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EditorialNeue Hoffnung für meine USA – ein persönliches Wahlfazit

Nach den US-Zwischenwahlen ist mir klar, wie schwer mein Trump-Trauma ist – und wie sehr ich mich daran klammere, dass „mein Amerika“ wieder mehr „mein Amerika“ wird.Kirsten Ludowig 11.11.2022 - 16:06 Uhr Artikel anhören

Kirsten Ludowig ist Vize-Chefredakteurin des Handelsblatts.

Foto: Marc-Steffen Unger

Düsseldorf. War es das jetzt für Donald Trump? Das ist für mich die spannendste Frage nach den Zwischenwahlen in den USA – neben der Frage nach dem offiziellen Endergebnis, versteht sich. Das Rennen um den US-Kongress ist ja so knapp, dass die endgültigen Machtverhältnisse noch immer unklar sind – und es wohl auch noch ein bisschen bleiben werden.

Eine Überraschung wäre es nicht, wenn die Republikaner Trump nun fallen ließen. Der Durchmarsch seiner Partei, die rote Welle, ist ausgeblieben. Dafür geben viele Konservative Trump die Schuld und wenden sich nun Ron DeSantis zu.

Der Gouverneur von Florida ist der triumphale Gewinner der „Midterms“ und wohl der aussichtsreichste Hoffnungsträger der Republikaner für die Präsidentschaftswahl 2024. Er hat den lange umkämpften Swing State Florida zu einer sicheren Bank für die Republikaner gemacht und seine Wiederwahl nun mit großem Abstand gewonnen.

US-Zwischenwahlen: Ron DeSantis als Hoffnungsträger

Als ich im September in Florida war, konnte ich mich von der Beliebtheit DeSantis’ selbst überzeugen. Zwar wehten und klebten viele Flaggen und Aufkleber mit „Trump 2024“ an den Häusern und Trucks, aber oft direkt neben denen von DeSantis („Keep Florida Great“). Die Bedienung im Fischrestaurant sang ein Loblied auf den 44-Jährigen, vor allem auf seinen lockeren Coronakurs. Der habe ihren Job gerettet und die Schulen offengehalten.

Präsident Joe Biden strafte sie als alles falsch machenden „Sozialisten“ ab, der mit seiner Covidpolitik das Wohl Amerikas gefährdet habe. Über Trump verlor sie kein Wort.

DeSantis ist intelligent, ultrakonservativ und vertritt ähnliche Ansichten wie der Ex-Präsident, deswegen wird er auch „Trump with a brain“, Trump mit Gehirn, genannt.

Es könnte mit Blick auf die Präsidentschaftswahl 2024 auf ein parteiinternes Rennen zwischen den beiden Republikanern hinauslaufen.

Foto: Reuters

Und weil keiner weiß, ob die Demokraten oder Republikaner in zwei Jahren bei der Präsidentschaftswahl das Rennen machen, ertappe ich mich dabei, dass auch ich meine Hoffnung auf die gemäßigtere Trump-Version DeSantis lege: auf einen Mann, der in den Augen seiner Kritiker ein populistischer, homophober Abtreibungsgegner ist, der mit seiner Verteidigung von Florida als „Oase der Freiheit“ während der Pandemie Tausende Leben riskierte.

Nach dem Motto: Jeder oder jede, nur nicht noch einmal einen Kandidaten Trump. Der hatte am Vorabend der Zwischenwahlen für den 15. November, also für den kommenden Dienstag, eine „sehr große Ankündigung“ in Aussicht gestellt.

Das zeigt, wie schwer mein Trump-Trauma ist – und wie sehr ich mich daran klammere, dass „mein Amerika“ wieder mehr „mein Amerika“ wird, selbst wenn das Amt des Präsidenten nicht in demokratischer Hand bleiben sollte.

Ich bin nämlich ein USA-Fan, habe das Land seit meinem ersten Besuch vor mehr als 15 Jahren unzählige Male mit dem Auto bereist: von Chicago nach Boston, entlang der Ostküste, von Orlando nach New Orleans, von Seattle nach San Diego, rein nach Las Vegas und zu den Rocky Mountains.

>> Lesen Sie hier: Ron DeSantis – Wer ist der Politiker, den Trump fürchtet?

Ich mag die endlose Weite genauso wie das enge und gleichzeitig anonyme Millionen-Menschen-Treiben in den Großstädten. Nirgendwo ist das Licht so warm-weich wie in Kalifornien. Keine Metropole hat mich je so in ihren Bann gezogen wie New York City, die Stadt, die immer wieder aufsteht, egal, wie hart es sie trifft. Die Stille in der Mojave-Wüste, das Rauschen der Joshua-Trees im Wind, die gigantischen Stämme der Redwoods – irgendwie zieht es mich immer wieder in die USA.

In den letzten Jahren allerdings hadere ich immer öfter mit Land und Menschen. Und ich merke, dass ich mich nicht mehr ganz so offensiv als USA-Fan oute.

Präsidentschaftswahl 2024: Kein Joe Biden

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Es gab schon immer Dinge in den USA, an denen ich mich gerieben habe: die vielen Obdachlosen, die einfach hingenommen werden, das fehlende soziale Sicherungssystem, die Diskriminierung, die Waffenlobby, die Oberflächlichkeit, der Ausruf von „awesome“ bei jeder Gelegenheit. Aber die Wahl von Trump zum Präsidenten, einem Mann, der glaubt, sich alles rausnehmen zu können und an nichts halten zu müssen, war der erste große Bruch – und er ist bis heute nicht verheilt.

Nach diesen Zwischenwahlen aber besteht immerhin die Hoffnung, dass er heilen könnte. Dazu wäre aber nicht nur die Abkehr der Republikaner von Trump nötig. Auch die Demokraten müssten etwas ändern. Auch sie brauchen frische Gesichter – und keinen Biden 2024.

Mehr: Wer wird der nächste Präsident? Die Nachfolger für Biden und Trump stehen bereit

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