Kommentar: 16 Rückrufe in zwei Monaten: Mercedes hat jetzt ein Qualitätsproblem
Mit einer so hohen Zahl an Rückrufen gefährdet Mercedes-Benz den eigenen Ruf als Qualitätshersteller.
Foto: imago images/Rene TrautDie Aufzählung der möglichen Schäden an Daimler-Autos liest sich wie eine Horrorliste: Mal kann die Kurbelwelle ausfallen, ein anderes Mal gleich der komplette Motor. Brandgefahr taucht immer wieder auf, oder es gibt Probleme mit dem Dieselpartikelfilter und mit der Lenkung. Dass dann auch noch der Airbag ausfallen kann, ist fast schon Branchenstandard.
Trotzdem ist die aktuelle Rückrufliste von Mercedes wirklich etwas Besonderes. Seit Anfang November verzeichnet das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg insgesamt 16 Pkw-Rückrufe für den Stuttgarter Premiumhersteller.
Die Zahl der betroffenen Fahrzeuge ist siebenstellig geworden – kein anderer deutscher Hersteller kommt in so kurzer Zeit auf eine solch hohe Zahl. Vor allem bei den unmittelbaren Premiumkonkurrenten BMW und Audi sieht es deutlich besser aus.
Mercedes hat sich offensichtlich in jüngster Zeit ein Qualitätsproblem eingehandelt. Die Elektrooffensive aus Stuttgart nimmt zwar ordentlich Fahrt auf, auch beim Aufbau einer eigenen Softwarekompetenz gibt es deutliche Fortschritte. Doch beim aktuellen Brot-und-Butter-Geschäft hakt es.
Der Stuttgarter Autohersteller muss unbedingt reagieren. Mercedes ist ein Premiumhersteller, der entsprechend hohe Preise verlangen kann. Die Kunden erwarten dann völlig zu Recht, dass die Fahrzeuge auch ordentlich funktionieren.
Fehlende Ersatzteile machen alles noch schlimmer
Noch schlimmer wird es, wenn die Schwaben wie beim jüngsten Rückruf die Autos zwar in die Werkstätten rufen, aber keine Terminvereinbarung möglich ist, weil die Ersatzteile noch fehlen.
Die deutschen Fahrzeughersteller haben noch eine Vorrangstellung in der automobilen Welt, nicht nur in der Heimat, sondern rund um den Globus. Diese Position darf nicht allzu leichtfertig aufgegeben werden. Neue Anbieter wie beispielsweise aus China warten nur darauf, dass die etablierte Konkurrenz Fehler macht.
Noch einmal 16 Rückrufe in gerade einmal zwei Monaten darf sich Mercedes kein weiteres Mal erlauben.