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Prüfers KolumneBis zum letzten Dsfouehgiüuvnerhugbegsuhstgregtv

Wo geschrieben wird, da werden Fehler gemacht. Doch dank Spracherkennung diktieren wir inzwischen unseren Alltag. Werden wir die Kulturtechnik „tippen“ vermissen? Und sparen wir jetzt Energie ein?Tillmann Prüfer 20.01.2024 - 10:47 Uhr
Der Autor ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“. Foto: Handelsblatt

Ich habe gelesen, dass Tippen auf einer Tastatur bald überflüssig wird. Das bedeutet, neben Autofahren mit manueller Schaltung wird nun eine zweite Kulturtechnik abgeschafft, die ich nicht beherrsche. Doch im Unterschied zum Autofahren ist Tippen etwas, das mir täglich abverlangt wird.

Schon als ich ein Kind war, sollte ich tippen und konnte es nicht. Es begann mit den wuchtigen Schreibmaschinen, die mich in meinen jungen Jahren umgaben. Man musste mit den Fingern geradezu auf sie eindreschen, um einen Buchstaben auf das Blatt zu bekommen, und wenn man einen Großbuchstaben printen wollte, dann musste man die „Shift“-Taste anschlagen.

Warum heißt die wohl Shift-Taste? „To shift“ heißt „verschieben“, und wenn man die Taste drückte, schob man den gesamten Block der Schreibmaschinen-Typen nach oben. Der war einigermaßen gewichtig für einen Kinderfinger, was bei mir den Eindruck erzeugte, ein schreibender Beruf sei zu schwer für mich.

Mein Freund, die Rücklöschtaste

Man sagte mir, dass man den Zehnfingersatz lernen müsse, um die Schreibmaschine zu beherrschen. Und manchmal versuchte ich, ihn mir beizubringen, aber weit kam ich nie. Später kamen elektrische Schreibmaschinen, die sogar Korrekturbänder hatten, und dann gab es keine Schreibmaschinen mehr, sondern nur noch Computer. Die Computer hatten Tastaturen, und auf den Tastaturen traf ich die Buchstaben nur so ungefähr. Die Rücklöschtaste wurde mein Freund.

Und so stümpere ich bis heute herum. Ich denke manchmal an all die sinnlos von mir auf Tastaturen getippten falschen Buchstaben. Mit all der Energie, die dabei verloren ging, als ich den Finger auf die falschen Tasten senkte, mit all dem Dsfouehgiüuvnerhugbegsuhstgregtv, könnte man wohl eine Kleinstadt versorgen.

Auf Papier ausgedruckt müsste für all diese verschwendeten Buchstaben ein ganzer Wald abgeholzt werden. Dann kamen die Smartphones mit ihren Mini-Touchscreen-Tastaturen, und ich mit meinen dicken Daumen traf die richtigen Buchstaben meist nicht einmal mehr ungefähr.

Und nun ist es vorbei. Nun muss niemand mehr eine Taste drücken, wir reden alle mit unseren Smartphones und diktieren. Man merkt dies schon daran, dass man von Leuten, die früher eine sehr knappe SMS geschickt haben, nun sehr ausführliche Nachrichten geschickt bekommt. Sie reden die Texte einfach in ihre Smartphones hinein. Überall sehe ich nun Menschen, die mit ihren Geräten reden, weil sie Texte dort hineindiktieren.

Ich bin bald der letzte Mensch, der noch tippt. Irgendwie traue ich mich nicht, einfach loszulabern. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Texte, die mit der Hand produziert werden, kompakter und dichter sind. Oder ich mag meine eigene Stimme einfach nicht.

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Ich werde der Letzte sein, der noch Tippfehler macht. Ich schreibe noch „Turbiene“ statt „Turbine“ und „Kaate“ statt „Karte“. Wenn es wirklich stimmt, dass die größten Kreationen aus Fehlern kommen, dann stehen nun langweilige Zeiten an.

Vielleicht sollte man eine Künstliche Intelligenz entwickeln, die künstlich Fehler erzeugt. Drs wäre mein Vorschlaf.

Mehr: Microsoft führt eigene Taste für seinen KI-Copiloten ein

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