Hindenburg Research: Das Ende von Hindenburg Research ist eine bittere Nachricht für Anleger


Nate Anderson, gefürchteter und respektierter Shortseller, hört auf: Die Begründung des Chefs von Hindenburg Research mutet seltsam an für jemanden, der den Betrug um den Elektro-Lkw-Hersteller Nikola aufdeckte, die Imperien von Wall-Street-Legende Carl Icahn und dem reichsten Mann Indiens, Gautam Adani, ins Wanken brachte. Er wolle sich zurückziehen, weil er alle Anlageideen umgesetzt habe.
Man sollte meinen, dass aktivistischen Shortsellern wie Anderson die Arbeit nicht ausgeht. Die derzeitige Euphorie an den Börsen dürfte auch die Aktien von Unternehmen mit fragwürdigen Geschäftsmodellen in die Höhe treiben.
Shortseller erfüllen dabei eine wichtige Funktion am Kapitalmarkt, zumindest die seriösen unter ihnen: Sie decken Anlagebetrug, verbotene Bilanzierungspraktiken oder Verstöße gegen die Grundsätze guter Unternehmensführung auf, meist bevor Aufsichtsbehörden und der breite Markt davon Notiz nehmen.
Das Ende von Andersons Firma Hindenburg Research ist daher für Aktionäre eine bittere Nachricht.
Die Vorbehalte gegen das Geschäftsmodell der aktivistischen Shortseller sind auch in Deutschland nach wie vor groß. Dabei hat der Wirecard-Skandal gezeigt, wie wichtig die Arbeit der Aktivisten ist. Der größte Bilanzbetrug in Deutschland wurde maßgeblich von Shortsellern aufgedeckt.

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Shortseller und Anderson selbst in der Vergangenheit nicht immer ins Schwarze getroffen haben: Einige Unternehmen wie der Schweizer Anbieter von Bankensoftware Temenos konnten die Attacken von Hindenburg abwehren, ohne größeren Schaden zu nehmen.
Doch die Arbeit der Aktivisten wird in der Trump-Ära immer schwieriger: Ins Weiße Haus zieht ein verurteilter Straftäter ein, dessen Firmen in der Vergangenheit gegen alle Grundsätze guter Unternehmensführung verstießen.
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An seiner Seite steigt mit Elon Musk ein Multimilliardär zum einflussreichen Berater auf, der in der Vergangenheit zahlreiche Konflikte mit der Börsenaufsicht ausgefochten und gegen Shortseller gewettert hat. Wenn die Missachtung etablierter Kapitalmarktregeln auf höchster politischer Ebene salonfähig geworden ist, wie kann dann ein Aktivist mit Wetten gegen Unternehmen, die ebendiese Regeln brechen, Geld verdienen?
Kein Wunder also, dass sich Hindenburg-Chef Anderson mit seinem Rückzug in bester Gesellschaft befindet. Jim Chanos, der den Milliarden-Bilanzbetrug bei Enron aufdeckte, stieg bereits 2023 aus. Gut möglich, dass Bilanzbetrug bei börsennotierten Firmen in Zukunft später ans Licht kommt – zum Schaden aller Anleger.
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