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Asia TechonomicsChinas Antwort auf das Silicon Valley heißt Zhongguancun

Die Staatsführung will das Pekinger Tech-Viertel zum globalen Innovationszentrum ausbauen. Gleichzeitig erhöht sie die Kontrolle über den Wissenschaftsbetrieb.Sabine Gusbeth 01.06.2023 - 10:53 Uhr Artikel anhören

Geht es nach Staats- und Parteichef Xi Jinping, soll Peking bei der Innovation von Spitzentechnologien und der Entwicklung in Hightech-Industrien eine globale Führungsrolle übernehmen.

Foto: IMAGO/Xinhua

Haben Sie schon mal vom Zhongguancun-Forum gehört? Chinas wichtige Technologietagung, im Westen kaum bekannt, fand vergangene Woche im gleichnamigen Pekinger Tech-Viertel statt. Dort warb die Staatsführung gebetsmühlenartig für mehr internationale Kooperation in Forschung und Entwicklung, um „offene Zusammenarbeit für eine gemeinsame Zukunft“, so das Motto.

Wie schwierig diese offene Zusammenarbeit im heutigen China allerdings mitunter sein kann, zeigte der Versuch des Handelsblatts, Podiumsdiskussionen im Rahmen des Forums zu besuchen. Mehrere Veranstalter lehnten im Vorfeld die Teilnahme eines ausländischen Pressevertreters ab. Man wisse nicht, ob das Medium pro- oder antichinesisch eingestellt sei, hieß es bei einem.

Andere setzten voraus, dass Artikel vor der Veröffentlichung vorgelegt werden müssten. Dass vor Ort eine Teilnahme dann oft trotzdem ohne Weiteres möglich war, gehört allerdings ebenso zur Wahrheit.

Geht es nach Staats- und Parteichef Xi Jinping, soll Peking bei der Innovation von Spitzentechnologien und der Entwicklung in Hightech-Industrien eine globale Führungsrolle übernehmen. Das ließ er in seiner Grußbotschaft zur Eröffnung des Forums übermitteln. Schon heute ist die Hauptstadt Chinas unangefochtener Tech-Mittelpunkt. Keine andere chinesische Stadt bringt mehr Innovationen hervor, nirgendwo sonst gibt es mehr Einhörner. 

Im globalen Innovationsindex, der von der Eliteuniversität Tsinghua in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsmagazin „Nature“ veröffentlicht wird, landete Peking 2022 auf Platz drei, hinter den US-Metropolen San Francisco und New York.

Auch als Heimat von Start-ups mit Milliardenbewertung rangiert Peking mit 79 sogenannten Einhörnern im weltweiten Vergleich direkt hinter den beiden Konkurrenten. Innerhalb Chinas hat die Hauptstadt einen deutlichen Vorsprung vor Schanghai (66) und Shenzhen (33).

In der wöchentlichen Kolumne schreiben Handelsblatt-Korrespondenten im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.

Foto: Klawe Rzeczy

Grund für die Innovationskraft der Hauptstadt ist das Ökosystem rund um Zhongguancun. Dieses besteht aus Elite-Universitäten wie der Peking Universität und der Tsinghua Universität, weltweit führenden Forschungseinrichtungen wie der chinesischen Akademie für Wissenschaften (CAS) sowie Tech-Konzernen wie Baidu oder Bytedance. Nicht zu vergessen ist zudem die Nähe zur allmächtigen und technologiefixierten Staatsführung, die gezielt Fördergelder bereitstellt.

China will internationale Spitzenforscher anlocken

Chinas Antwort auf das Silicon Valley heißt deshalb nicht etwa die Tech-Metropole Shenzhen im Süden des Landes, sondern Zhongguancun.

Jüngst hat die Staatsführung einen Plan zum Aufbau eines internationalen Innovationszentrums für Wissenschaft und Technologie in der Hauptstadt veröffentlicht, das 2025 fertig werden soll. Damit verstärkt sie ihre Bemühungen, mit globalen Hightech-Hubs zu konkurrieren. Das ambitionierte Projekt wird von Xi höchstpersönlich beaufsichtigt und soll internationale Spitzenforscher nach Peking locken. 

Doch während sich die Staatsführung einerseits einen Zufluss von Know-how wünscht, erhöht sie gleichzeitig die Kontrolle über den Wissenschaftsbereich und erschwert den Austausch von Daten. So soll am 1. Juli ein verschärftes Anti-Spionage-Gesetz in Kraft treten. Dann können sämtliche Dokumente und Daten, die die „nationale Sicherheit und nationale Interessen berühren“, unter den Straftatbestand der Spionage fallen. Die vage Definition verunsichert nicht nur ausländische Unternehmen.

Weitere Kolumnen der Reihe Asia Techonomics:

Auch im Westen wächst die Vorsicht. Forderungen, die Forschungszusammenarbeit mit der Diktatur einzuschränken, nehmen zu. Insbesondere da Staatschef Xi die Strategie der sogenannten militärisch-zivilen Fusion vorantreibt. Das heißt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse sowohl für zivile als auch militärische Entwicklungsziele genutzt werden.

Trotzdem gelingt es dem Land immer wieder, hochrangige internationale Forscher zu gewinnen. Zuletzt kehrten insbesondere chinesisch-stämmige Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten zurück in die von der kommunistischen Partei beherrschte Volksrepublik. Ein Grund, warum sie das „land of the free“ verließen: Viele von ihnen sahen sich in den USA dem Generalverdacht der Spionage ausgesetzt. 

Verwandte Themen Xi Jinping China Asien Silicon Valley Baidu

In der Kolumne Asia Techonomics schreiben Nicole Bastian, Sabine Gusbeth, Dana Heide, Martin Kölling und Mathias Peer im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in der dynamischsten Region der Welt.

Mehr: Mythos Decoupling – Warum US-Unternehmen weiter auf China setzen

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