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Asia TechonomicsUmarmen statt verbieten: Wie Japan zum Vorreiter für Kryptoregulierung wurde

Japan reagierte auf den Kollaps von Kryptowährungen als erstes Land mit einem neuen Gesetz. Banken dürfen nun seit Juni sogar selbst Stablecoins herausgeben.Martin Kölling 15.06.2023 - 11:11 Uhr
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Über ein neues System können Kunden bis zu 100.000 Yen (660 Euro) gebührenfrei überweisen.

Foto: imago images/Wavebreak Media Ltd

In Japan ist die Krise der Kryptowährungen quasi für beendet erklärt. Ab Juni werden Banken und ausgewählte andere Finanzinstitute mit staatlichem Segen sogenannte Stablecoins auf den Markt bringen. Diese sollen im Wert nicht so stark schwanken, weil sie an eine Währung gebunden – und damit theoretisch wertstabiler sind.

Zu den Vorreitern gehören nicht nur Finanzgruppen wie Mitsubishi UFJ, deren Trustbank den virtuellen Stablecoin-Marktplatz Progmat Coin entwickelt hat. Auch Regionalbanken versuchen, ihren Geschäfts- und Privatkunden günstige und schnelle Überweisungen oder die Abwicklung von Handelsgeschäften zu ermöglichen. Denn die Zahlungen laufen nicht mehr über etablierte Zahlungsplattformen wie Interbanken-Clearing.

Auslöser für diesen Frühstart ist die Vorreiterrolle Japans bei der Regulierung der wilden Welt der virtuellen Währungen. Bereits vor einem Jahr hat Japan als erstes großes Land ein Gesetz für Stablecoins verabschiedet. Der Finanzdienstleister S&P Global Market Intelligence bezeichnete es als „Meilenstein“ und „wegweisendes Gesetz“.

Ziel des Gesetzgebers war, die Anleger in der jungen, von Pleiten geplagten Branche zu schützen. Denn im Mai 2022 waren vermeintlich stabile Kryptowährungen wie terraUSD und luna abgestürzt und hatten einen Hedgefonds und mehrere Kryptofirmen mit in den Abgrund gerissen.

Aufsichtsbehörden und Gesetzgeber beeilten sich deshalb, einen Rahmen für die massenhafte Nutzung von virtuellem Geld als Zahlungsmittel in Japan zu schaffen. Da Vertrauen die Grundlage aller Geldsysteme ist, war es nicht überraschend, dass die Regierung die Ausgabe von Stablecoins auf Banken, Trusts und andere lizenzierte Geldübermittler in Japan beschränkt hat.

In der wöchentlichen Kolumne schreiben Handelsblatt-Korrespondenten im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.

Foto: Klawe Rzeczy

Stablecoins, die als Wertanlage dienen, unterliegen anderen Regeln. Ausländische Anbieter müssen sich in Japan registrieren lassen, was eine Barriere für Währungen wie USD Coin darstellt. Das ist eine der größten stabilen Kryptowährungen, die an den US Dollar gekoppelt ist. Sicherheit und Einlegerschutz haben Vorrang, um Kryptowährungen in Japan zum Durchbruch zu verhelfen.

Warum Japan zu den Pionieren bei Kryptowährungen gehört

Mit der frühzeitigen Regulierung knüpft die Finanzaufsicht an eine Tradition an, die Japan aus der Not erfunden hat. 2014 brach die damals weltweit führende Kryptobörse Mt.Gox in Japan zusammen. Es ist den Aufsehern hoch anzurechnen, dass sie sich entschieden haben, die neuen Finanztechnologien nicht zu verbieten, sondern zu umarmen.

Indem sie frühzeitig regulierten, was unreguliert war, versuchten die Japaner, aus dem Wildwuchs ein gesundes Geschäft zu machen. Damit verbanden die Planer die Hoffnung, die eigenen Banken zu Vorreitern in der globalen digitalen Finanzwelt zu machen.

Tatsächlich führte dies schon früh zu Experimenten und immerhin zum Durchbruch des elektronischen Geldes im Land. Noch vor wenigen Jahren zahlten die Japaner am liebsten mit Bargeld. Inzwischen werden jedoch mehr als ein Dutzend Kreditkarten- oder eCash-basierte Zahlungssysteme akzeptiert.

Der größte Anteil der Transaktionen entfällt nach wie vor auf Kreditkarten, aber elektronische Tickets der Bahn, andere Systeme mit kontaktlosen Chips und Handy-Apps, die das Bezahlen per Barcode ermöglichen, werden häufiger genutzt.

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Landesweit ist der Anteil bargeldloser Zahlungen zwischen 2013 und 2022 von 15,3 auf 36 Prozent gestiegen. Mit einem neuen System namens Cotra versuchen die Banken nun, den großen Markt der kleinen Geldtransfers zu revolutionieren.

Über Apps, die dieses System nutzen, können Kunden bis zu 100.000 Yen (660 Euro) gebührenfrei überweisen. Ein paar Klicks genügen. „Co“ in Cotra steht dabei für das japanische Wort „klein“ und für die Abkürzung für „kooperative“, „tra“ in Cotra steht für Transaktion.

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Da stellt sich die Frage, wer die Stablecoins noch nutzen soll. Die Wetten laufen derzeit weniger auf Privatkunden als auf Unternehmen hinaus. Die Progmat-Coin-Plattform von Mitsubishi UFJ etwa wird sich auf Wertpapiertransaktionen konzentrieren. Aber auch Firmenkunden sind ein großer Markt – erst recht, wenn sich ein grenzüberschreitender Markt entwickelt. Dann sind die japanischen Banken gut aufgestellt.

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