Gastkommentar: Mehr Tempo beim Kampf gegen die Erderhitzung!

Ottmar Edenhofer ist Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin.
Die Erwartung an die Weltklimakonferenz ist gewaltig – sie soll eine Zäsur werden. Trotz aller Verhandlungen und Berichte des Weltklimarats sind die Treibhausgasemissionen in den beiden Jahrzehnten bis einschließlich 2019 stetig gestiegen. Sie müssen aber bis 2050, also in nur 29 Jahren, auf null gesenkt werden, will die Weltgemeinschaft die Ziele des Abkommens von Paris noch erreichen: Sechs Jahre nach dieser historischen Festlegung soll es nun zu der längst überfälligen Trendwende kommen.
Doch die Vorzeichen, unter denen die Konferenz von Glasgow steht, sind nicht ermutigend. Die Erholung der Weltwirtschaft nach der Corona-Delle 2020 hat die Emissionen auf einen neuen Höchststand getrieben. Die Preise für den etwas weniger klimaschädlichen fossilen Brennstoff Erdgas steigen schneller als die Kohlepreise, weil beim Gas die Nachfrage in Asien enorm gewachsen ist und Russland die zusätzliche Nachfrage derzeit nicht bedienen will.
So werden Kohlekraftwerke wieder rentabler. Dazu muss man wissen: Wenn die weltweit im Betrieb und im Bau befindlichen Kohlekraftwerke so lange laufen wie von den Investoren geplant, verbrauchen sie das gesamte mit dem 1,5-Grad-Ziel kompatibel verbleibende Kohlenstoffbudget der Menschheit. Hinzu kommt, dass der unerwartete Energiepreisanstieg Klimaschutz politisch schwieriger macht. Er befeuert die Inflation und gefährdet das Vertrauen in die Wohlstandsentwicklung – kein Wunder, schließlich hat sich der Ölpreisschock von 1973 in das Gedächtnis der westlichen Welt als Beginn einer lang anhaltenden Stagnation eingebrannt.





