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Märkte InsightEndspiel für die Fed

Die US-Notenbank wird an diesem Mittwoch voraussichtlich einen weiteren Zinsschritt bekannt geben. Dies könnte die vorerst letzte Erhöhung sein – es wäre höchste Zeit.Astrid Dörner 02.05.2023 - 18:38 Uhr
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Die Chancen stehen gut, dass die mächtigste Zentralbank der Welt zum letzten Mal in diesem Zyklus die Zinsen erhöhen wird.

Foto: Handelsblatt

Am Mittwoch tagt die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) erneut nach einer Bankenpleite. Die meisten Ökonomen und Investoren gehen davon aus, dass die Turbulenzen um die gescheitere First Republic Bank die Geldpolitiker nicht davon abhalten werden, die Zinsen um weitere 25 Basispunkte auf die Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent anzuheben.

Bereits während der vergangenen Sitzung Mitte März hatten die Falken, also die Verfechter einer strafferen Geldpolitik, die Oberhand. Im Kampf gegen die hohe Inflation hob die Zentralbank die Zinsen wie erwartet an, obwohl wenige Tage zuvor die Silicon Valley Bank (SVB) und die New Yorker Signature Bank gescheitert waren und damit neue Sorgen vor einer Finanzkrise auslösten.

>> Lesen Sie hier: Nach der Krise ist vor der Krise – Die First Republic-Übernahme beendet nur die erste Phase der Probleme

Mit dem Zinsentscheid an diesem Mittwoch dürfte jedoch das Endspiel der Fed begonnen haben. Die Chancen stehen gut, dass die mächtigste Zentralbank der Welt zum letzten Mal in diesem Zyklus die Zinsen erhöhen wird. Im Rekordtempo hatten die Notenbanker um Fed-Chef Jerome Powell den Leitzins in den vergangenen 13 Monaten angezogen und dabei stets betont, dass sie bereit seien, eine Rezession sowie weitere Turbulenzen an den Märkten in Kauf zu nehmen.

Doch die Bilanz – drei Bankenpleiten in knapp zwei Monaten und damit die Sorge um die Stabilität des Finanzsystems – macht die Entscheidung nicht einfacher. Die Fed-Sitzung zieht daher die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich, das gilt für die USA genauso wie für Deutschland.

Der Dax erreichte im Tagesverlauf ein neues Jahreshoch und stieg erneut über die Marke von 16.000 Punkten. Danach gab er die Gewinne jedoch wieder ab und schloss 1,2 Prozent niedriger bei 15.726 Zählern. Die großen Indizes in den USA starteten schwach in den Handel – im Tagesverlauf ging es dann deutlich abwärts, besonders US-Regionalbanken gerieten erneut unter Druck.

Zeit für neue Denkweisen

Für eine Zinspause ist es höchste Zeit, auch wenn die Kerninflation im März mit 5,6 Prozent das erste Mal seit mehr als zwei Jahren über der allgemeinen Teuerungsrate lag. Die Fed hat ihren Fokus auf dieses Maß gelegt, das den Anstieg der Preise ohne volatile Faktoren wie Energie und Nahrungsmittel betrachtet.

Und der leichte Anstieg ist der Hauptgrund, warum sich Geldpolitiker wie Gouverneur Christopher Waller zuletzt für weitere Zinserhöhungen aussprechen. Doch es ist Zeit, sich von alten Denkweisen zu lösen.

Zum einen entfalten die vielen Zinsschritte noch immer ihre Wirkung in der Wirtschaft. Die Bankenpleiten sind im Wesentlichen auf hohe Buchverluste bei Krediten und Anleihen in den Bankportfolios zurückzuführen. Durch die gestiegenen Zinsen sind diese Papiere deutlich weniger wert geworden. Für die Banken ist es also schwieriger, sie bei Bedarf zu verkaufen.

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Ökonomen wie Torsten Slok von der Private-Equity-Firma Apollo und Charlie Munger, die rechte Hand von Star-Investor Warren Buffett, warnen vor den Folgen einer Kreditklemme, die seit der SVB-Pleite in den USA zu beobachten ist. Slok geht davon aus, dass die Scheu der Banken, neue Kredite zu vergeben, vergleichbar ist mit einer Zinserhöhung von 1,5 Prozentpunkten.

Zum anderen müssten Notenbanker die Folgen von ChatGPT und anderen Anwendungen, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren, berücksichtigen. Sicher, die Technologie ist neu und selbst Profis tun sich schwer, die ökonomischen Effekte zu quantifizieren. Doch die Richtung ist eindeutig: KI wird Arbeitsplätze im großen Stil vernichten. Durch zu viele Zinserhöhungen eine Rezession zu provozieren, wenn gleichzeitig solche Verschiebungen bevorstehen, wäre die falsche Strategie.

Mehr: Inflationsunterschiede stellen EZB vor Schwierigkeiten – die Spanne reicht von 2,7 bis 15 Prozent

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