Prüfers Kolumne: Was kann die KI eigentlich nicht besser?

Viele Menschen haben gerade Angst vor der Macht der KI, der sogenannten Künstlichen Intelligenz. In der „Welt am Sonntag“ habe ich gelesen, dass es drei von vier Fondsmanagern nicht schaffen, mit den von ihnen geführten Fonds besser zu sein als der Marktdurchschnitt. Diese Leute werden offenbar für eine Arbeit bezahlt, die sie gar nicht machen.
Bezogen auf deutsche Aktienfonds sollen nur vier von 52 Fonds über dem Schnitt liegen. Was bedeutet, dass man die Wertpapiere auch von einem Oktopus auswählen lassen kann. Da kann man sich wenigstens auf eine einigermaßen zufällige Auswahl verlassen.
Ich habe auch gelesen, dass sich Expertenschätzungen zufolge jede dritte oder vierte Stelle im Fondsmanagement durch den besseren Einsatz von KI einsparen ließe. Denn KI-Analysewerkzeuge können unterschiedlichste Daten zu Unternehmen wie Geschäftsberichte, Analystenkommentare oder historische Kursdaten durchforsten und daraus eine Einschätzung zur Attraktivität ableiten.
>> Lesen Sie auch: Aleph Alpha oder Mistral – Welche Chancen haben Europas OpenAI-Konkurrenten im KI-Wettlauf?
Was kann KI eigentlich nicht besser? Die MIT Sloan School of Management hat einmal Werbung und Werbeprospekte von Künstlicher Intelligenz und von Menschen erstellen lassen und danach einem Publikum vorgestellt. Die KI-Produkte wurden im Schnitt besser beurteilt.
Man hat auch Werbung im Verbund von Menschen und KI testen lassen. Wenn die Software die letzte Entscheidung hatte, wie die Reklame aussehen soll, wurde diese anschließend besser beurteilt. Für einen Inhaber einer Werbeagentur könnte das nun heißen, dass er nicht nur einige, sondern alle Reklamemacher feuern sollte, um bessere Werbung anbieten zu können. Denn je mehr der Mensch beteiligt war, desto schlechter war die Werbung.
Wenig hilfreiche Alternativvorschläge
Allerdings könnte der Agenturchef sich gleich selbst feuern, denn eine Werbeagentur könnte auch sicher besser durch eine Künstliche Intelligenz geführt werden. Jedenfalls solange Konsumentscheidungen noch von Menschen gefällt werden und nicht von Algorithmen, denn dann braucht man auch keine Werbeagentur mehr.
Wenn man ChatGPT fragt, welche Berufe eigentlich arbeitslos gewordene Werbetexter annehmen können, macht die Software Vorschläge wie „ein eigenes Business gründen“, „die eigene Social-Media-Präsenz ausbauen“ oder „die Branche wechseln“, etwa ins Content-Management (was dann auch bald von der KI übernommen wird).


Den arbeitslosen Fondsmanagern rät die Software, sich als Unternehmensberater oder Finanzjournalist zu versuchen. Ich fürchte, das sind auch alles Jobs, die eine KI irgendwann einmal besser kann.
Wenn nicht einmal der Künstlichen Intelligenz eine Zukunft für das deutsche Wirtschaftspersonal einfällt, wird es wirklich ernst. Hoffentlich gibt es bald eine neue ChatGPT-Version. Vielleicht hat die ja eine Idee.







