Gastkommentar Wie Unternehmenskultur zum Schlüssel für Erfolg werden kann

Eine lebendige Unternehmenskultur fördert Innovationen. Dazu gehört unter anderem gute Kommunikation. Die wird in Corona-Zeiten noch wichtiger.
Unter einer schlechten Unternehmenskultur leiden alle. Die Teams verlieren ihre Motivation, das innovative Denken lässt nach – eine Kombination, die selbst solide Unternehmen in Bedrängnis bringen kann. Doch was macht Unternehmenskultur eigentlich aus?
Vor zehn Jahren habe ich das Fintech-Start-up Mambu mitbegründet, das Banksoftware anbietet. Meine aktuelle Aufgabe ist es, unsere Unternehmenskultur zu definieren und zu fördern. Kultur wird durch jede Handlung, Überzeugung, Wertvorstellung, Geschichte oder Entscheidung, die Menschen in einem Unternehmen täglich treffen, reflektiert und verstärkt.
Unternehmenskultur offenbart sich in unterschwelligen Botschaften
Arbeitskultur ist „die Art, wie wir die Dinge hier tun“. Die Definition der Unternehmenswerte, der Mission und der Philosophie ist zwar von entscheidender Bedeutung, gleichzeitig aber nur die eine Seite der Medaille.
Manager übersehen manchmal, dass das, was sie ihrem Team vermitteln, allein nicht ausreicht. Denn Unternehmenskultur offenbart sich auch in den unterschwelligen Botschaften, den Geschichten, die in Slack-Kanälen geteilt werden – und in dem, was passiert, wenn keine Führungskräfte präsent sind und wir uns nicht damit beschäftigen, To-do-Listen abzuhaken.

Sofia Nunes ist Mitgründerin von Mambu. Sie zählt zu den 100 Frauen, die Deutschland bewegen (Handelsblatt-Ausgabe vom 5.3.2021).
Wenn Unternehmen wollen, dass ihre Beschäftigten die Unternehmenskultur verinnerlichen, müssen ein paar Dinge passieren: Alle Systeme und Prozesse müssen aufeinander abgestimmt sein und die Unternehmensgrundwerte unterstützen. Wichtig ist auch, wie und ob die Führungskräfte im Unternehmen diese Werte leben.
Einer der Gründe, warum gerade Techunternehmen so viel in ihre Kultur investieren, ist, dass sie innovativ bleiben wollen. Ausgangspunkt für Innovation in der Unternehmenskultur ist Diversität – die Diversität von Menschen und Ideen, bei der jeder für das Einbringen seiner eigenen Perspektive wertgeschätzt wird. Mambu beispielsweise wurde von drei Personen aus verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichem Hintergrund und aus unterschiedlichen akademischen Disziplinen gegründet.
Mehr Freiraum für Innovationen
Hilfreich für Unternehmen ist es, immer wieder neue Teammitglieder aus allen Ländern und Gesellschaftsschichten willkommen zu heißen. Mitarbeitern genügend Freiraum zu geben – mental und physisch – schafft die Umgebung für innovative Ideen und Entscheidungen. Oft kommen die besten Ideen ja, wenn man spazieren geht, sich also einen geistigen Freiraum gönnt. Geeignet ist etwa eine Viertagewoche, damit Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen genügend Zeit haben, über den Tellerrand hinaus zu blicken.
Wichtig für eine lebendige Unternehmenskultur, die sich in Produktivität widerspiegelt, ist die Motivation des Teams. Hier sollte man auf das Konzept der „dienenden Führung“ setzen, das auf einer Coaching-Mentalität beruht. Es geht darum, Macht abzugeben und den Einzelnen Entscheidungen zu überlassen, neue Projekte in Angriff zu nehmen und neue Initiativen zu starten. Das verstärkt das Gefühl der Sinnhaftigkeit innerhalb des Unternehmens. Man sollte sich nicht ausschließlich auf das Geschäft konzentrieren.
Vermutlich sind zwei der heikelsten Konzepte der Unternehmenskultur untrennbar miteinander verbunden: Scheitern und Veränderung. Natürlich wollen Unternehmen keine Misserfolge, sie müssen aber akzeptieren, dass es sie immer wieder geben wird. An diesem Punkt kommt Change-Management ins Spiel. Wenn wir scheitern, sind wir gezwungen, uns Veränderungen zu stellen. Mit der Zeit muss man lernen: Veränderungen sind nichts anderes als offene Türen zu anderen Möglichkeiten.
Corona erfordert noch bessere Kommunikation
Während der letzten 14 Monate standen viele von uns durch Corona vor großen Veränderungen und Herausforderungen. Covid-19 hat unser Arbeitsleben tiefgreifend beeinflusst: Nur noch wenige gehen ins Büro. Wie hat sich das auf die Unternehmenskultur ausgewirkt, und was können wir daraus lernen?
Vor allem wohl, mehr miteinander zu kommunizieren. Bei so viel Ungewissheit, Isolation und Distanz müssen wir mentalen Problemen vorbeugen – insbesondere bei Kollegen und Kolleginnen, die allein leben oder gerade in eine neue Stadt gezogen sind und nun von den sozialen Kontakten am Arbeitsplatz abgeschnitten sind. Deshalb sollten Führungskräfte beispielsweise ermuntert werden, häufiger Einzelgespräche zu führen. Wichtig ist auch, dass die Unternehmensführung in Town Hall Meetings regelmäßig mit den Mitarbeitern kommuniziert.
Fest steht: Eine lebendige Unternehmenskultur ist Voraussetzung für den geschäftlichen Erfolg. Wenn die Beschäftigten das Herz am rechten Fleck haben und die richtigen Werte leben, werden Unternehmen ohnehin eine gesunde Kultur entwickeln.
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