Commerzbank: Die Übernahme der Bank wäre keine Katastrophe


Auf eines kann sich Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp verlassen: Im Übernahmekampf mit dem italienischen Konkurrenten Unicredit steht die deutsche Politik treu zu ihr. Ob SPD oder CDU, beide Parteien haben sich klar positioniert. So klar, dass man den Ärger der Privataktionäre verstehen könnte.
Beim Neujahrsempfang der Deutschen Börse vor wenigen Tagen forderte der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) Unicredit-Chef Andrea Orcel auf, endlich aufzugeben und seine Beteiligung an der Commerzbank abzustoßen.
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hält den Annäherungsversuch der Italiener für „extrem feindselig“ und SPD-Finanzminister Jörg Kukies riet Orcel bereits Ende 2024, die geplante Übernahme der Commerzbank aufzugeben.
Die politische Unterstützung ist wohl der wichtigste Trumpf der Commerzbank im Kampf um ihre Unabhängigkeit. Denn Orcel hat sich über Umwege bereits den Zugriff auf 29 Prozent der Commerzbank-Aktien gesichert, und aus Aktionärssicht gibt es eine Reihe guter Argumente für einen Verkauf an die Italiener.
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Ein Veto der deutschen Politik hätte großes Gewicht. Zum einen, weil der Bund mit einem Anteil von zwölf Prozent immer noch einer der größten Aktionäre der Commerzbank ist, zum anderen, weil Übernahmen gegen den ausdrücklichen Willen der Regierung in der Finanzbranche als äußerst schwierig, wenn nicht gar unmöglich gelten.
Deshalb kommt der Politik im Ringen um die Unabhängigkeit der Commerzbank eine enorm wichtige Rolle zu. Diese Verantwortung sollte für Minister, Kanzlerkandidaten, Ministerpräsidenten und alle anderen Mandatsträger eigentlich ein Grund zur Zurückhaltung sein. Wie würde die Bundesregierung reagieren, wenn sich die italienische Politik ähnlich vehement gegen deutsche Übernahmen in ihrem Land wehren würde?
Sicher, ein Verkauf der Commerzbank ins Ausland wäre ein schwerer Rückschlag für den Finanzplatz Frankfurt und für den Standort Deutschland. Aber er wäre keine Katastrophe. Ein Land, das sich ein Drei-Säulen-Bankensystem leistet, also einen starken Sparkassen- und Genossenschaftssektor, muss in Kauf nehmen, dass damit automatisch die heimischen Privatbanken geschwächt werden, die dann irgendwann zum Übernahmeziel werden.





Am Ende sollten die Eigentümer darüber entscheiden, ob die Commerzbank an Unicredit verkauft wird oder nicht. Das sind die freien Aktionäre und nicht der Bund.
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