Beyond the obvious: Die Angstfalle der Klimadebatte
Im April 2024 sorgte eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) für Schlagzeilen. „Der Klimawandel bedroht die Weltwirtschaft“, titelte die Tagesschau, „Klimakrise kostet 38 Billionen Dollar pro Jahr“, meldete der „Spiegel“. Die Studie, veröffentlicht im renommierten Wissenschaftsjournal „Nature“, prognostizierte der Welt einen Einkommensverlust von 19 Prozent bis 2050 durch den Klimawandel – selbst bei drastischen CO₂-Einsparungen.
Was so dramatisch klingt, relativiert sich beim genaueren Hinsehen. Die gesamte Wirtschaftsleistung der Welt lag 2024 bei 111 Billionen US-Dollar (USD) und wuchs mit rund drei Prozent pro Jahr. In 25 Jahren wird das Welt-BIP auf 232 Billionen USD wachsen. Wenn wir davon 19 Prozent verlieren, entspricht das 44 Billionen im Jahr 2040. Das ist viel. Es bedeutet aber auch, dass die Weltwirtschaft immer noch auf ein Volumen von 188 Billionen wächst. Was dann einer jährlichen Wachstumsrate von 2,1 Prozent entspricht. Die Welt wäre also immer noch erheblich reicher und damit deutlich besser in der Lage, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen.
Mittlerweile steht fest, dass die Studie fundamental fehlerhaft ist. So wurden beispielsweise anomaliebehaftete BIP-Daten aus Usbekistan verwendet. Durch eine fehlerhafte Umrechnung – Marktwechselkurs statt Kaufkraftparität – erhielten diese Daten einen unverhältnismäßig großen Einfluss auf die Gesamtergebnisse und verzerrten die Prognosen weltweit. Das führte zu den eingangs erwähnten extrem hohen Schätzungen für wirtschaftliche Verluste (19 Prozent bis 2050, gar 62 Prozent bis 2100) durch den Klimawandel. Nachdem die Werte aus Usbekistan korrigiert wurden, sanken diese Werte dramatisch auf sechs Prozent und auf 23 Prozent.
Der tatsächliche wirtschaftliche Schaden wird also bei Weitem nicht so groß sein wie in der Studie behauptet. Diese eigentlich gute Nachricht führte allerdings zu keinen Schlagzeilen, was nicht nur daran liegt, dass auch „Nature“ lange versucht hat, die Kritik an der Studie zu unterdrücken. Inzwischen ist bekannt, dass „Nature“ die Warnungen von mehreren begutachtenden Wissenschaftlern ignoriert hatte und die Studie trotz teilweise fundamentaler Bedenken der Gutachter veröffentlicht hat.
Realität gegen Alarmismus
Auch nach Veröffentlichung der Studie hielten die Proteste aus dem Wissenschaftsbetrieb an. Eine fundamentale Kritik von der Technischen Universität München wurde erst 15 Monate später durch „Nature“ veröffentlicht. Ähnlich ging es anderen Wissenschaftlern der Princeton University oder Ökonomen vom Bank Policy Institute und vom Tellus Institute. Ihre Einwände wurden ebenfalls mit monatelanger Verzögerung veröffentlicht oder sie erhielten gar keine Antworten.
Auch hierzulande sind zu viele Medien daran interessiert, bei dem Thema Klimawandel möglichst alarmistische Meldungen zu verbreiten in der Hoffnung, so die Bereitschaft für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zu erhöhen. So ärgerlich dies ist, der größere Schaden entsteht dadurch, dass die Studie des PIK in die politische Entscheidungsfindung einfließt. Die OECD, die Weltbank, die US-Regierung und das Network for Greening the Financial System (NGFS) – ein Zusammenschluss von Zentralbanken – übernahmen die Ergebnisse des PIK als Leitlinie. Auch die Europäische Zentralbank nutzt NGFS-Szenarien für Stresstests des Finanzsystems.
Die Folge ist eine wachstumsfeindliche Politik
Dabei gilt die Grundregel: Je größer der vermeintliche Klimaschaden, desto massiver können die Eingriffe in Wirtschaft und Gesellschaft sein, um diesen Schaden abzumindern. Die Folge ist eine zunehmend wachstums- und wirtschaftsfeindliche Politik, die zweifellos einen erheblichen Anteil daran hat, dass Deutschland und die EU im internationalen Vergleich immer mehr zurückfallen. Was allein schon deshalb widersinnig ist, weil die Folgen des Klimawandels, selbst wenn man die falschen Zahlen des PIK zugrunde legte, mit steigendem Wohlstand leichter zu verkraften wären. Richtig wäre, den Klimawandel als das zu betrachten, was er ist: ein ernstes Problem, welches man nur mit einer starken, nicht mit einer schwachen Wirtschaft bewältigen kann.
Ein weiterer negativer Effekt von alarmistischen Studien mit entsprechender medialer Begleitung ist die Verunsicherung der Bevölkerung. Insgesamt blickt die große Mehrheit der Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren eher pessimistisch oder sogar sehr pessimistisch auf die Zukunft Deutschlands (67 Prozent) und der Welt (72 Prozent), wie eine Umfrage von Unicef aus dem Frühjahr ergab. Zwar spielte das Thema Klimaschutz bei der Umfrage nicht wie früher zentrale Rolle, dennoch ist es ein besorgniserregendes Ergebnis, passt es doch nicht zu den Realitäten in der Welt.
Die Welt ist nämlich in einem besseren Zustand als je zuvor in der Menschheitsgeschichte. Hans Rosling hat dies bereits in seinem Buch „Factfulness“ dokumentiert, der Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski führt diese Tradition in seinem neuen Buch „33 erstaunliche Lichtblicke“ fort. Armut, Bildung, Wasser- und Energieversorgung, Gesundheit und Lebenserwartung: In jeder Hinsicht geht es uns besser, und es spricht alles dafür, dass es den Menschen – und dem Planeten! – in Zukunft noch besser (er)geht. Statt also Angst vor der Zukunft zu haben, sollten wir sie aktiv mitgestalten!