1. Startseite
  2. Meinung
  3. Gastbeiträge
  4. Schlaf braucht den richtigen Sound – nur welchen?

Prüfers KolumneSchlaf braucht den richtigen Sound – nur welchen?

Viele Menschen schlafen zu wenig. Könnten Apps bei Schlafstörungen helfen? Noch besser wäre ein Blick auf die japanische Schlafkultur.Tillmann Prüfer 27.08.2022 - 11:12 Uhr Artikel anhören

Tillmann Prüfer ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“.

Foto: Handelsblatt

Ich habe neulich die App „Endel“ heruntergeladen, die mir auf Tiktok offeriert wurde. Die Werbung versprach: „Gehirnorgasmus in fünf Minuten“. Ich weiß nicht, warum diese Werbung sofort bei mir funktioniert hat, wahrscheinlich, weil ich mich fragte, was ein Gehirnorgasmus ist.

Als ich die App dann öffnete, war davon allerdings nicht mehr die Rede, eher von Entspannung: „Wir leben in einer Welt, die uns überreizt. Das macht uns müde, gestresst und schlaflos“, teilte mir der Bildschirm mit. Und weiter: „Eine neue Welt braucht neue Lösungen. Gestützt von der Wissenschaft des Sounds. Optimiere Deinen Geist mit der Hilfe von Klangpower.“ Die App findet also, die Welt sei überreizt, und will das mit noch mehr Klängen kurieren.

Bei Endel geht es offenbar darum, jeden Zustand des Tages mit dem idealen Sound zu begleiten, sodass man optimiert arbeiten kann – und danach natürlich auch optimiert schlafen. Denn der Schlaf, er ist offensichtlich ein großes Problem in unserer westlichen Welt. Es gibt eine Empfehlung, 7,5 Stunden zu schlafen, aber viele Menschen schlafen weniger, fast 40 Prozent nur vier bis sechs Stunden.

Etwa ein Viertel der Deutschen klagt über Schlafstörungen. Wenn man es also schafft, seinen Schlaf zu optimieren, hat man schon sehr deutliche Vorteile.

Der Schlaf in der westlichen Welt wurde ja durch die Industrialisierung geprägt. Weil es uns der Arbeitsrhythmus vorgibt, schlafen wir an einem Stück durch und sind danach wach. Vor der Industrialisierung hatten Menschen offenbar einen anderen Schlafrhythmus. Sie gingen früher ins Bett und wachten in der Nacht auf, um in einer Art Schlafpause noch einige Arbeiten zu erledigen. Danach gingen sie wieder schlafen.

Heute ist das nicht mehr üblich, was vielleicht auch ganz gut ist, sonst würde sich unser Chef mit uns in der Schlafpause zu einer Zoom-Konferenz verabreden.

Weitere Kolumnen von Tillmann Prüfer

Woanders schläft man übrigens gern auch mal zwischendurch. In Japan pflegt man das Inemuri. Das öffentliche Einschlafen im Zug oder auch im Büro gilt nicht als Problem, sondern als Recht nach harter Arbeit. Wer schläft, hat etwas geleistet. Ob da der Sound stimmt?

Ein Schläfchen wird in deutschen Büros ja nicht gern gesehen. Auf dem Büroschreibtisch den Kopf abzulegen, das gehört sich nicht. Jeder weiß, dass der sogenannte Powernap am Nachmittag neue Energien freisetzt, aber trotzdem traut sich niemand, bei der Arbeit einzuschlummern.

Verwandte Themen Japan Zoom Süddeutsche Zeitung Software

In Japan, so las ich in der „Süddeutschen Zeitung“, wird nun sogar ein Schlafschrank entwickelt. Damit kann man sich für ein Nickerchen gewissermaßen diskret in die Ecke stellen. Auch eine tolle Idee.

Vielleicht kann man sich dabei auch von der Endel-App beschlummern lassen. Bleibt nur zu hoffen, dass man dann nicht ausgerechnet in diesem Kasten seinen ersten Gehirnorgasmus bekommt.

Mehr: Wie Socken mit Gesicht zum Gesicht der Globalisierung werden

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt