Gastkommentar: Die Schattenseiten der Globalisierung

Daron Acemoglu ist Ökonomieprofessor am Massachusetts Institute of Technology.
Globale Lieferketten waren früher das Letzte, worüber sich politische Entscheidungsträger Sorgen machten. Lange Zeit beschäftigten sich fast ausschließlich Ökonomen damit, welche möglichen Effizienzgewinne und potenziellen Risiken von den Verflechtungen ausgehen. Obwohl 2011 schon die japanische Nuklearkatastrophe in Fukushima eindringlich gezeigt hat, wie negativ sich Unterbrechungen der Lieferketten auf die Weltwirtschaft auswirken, ahnten nur wenige Politiker: Das könnte ein zentrales Problem werden.
Heute ist das ganz anders. Die aktuellen Versorgungsengpässe etwa bei Halbleitern, begleitet von Corona-bedingten Störungen der Transportwege, behindern Produktionsprozesse, stützen die Inflation – und beschäftigen inzwischen politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt. So hat die Regierung von US-Präsident Joe Biden erkannt, dass funktionierende Lieferketten ein Schlüssel zur künftigen wirtschaftlichen Sicherheit sind.
Im Februar 2021 wies Biden mehrere Bundesbehörden an, die amerikanischen Lieferketten zu sichern und zu stärken. Und im Juni veröffentlichte das Weiße Haus einen 100-Tage-Bericht zum Thema „Aufbau widerstandsfähiger Lieferketten, Wiederbelebung der amerikanischen Fertigung und Förderung eines breit angelegten Wachstums“. Der Bericht enthält viele wichtige Vorschläge – etwa zur Anhebung des Qualifikationsniveaus amerikanischer Arbeitskräfte und der Innovationsfähigkeit der Wirtschaft.





