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Asia TechonomicsEin KI-Pionier aus China sorgt für ChatGPT-Konkurrenz

Das Basis-Sprachmodell des Pekinger Jungunternehmens Yi 0I AI soll teils besser sein als Marktführer OpenAI – doch es steht vor den gleichen Hindernissen wie Chinas große Tech-Konzerne.Sabine Gusbeth 09.11.2023 - 11:35 Uhr Artikel anhören

In der wöchentlichen Kolumne schreiben Handelsblatt-Korrespondenten im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.

Foto: Klawe Rzeczy

Peking. In nur acht Monaten hat der bekannte Tech-Investor und Bestsellerautor Kai-Fu Lee aus seinem Pekinger KI-Start-up Yi 0I AI ein Einhorn gemacht, also eine Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar erreicht. Das ist bemerkenswert in einer Zeit, in der Investoren Geld aus China abziehen. Und zeigt, welches Potenzial Investoren für große Sprachmodelle in und aus China sehen. 

Weltweit setzen Tech-Konzerne große Hoffnungen in diese Form der Künstlichen Intelligenz (KI). Bislang hinke China bei der Entwicklung von großen Sprachmodellen den USA hinterher, sagt der mit US-Pass in Peking lebende Geschäftsmann aus Taiwan. Unnötig zu erwähnen, dass er dies mit seinem Start-up Yi 0I AI ändern will. Zu Lees Geldgebern gehören unter anderem sein eigener Wagniskapitalfonds Sinovation Ventures sowie der Tech-Konzern Alibaba.

Doch die junge Firma, die auf Open Source setzt, steht vor den gleichen Hindernissen wie andere Tech-Konzerne in China, die auf generative KI setzen. Wie die traditionellen und sozialen Medien werden KI-generierte Inhalte in China ebenfalls zensiert und unterliegen strenger staatlicher Kontrolle.

Die chinesische Staatsführung hat das disruptive Potenzial von KI bereits 2015 erkannt. In ihrem Masterplan „Made in China 2025“ wird sie als einer der wichtigsten Zukunftstechnologien identifiziert, in der chinesische Unternehmen führend sein sollen – auch durch staatliche Unterstützung.

Chinas Minister für Wissenschaft und Technologie, Wang Zhigang, hat Anfang des Jahres die Bedeutung generativer KI betont, aber auf die Herausforderungen für chinesische Unternehmen hingewiesen: Es drehe sich wie beim Fußball für jeden Spieler immer um Dribblings und Torschüsse, „aber der Erfolg von Messi ist nicht so leicht zu erreichen“.

Chinas Tech-Konzerne setzten auf spezialisierte Sprachmodelle für die Industrie

Das gilt umso mehr, als die chinesischen Tech-Messis von den staatlichen Aufsehern an einer immer kürzeren Leine gehalten werden. Diese Erkenntnis scheint sich auch in der Staatsführung durchzusetzen. Die im August von der Internetaufsicht CAC verkündeten „vorläufigen Maßnahmen für die Verwaltung von Diensten der generativen Künstlichen Intelligenz“ fiel deutlich weniger scharf aus als ein erster Entwurf. 

Doch die sogenannte Berichtigungskampagne der vergangenen beiden Jahre im chinesischen Tech-Sektor hat große Konzerne wie Alibaba, Baidu und Tencent vorsichtig werden lassen. Mit ihren bislang vorgestellten Sprachmodellen setzen die Unternehmen vor allem auf Industrieanwendungen, damit scheinen sie sich auf der sicheren Seite zu fühlen. Denn die Staatsführung fordert von ihnen, ihren Beitrag zur Modernisierung der chinesischen Wirtschaft zu leisten.  

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Die spezialisierten Modelle haben einen weiteren Vorteil: Sie benötigen weniger Rechenleistung – und damit weniger Prozessoren. Um ChatGPT 4 zu trainieren, waren Experten zufolge zehntausend Grafikprozessoren des Typs A100 der US-Firma Nvidia notwendig. Zu diesem Typ Chips aber haben Chinas Tech-Konzerne seit dem Inkrafttreten der strikten US-Exportkontrollen kaum noch Zugang. 

Zwar haben einige, wie Start-up-Gründer Lee, die benötigten Chips im Vorfeld gehortet oder andere Wege gefunden, sich diese zu beschaffen. So soll der Suchmaschinenriese Baidu jüngst KI-Chips des Typs 910B Ascend von Huawei im Wert von 61 Millionen US-Dollar bestellt haben, die als Alternative zu Nvidias Grafikprozessoren angeboten werden.

Nichtsdestotrotz erschweren die Beschränkungen die Entwicklung großer Sprachmodelle. Im vergangenen Monat haben die USA die Exportkontrollen sogar noch einmal ausgeweitet.

Als einer der wenigen Anbieter hat Baidu mit dem Ernie-Bot ein allgemeines generatives Sprachmodell auf den Markt gebracht. Nach einigen Startschwierigkeiten soll die Version Ernie 4.0 nach Einschätzung von Unternehmenslenker Robin Li inzwischen mit OpenAIs ChatGPT und dem zugrunde liegenden Sprachmodell GPT-4 gleichgezogen haben. Bei einigen chinesischsprachigen Aufgaben soll sie dem Marktführer gar überlegen sein. ChatGPT ist allerdings in China offiziell gar nicht verfügbar.

Das große Sprachmodell Yi-34B des jungen Pekinger Start-ups Yi 0I AI soll bei wichtigen Metriken die führenden Open-Source-Modelle übertreffen, einschließlich Llama 2 von Meta. Das zeigt eine aktuelle Rangliste auf der US-Plattform Hugging Face, die große Sprachmodelle in verschiedenen Kategorien vergleicht.

Verwandte Themen China ChatGPT Baidu USA Alibaba Nvidia

Und es macht einmal mehr deutlich: Das globale Rennen um die leistungsstärksten KI-Modelle und die besten Geschäftsmodelle, es hat gerade erst begonnen.

In der Kolumne Asia Techonomics schreiben Sabine Gusbeth, Dana Heide, Martin Kölling und Mathias Peer im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in der dynamischsten Region der Welt.

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