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Prüfers KolumneOhne Frauen geht es bergab

Nur noch jede fünfte Vorstandsstelle geht an eine Frau – in der Autoindustrie fast keine mehr! Jetzt fragen sich viele: Wer rettet unsere Manager vor sich selbst?Tillmann Prüfer 15.11.2025 - 09:43 Uhr
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Der Autor ist Mitglied der Chefredaktion des „Zeit-Magazins“. Foto: Handelsblatt

Ich habe gelesen, dass der Ehrgeiz deutscher Unternehmen, Frauen in Vorstände zu berufen, praktisch zusammengebrochen ist. Im vergangenen Jahr wurde einer Studie zufolge nur noch jede fünfte Vorstandsposition an eine Frau vergeben. Ein Jahr zuvor war es noch jede dritte gewesen.

Dabei ist vor allem auffällig, dass die Frauendichte abnimmt, je größer das Unternehmen wird. Im MDax sind noch relativ viele Frauen unterwegs, dagegen haben Unternehmen wie BMW, Mercedes und VW genau eine Frau im Vorstand. Es hat ganz den Anschein, als sei es eben doch lieber Männersache, die ganz, ganz großen Schiffe zu steuern. Nicht einmal vier Prozent der Vorstandsvorsitzenden sind Frauen.

Nun würde man gern darauf verweisen, dass diese Herren auch besonders erfolgreich sind, seit sie bei ihren Vorstandstreffen nicht mehr so viel Rücksicht auf Frauen nehmen müssen. Aber der Abstieg der deutschen Wirtschaft verläuft ja ziemlich parallel zur Frauenquote. Es scheint eher der Fall zu sein, dass sich die Vorstände etwas mehr angestrengt haben, als noch die eine oder andere Frau im Kollegium war. Gerade in der Autoindustrie, wo es ja zurzeit besonders schlecht läuft, ist der Männeranteil hoch.

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Das ist besorgniserregend, denn solche Entwicklungen könnten Vorurteile befördern, dass Männer per se nichts von Wirtschaft oder zumindest Autos verstehen. Und das ist falsch. Männer sind für Führungspositionen und als Fahrer grundsätzlich genauso geeignet wie Frauen. Männer haben es in der Gesellschaft schwer genug, und es wäre sicherlich keine Verbesserung der männlichen Position, wenn aufgrund der momentanen wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Männerhass losbrechen würde.

Das Vorurteil ist purer Sexismus

Sie können nicht schlechter rechnen als Frauen und können auch rationale Entscheidungen treffen. Das Vorurteil, dass gerade Männer im Vorstandsvorsitzenden-Alter wegen ihrer zurückgehenden allgemeinen Virilität zu psychischen Krisen neigen und deshalb falsche Entscheidungen treffen, ist purer Sexismus.

Allerdings bekämpft man solche Bewegungen am besten, indem man wieder mehr Frauen in die Vorstandsriegen einschleust. Aber das ist vielleicht gar nicht so einfach. Viele Frauen sind schwer dazu zu bewegen, den ganzen Tag in einem Umfeld von älteren Herren zu verbringen.

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Es gibt hier bei den Topjobs der deutschen Wirtschaft ein ähnliches Problem wie in der Pflege. Vielleicht müsste das stärker psychologisch betreut werden. Vielleicht würde es helfen, an der Architektur deutscher Vorstandsetagen etwas zu ändern – mehr Licht, freundliche Farben, mehr Sauerstoff.

Man könnte eine Stilberatung für Vorstandsherren anbieten und neues Aftershave. Jede Idee könnte helfen. Wenn es wirklich hart auf hart kommt, könnten ein paar Frauen die Männer vor sich selbst retten.

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