Kommentar: Der „Boomer-Soli“ ist ein sozialpolitischer Irrweg


Der Vorschlag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), einen „Boomer-Soli“ einzuführen, klingt auf den ersten Blick nach überfälliger Gerechtigkeit: Die Generation, die den Sozialstaat überbordend ausgebaut hat, soll nun über eine Sonderabgabe auf hohe Alterseinkünfte zur Sanierung des Rentensystems beitragen. Eine Idee, die sich politisch gut verkauft – aber ökonomisch und sozialpolitisch in die Irre führt.
DIW-Chef Marcel Fratzscher in der Rolle des Robin Hood der Rentenpolitik: Nimm den reichen Rentenempfängern und gib den armen. Bert Rürup, der Rentenexperte und Chefökonom des Handelsblatts, spricht von einer Sommerloch-Idee.
Davon mal ganz abgesehen, dass der Begriff „Boomer-Soli“ schon falsch ist. Denn die Umstellung soll ja nicht nur für bestimmte Jahrgänge gelten. Es geht vielmehr um eine Sonderabgabe auf die Alterseinkommen von Beziehern einer gesetzlichen Rente. Ziel ist die Umverteilung von einkommensstarken Rentnerhaushalten zu Beziehern einer niedrigen gesetzlichen Rente.
Zehn Prozent auf hohe Alterseinkommen?
Angetrieben vom DIW soll künftig nicht nur die gesetzliche Rente, sondern das gesamte Alterseinkommen eines Rentnerhaushalts berücksichtigt werden – also auch Mieten, private Vorsorge und Partnereinkommen. Wer über einem bestimmten Freibetrag liegt, zahlt auf jeden weiteren Euro einen Solidarbeitrag. Zehn Prozent schlagen die Forscher vor. Das Ziel: die gesetzliche Rentenversicherung entlasten, ohne die jungen Beitragszahler weiter zu strapazieren.





