsere gemeinsamen Fähigkeiten zu verbessern und unsere Wirtschaft zu stärken.
Großbritannien und Deutschland gehören zu den europäischen Partnern mit den höchsten Verteidigungsausgaben. Mit unserer Partnerschaft verpflichten wir uns zu weitreichender militärischer, industrieller und strategischer Zusammenarbeit. Konkret wird sie eine Reihe von Großprojekten vor allem für die Luft-, Land- und Seestreitkräfte fördern. Unsere Projekte sind offen für Alliierte und Partner, denn gemeinsam sind wir stärker.
Zusammen mit anderen Partnern werden wir an der Optimierung und Integration von Luftverteidigungssystemen arbeiten, um den europäischen Luftraum besser zu schützen. Dazu gehört auch die schnelle Entwicklung neuer Langstreckenwaffen, die präziser sind und eine größere Reichweite haben als alle marktverfügbaren Systeme. Auch bei der Weiterentwicklung des Radpanzers Boxer sowie der Erforschung und Entwicklung von Drohnen und anderen zukunftsträchtigen Systemen wollen wir in Zukunft zusammenarbeiten.
Das Abkommen wird zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen unseren Streitkräften führen, mit gemeinsamen Schulungen und Übungen zur Stärkung der Nato-Ostflanke und deutschen Flugzeugen, die in regelmäßigen Abständen vom schottischen Lossiemouth aus operieren, um den Nordatlantik zu schützen.
All diese Projekte werden nicht nur Europa sicherer machen, sondern auch unsere jeweiligen Verteidigungsindustrien stärken. Für die deutsche Industrie ergeben sich daraus beträchtliche Vorteile, zum Beispiel größere Märkte für Zukunftstechnologien und neue Waffensysteme. Im Vereinigten Königreich ebnet die Vereinbarung den Weg für den Bau einer neuen Fabrik für Artillerierohre, die Hunderte von Arbeitsplätzen schafft und die dortige Produktion wiederbelebt.
Die Zusammenarbeit erhöht die Sicherheit Europas
Mit unserer Vereinbarung bekräftigen wir unser Engagement bei der Unterstützung der mutigen Ukrainerinnen und Ukrainer. Ihr Verteidigungskampf stellt heute die größte Herausforderung für Europa dar. Wir arbeiten daran, die von Deutschland gelieferten Sea-King-Hubschrauber mit modernen Flugkörpern auszustatten, und wollen die Ukraine so mit einer neuen und wichtigen Fähigkeit ausstatten.
Als überzeugte Nato-Alliierte und europäische Partner bekräftigen wir heute unser Engagement für das transatlantische Bündnis und die wichtige Rolle der Nato bei der Sicherung unseres Friedens in Europa. Unsere Landstreitkräfte werden unter anderem in Estland und Litauen noch enger zusammenarbeiten, um gemeinsam die Ostflanke zu schützen. Durch gemeinsame Übungen und Manöver stellen wir sicher, dass wir effektiv abschrecken und im Bedarfsfall kampfbereit sind. Darüber hinaus tragen wir gemeinsam zum Schutz der kritischen Unterwasserinfrastruktur zum Beispiel bei Unterseekabeln in der Nordsee bei.
Nicht zuletzt spiegelt diese Vereinbarung die Entschlossenheit Großbritanniens und Deutschlands wider, für eine sichere Zukunft Europas zusammenzuarbeiten. Gemeinsam stärken wir unsere militärischen Fähigkeiten, das Nato-Bündnis und unsere Wirtschaft. Diese Vereinbarung ist ein wichtiger Meilenstein in unseren Bemühungen, die europäische Sicherheit zu erhöhen und sicherzustellen, dass beide Nationen auf aktuelle und künftige Bedrohungen vorbereitet sind.
Unsere Streitkräfte und Verteidigungsindustrien haben sich nicht nur verpflichtet, enger als je zuvor zusammenzuarbeiten. Wir senden heute auch eine eindeutige Botschaft an diejenigen, die uns bedrohen: Großbritannien und Deutschland sind gemeinsam mit den internationalen und europäischen Verbündeten und Partnern entschlossen, Europa und den euroatlantischen Raum zu schützen und zu verteidigen.





Die Autoren: Boris Ludwig Pistorius ist Bundesverteidigungsminister. John Healey ist Verteidigungsminister von Großbritannien.
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