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Asia TechonomicsIndiens Aufstieg zur Raumfahrt-Supermacht könnte kaum besser laufen

Eine geglückte Mondmission und die Geopolitik spielen Indiens Raumfahrtindustrie in die Hände. Auch deutsche Unternehmen setzen auf die Expertise des Schwellenlandes.Mathias Peer 02.11.2023 - 12:08 Uhr Artikel anhören

Start einer Trägerrakete vom Weltraumzentrum in Sriharikota in Indien. Mehr als 150 indische Start-ups arbeiten an Weltraumtechnik.

Foto: dpa

Das deutsch-französische Raumschiff-Start-up The Exploration Company wollte seinen ersten Testflug eigentlich mithilfe der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 unternehmen. Doch das künftige Flaggschiff der Europäischen Weltraumagentur leidet vor seinem ersten Start unter massiven Verzögerungen.

Bei der Exploration Company, die einen Transportservice für Menschen und Materialien im Weltraum aufbauen will, verlor man die Geduld und suchte sich einen neuen Partner: Statt mit den Europäern will das Start-up nun mithilfe Indiens ins All.

Das Unternehmen mit Sitz in München und Bordeaux schloss dafür eine Vereinbarung mit dem kommerziellen Arm der indischen Weltraumbehörde. Bereits in wenigen Wochen soll nun Indiens umfangreich erprobte Trägerrakete PSLV den Prototyp der Exploration-Raumkapsel abheben lassen.

Es ist nicht das einzige Beispiel, das zeigt, dass sich Indiens Raumfahrtindustrie gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort befindet. Auch das britische Unternehmen OneWeb, das Breitbandinternet per Satellitenverbindung anbietet, fand in Indien den Ausweg aus einer misslichen Lage: Der ursprüngliche Plan, 36 Satelliten mit einer russischen Sojus-Rakete in die Erdumlaufbahn zu bringen, war im vergangenen Jahr infolge des Ukrainekriegs gescheitert.

Der Start vom Weltraumbahnhof auf der indischen Insel Sriharikota klappte dann in diesem Jahr problemlos.

Aktuelle Aufholjagd Indiens in der Raumfahrt

Für Indiens Aufstieg zur Supermacht im Weltall scheint gerade alles in die richtige Richtung zu laufen: Neben der aktuellen Schwäche der Europäer profitiert das Land nicht nur vom Wegfall der Konkurrenz aus Russland, das bei den Raumfahrtplänen westlicher Unternehmen wegen des Ukrainekriegs nicht mehr als Partner infrage kommt.

>> Lesen Sie hier: Gastkommentar – Warum der norwegische Aufstieg ins All auch eine Chance für Deutschland ist

Auch Chinas Raumfahrtindustrie stößt angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen auf wachsende Skepsis, wenn es darum geht, sensible Satellitentechnik ins All zu befördern.

Dass Indien als Alternativpartner für kostengünstige Weltraummissionen zunehmend in den Fokus rückt, liegt auch an den beachtlichen Erfolgen des Landes abseits der kommerziellen Dienstleistungen. Im August gelang Indien mit der Sonde Chandrayaan-3 als erst viertem Land – nach den USA, der Sowjetunion und China – eine Landung auf dem Mond.

In der wöchentlichen Kolumne schreiben Handelsblatt-Korrespondenten im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.

Foto: Klawe Rzeczy

Das Timing hätte dabei für Indien kaum besser sein können: Nur wenige Tage zuvor war Russland mit dem Versuch einer Mondlandung gescheitert – die Sonde „Luna-25“ stürzte auf dem Erdtrabanten ab. Der direkte Vergleich unterstrich die indische Aufholjagd im Weltall besonders deutlich. 

Regierungschef Narendra Modi prescht gleichzeitig mit noch ehrgeizigeren Vorhaben vor: Er nennt nun als Ziel, bis 2035 eine indische Raumstation in Betrieb zu nehmen und 2040 eine bemannte Mondmission zu starten. Bereits 2025 will Indien Astronauten in den Orbit schicken. 

Mehr als 150 indische Start-ups arbeiten an Weltraumtechnik

Schon jetzt zeigt sich, dass die Raumfahrtambitionen wie erhofft auch der indischen Privatwirtschaft einen Schub verleihen. Neben mehreren Hundert Zulieferern, die zum Teil bereits seit Jahrzehnten die indische Raumfahrtbehörde unterstützen, hat sich in den vergangenen Jahren auch eine Vielzahl von Start-ups etabliert, die mit eigener Technologie abheben wollen.

Seit 2020 sind in Indien private Raketenstarts erlaubt – die erste, Vikram S des Unternehmens Skyroot Aerospace, startete vor einem Jahr. Nach Regierungsangaben stieg die Zahl der indischen Raumfahrt-Start-ups durch die Privatisierungsentscheidung von weniger als zehn auf inzwischen mehr als 150.

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Das rasante Wachstum des Sektors fällt auch Risikokapitalgebern auf. Skyroot konnte gerade knapp 28 Millionen Dollar in einer neuen Finanzierungsrunde einwerben – unter anderem von Singapurs Staatsfonds Temasek. Das Geld soll dabei helfen, im kommenden Jahr die zweite kommerzielle Rakete des Unternehmens ins All zu schießen.

Kurz zuvor warb das indische Start-up Agnikul Cosmos, das ebenfalls einen privaten Raketenstart plant, 27 Millionen Dollar von Investoren ein. Das Unternehmen verspricht seine Dienste „zu einem Bruchteil der Preise, die bei der Konkurrenz anfallen“. 

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Mit Marktführern wie dem US-Unternehmen SpaceX von Elon Musk, das mehrere Tonnen Fracht auf einmal ins All befördern kann, können die indischen Anbieter zwar noch nicht mithalten – bei ihnen geht es derzeit nur um ein paar Hundert Kilo. Doch die Unternehmen glauben, dass in der Nische genug Platz für sie ist. Bei Skyroot vergleicht man SpaceX gerne mit einem voll beladenen Bus, während man selbst eher ein Taxi sei. Anwendungsfälle gebe es für beides. 

Auch die Regierung zeigt sich überzeugt, auf dem Markt punkten zu können. Zuletzt stand Indien nur für zwei Prozent des weltweiten kommerziellen Raumfahrtmarktes. In Neu-Delhi glaubt man aber, bereits im kommenden Jahrzehnt den Marktanteil verfünffachen zu können.

Mehr: „Indien ist auf dem Mond“ – Sanfte Landung ist geglückt

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