Robotik: So sehen die neuen humanoiden Roboter aus China aus
Peking. Die alljährliche Robotermesse in Peking ist stets ein Vergnügen für die ganze Familie. Eltern mit Kindern drängen sich in den Messehallen im Süden der Hauptstadt, um die neuesten technischen Errungenschaften zu bewundern. Der Publikumsmagnet der diesjährigen Messe Ende August: humanoide Roboter. Menschenähnliche Maschinen, die an den tollpatschigen Droiden C-3PO aus Star Wars erinnern.
Die Roboter in Peking zeichnen Porträts, servieren Getränke oder spielen das Brettspiel Go. Selbst Kleinkinder haben keinerlei Berührungsängste. Und auf der Messe wird deutlich: Die Maschinenmenschen sind keineswegs nur Spielerei. Am Stand der Firma Shurui wird eine Operation am offenen Bauch simuliert, bei Ubtech der Einsatz des Roboters am Fließband der Autoproduktion demonstriert.
Die nächste Welle der Künstlichen Intelligenz werde man in der Robotik sehen, prognostizierte Jensen Huang, Chef des Chipproduzenten Nvidia, jüngst. „Und eine der aufregendsten Entwicklungen sind humanoide Roboter“, schwärmte er. Das Who's who der Tech-Welt investiert in die Technologie: Unternehmen wie Microsoft, aber auch Amazon-Gründer Jeff Bezos und Tesla-Erfinder Elon Musk.
Humanoide Roboter sollen die Wirtschaft in China produktiver machen
Und China will vorn mitspielen. Die Staatsführung hat ambitionierte Pläne für humanoide Roboter – und fördert die Zukunftsindustrie. Die Volksrepublik soll zum führenden Hersteller bei den menschlichen Maschinen werden. Sie sollen die Produktivität in der Industrie steigern, ganz im Sinne der von Peking geforderten Entfesselung der „neuen Produktivkräfte“. Deshalb setzt China auch in der KI-Entwicklung vor allem auf Industrieanwendungen.
Auf der Messe in Peking wurden nach Angaben des Veranstalters 27 humanoide Roboter präsentiert. Bis auf das Modell „Optimus“ von Tesla stammten allesamt von chinesischen Unternehmen. Im Gegensatz zur chinesischen Konkurrenz stand „Optimus“ zur Enttäuschung vieler Besucher bewegungslos in einer Glasvitrine. Der Roboter soll frühestens Ende 2025 auf den Markt kommen. Mehrere chinesische Firmen haben indes angekündigt, noch in diesem Jahr mit der Massenproduktion zu starten.
China ist der größte Robotikmarkt der Welt
Schon jetzt ist die Volksrepublik der mit Abstand größte Robotermarkt weltweit. Im Jahr 2022 wurden laut einer Analyse des Weltverbands für Robotik (IFR) in China mehr als 290.000 Industrieroboter installiert, was einem Weltmarktanteil von mehr als 50 Prozent entspricht – Tendenz steigend. Noch ist der Heimatmarkt der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für chinesische Hersteller. Doch die chinesischen Unternehmen drängen verstärkt nach Europa. Dabei fallen sie mit niedrigen Preisen auf.
Wie weitsichtig China im Bereich Robotik vorgeht, zeigt das Beispiel von Kuka. 2022 übernahm der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea den Augsburger Roboterproduzenten per Squeeze-out. Inzwischen gilt die Firma mit den charakteristischen orangefarbenen Roboterarmen als chinesisches Vorzeigeunternehmen, das in den Fabrikhallen chinesischer Autokonzerne omnipräsent ist.
Die Autohersteller experimentieren auch mit humanoiden Robotern in der Produktion. Die Staatszeitung „China Daily“ berichtete jüngst über den neuesten Roboter-„Praktikanten“ Walker S von Ubtech bei der Geely-Tochter Zeekr. Das Joint Venture von FAW und Volkswagen will das Modell des chinesischen Herstellers einsetzen, um Autoteile zusammenzufügen und Schrauben zu befestigen.
Auch Chinas staatliche Behörden setzen auf die Maschinenmenschen. Beim China-Afrika-Gipfel in der vergangenen Woche in Peking begrüßte die Roboterdame Xiao Qi Journalisten am Informationsstand. Von einer südafrikanischen Journalistin nach Informationen zum Gipfel gefragt, gab sie die offizielle Propaganda wieder.
In der Kolumne Asia Techonomics schreiben Nicole Bastian, Martin Benninghoff, Sabine Gusbeth, Dana Heide, Martin Kölling und Mathias Peer im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in der dynamischsten Region der Welt.
Erstpublikation: 12.09.2024, 13:44 Uhr