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KommentarMercedes war noch nie eine Marke für die Massen

Modekonzerne können mit cleverem Marketing überteuerte Accessoires verkaufen. Ein Autohersteller wie Mercedes muss seinen Luxusanspruch mit technischer Exzellenz untermauern.Franz Hubik 30.06.2022 - 11:10 Uhr Artikel anhören

Die Luxuswette von Konzernchef Ola Källenius gewagt.

Foto: imago images/Arnulf Hettrich

München. Angebot verknappen, Preise erhöhen, Begehrlichkeit wecken: Mercedes-Benz setzt voll auf Luxus und streicht Mitte der Dekade sogar die A-Klasse aus seinem Portfolio. Für manche ist das ein Schock. Mit dem Ende des meistverkauften Modells mit dem Stern in Europa entferne sich der Dax-Konzern endgültig vom Normalbürger, lautet die Kritik von einigen Politikern und Branchenexperten.

Das ist billige Polemik. Mercedes war nie eine Marke für die Massen. Dennoch ist die Luxuswette von Konzernchef Ola Källenius gewagt. Der Schwede orientiert sich bei seinem Kurs an edlen Modelogos wie Hermès, Louis Vuitton oder Salvatore Ferragamo, denen es gelingt, mit Handwerkskunst und cleverem Marketing teils völlig überteuerte Accessoires zu verkaufen.

Aus für die A-Klasse: Mercedes war nie eine Marke für die Massen

Doch Autos sind keine Handtaschen. Luxuspreise lassen sich bei technischen Produkten wie Pkw auf Dauer nur mit Innovationen rechtfertigen. Sonst wird aus dem Luxusversprechen eine Mogelpackung.

Das Problem ist: Technisch exzellente Fahrzeuge zu erzeugen und stetig mit digitalen Upgrades anzureichern ist deutlich schwieriger, als Modeartikel zu produzieren.

Inkrementelle Verbesserungen allein werden nicht reichen, um sich zu behaupten. Das lehrt der Absturz von Nokia und der Aufstieg von Apple zum wertvollsten Tech-Konzern. Aktuell gelingt es Mercedes mit Neuerungen wie dem „Drive Pilot“, dem ersten hochautomatisierten Fahrsystem der Welt mit Straßenzulassung, die Konkurrenz etwas auf Distanz zu halten. Die große Bewährungsprobe, wie zukunftsfähig traditionelle Autobauer sind, steht aber noch aus.

Neues Betriebssystem für Mercedes ab 2024

Ab 2024 will Mercedes sein eigens entwickeltes Betriebssystem MB.OS in den ersten Baureihen einsetzen. Gravierende Probleme können sich die Stuttgarter hier nicht leisten. Die Ingenieure und Programmierer der Schwaben müssen zeigen, dass sie die immer komplexere Elektronik in modernen Autos genauso gut beherrschen wie das Fahrwerk.

Am Ende sollte die Symbiose aus Hardware und Software hinter MB.OS allen anderen Systemen am Markt überlegen sein – und zwar dauerhaft. Doch hier sind Zweifel angebracht. Software gilt als Skalenspiel. Je mehr Daten generiert werden, desto schneller lernen die Algorithmen. In der Theorie sind hier große Anbieter wie Volkswagen oder Toyota mit einem Absatz von um die zehn Millionen Fahrzeugen pro Jahr im Vorteil.

Auch Tesla strebt nach Größe und will in acht Jahren bis zu 20 Millionen Elektroautos verkaufen – und diese mit stetig neuer Software updaten. Es wird hart für Mercedes, sich mit „digitalem Luxus“ gegen diese Ambitionen zu behaupten.

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Mehr: Mercedes streicht die A-Klasse – eine Zäsur, die Kritik auslöst

Erstpublikation: 27.06.22, 11:43 Uhr.

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