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Homo oeconomicusYannis Stournaras: Die europäische Wirtschaft wird noch lange Hilfen brauchen

Die Hilfsmaßnahmen frühzeitig einzustellen ist gefährlich: Eine vorzeitige Rücknahme könnte zu einer langanhaltenden Stagnation führen.Yannis Stournaras 23.09.2020 - 12:04 Uhr Artikel anhören

Yannis Stournaras ist Präsident der griechischen Zentralbank.

Foto: Reuters

Durch ihre Erfahrungen aus früheren Krisen, insbesondere der jüngsten Schuldenkrise, haben die politischen Entscheidungsträger – schon in der Frühphase der Pandemie – schnell, entschlossen und koordiniert gehandelt, um die europäische Wirtschaft zu unterstützen.

Die beispiellose politische Hilfe hat die Auswirkungen der Coronakrise auf die Konjunktur begrenzt. Die Pandemie hat jedoch zu einer Umverteilung der Ressourcen geführt: Es wird erwartet, dass die am stärksten von der Pandemie betroffenen Branchen schrumpfen werden. Darüber hinaus könnte ein starker Anstieg der Infektionszahlen zu einer tieferen Rezession als ursprünglich erwartet und zu einer verzögerten Erholung führen.

Um eine solche Entwicklung zu verhindern, sollten alle verfügbaren Instrumente sowie produktivitätssteigernde Strukturreformen gleichzeitig eingesetzt werden. Das Auslaufen der Unterstützungsmaßnahmen sollte so lange hinausgezögert werden, bis die Erholung auf gutem Wege ist.

Gemeinsame fiskalische Maßnahmen in Europa sollten fortgesetzt werden, auch im Hinblick auf den unterschiedlich großen fiskalischen Spielraum der Staaten. Die Schaffung des EU-Fonds der nächsten Generation sollte daher nicht als eine einmalige Entwicklung angesehen werden, sondern als der Beginn einer koordinierteren und systemischeren politischen Reaktion auf einen schwerwiegenden externen symmetrischen Schock, der unterschiedlich ausgeprägte inflationssenkende Folgen für die Mitgliedstaaten hat.

Die Mittel sollten in erster Linie für produktive Investitionen, Infrastruktur, Bildung, Gesundheit, Ausbildung von Arbeitskräften, neue Technologien und Umweltprioritäten eingesetzt werden. Besondere Aufmerksamkeit sollte zudem der zunehmenden Ungleichheit und der Notwendigkeit gewidmet werden, ein Sicherheitsnetz für die schwächsten Bürger zu schaffen.

Beschleunigte Vollendung der Bankenunion nötig

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Die gegenwärtige Krise erfordert eine beschleunigte Vollendung der Bankenunion. Dabei sollte dem europäischen Einlagensicherungssystem Priorität eingeräumt werden. Außerdem ist es unerlässlich, die nächste Generation notleidender Engagements anzugehen und den Kreditfluss in die Realwirtschaft zu sichern. Dies könnte die Gründung von Vermögensverwaltungsgesellschaften entweder auf nationaler oder, vorzugsweise, auf gesamteuropäischer Ebene beinhalten.

Eine vorzeitige Rücknahme der Unterstützungsmaßnahmen könnte die Erholung verzögern, indem sie einen Klippeneffekt erzeugt: Das bedeutet, dass Insolvenzen, notleidende Kredite und strukturelle Arbeitslosigkeit ansteigen, wenn die Investitionen aufgrund hoher Unsicherheit und schlechter wirtschaftlicher Aussichten zurückgehen. Diese Faktoren könnten gegebenenfalls sogar zu einer Situation lange anhaltender Stagnation mit andauerndem Preisdruck führen.

Mehr: Ökonomen einig: Deutschland kommt besser durch die Wirtschaftskrise als erwartet.

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