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Prüfers KolumneStart-ups wollen meine Klamotten für mich verkaufen

Eine H&M-Tochter bietet mir an, meine Secondhandmode zu verkaufen und mich am Erlös zu beteiligen. Eine gute Idee, die mich sicher in den nächsten Fehlkauf stürzt. 19.11.2022 - 11:00 Uhr Artikel anhören

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.

Foto: Handelsblatt

Neulich bekam ich einen Umschlag in die Hand mit einer großen Plastiktasche darin. Sie ist von dem Unternehmen Sellpy, einer Tochter von H&M. Es geht dabei darum, eigene gebrauchte Klamotten zu verkaufen. Das ist ja mittlerweile ein großes Ding – die Secondhandmode.

Die Menschen haben auf der einen Seite übervolle Kleiderschränke und das Gefühl, sie haben eher zu viel als zu wenig. Gleichzeitig ziehen wir meist nur einen Bruchteil der eigenen Sachen an, der Rest des Schranks ist mit Fehlkäufen zugehängt. Hosen, die doch nicht so gut sitzen wie gedacht. Hemden, die leider eine Spur zu bunt oder zu ausgefallen sind.

Zu schade, um sie wegzuwerfen, aber auch ein ewiges Mahnmal, dass ich einen schlechten Modegeschmack habe. Warum habe ich da zugegriffen? Warum kannte ich meine Grenzen nicht, als ich dieses gemusterte Jackett kaufte? Und hätte ich nicht vorher wissen sollen, dass mir Grün einfach nicht steht?

Früher landeten solche Dinge irgendwann in der Altkleidersammlung, mittlerweile hat sich durchgesetzt, dass wir alte Kleidung wieder zu Geld machen möchten. Und zwar nicht nur, indem wir einen Sack Klamotten bei einem Secondhandshop abgeben, sondern selbst verkaufskräftig werden.

Wie fülle ich den Platz in meinem Kleiderschrank?

Wir können das über Plattformen wie Vinted tun und die Nachfragen von Interessenten beantworten, das neongelbe T-Shirt in einen Umschlag packen und diesen dann zur Post bringen. Aber mir wären schon solche Nachfragen unangenehm. Ich würde fürchten, dass mich jemand fragen könnte, warum um Himmels willen ich glaubte, dass eine solche Farbe mir stehen würde.

Eigentlich wäre es also am besten für mich, ich könnte meine Sachen einfach in eine Tüte packen und an einen Zwischenhändler wie Sellpy schicken. Sellpy lockt damit, dass sie Experten hätten, die dann meine Stücke sichten und ermitteln würden, was davon sich noch verkaufen lässt oder nicht. Am Erlös werde ich dann beteiligt.

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Wenn die Experten dann meine Tasche öffneten, würden sie sich vielleicht wundern, wer da so viele Sachen hat, die alle nicht zueinander passen. Sie würden vielleicht mit spitzen Fingern meine extraweite Hose anfassen, von der ich mal dachte, sie sei cool. Vielleicht gäbe es den einen oder anderen Lacher in der Sellpy-Zentrale. Das würde ich wohl aushalten.

Ein größeres Problem wäre aber, dass dann neuer Platz in meinem Kleiderschrank wäre. Platz, den ich füllen würde, mit Hemden, Pullovern und Hosen, die mich modisch überfordern. Vielleicht muss ich meine Sachen allein deshalb behalten. Damit sie weiterhin den Raum im Kleiderschrank blockieren und mich vor weiteren Fehlkäufen bewahren. Manchmal ist es besser, wenn ein Kleidungsstück erst gar nicht gekauft wird.

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Tillmann Prüfer
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