Kommentar – Der Chefökonom: Alterungsschub gefährdet unsere Renten: Die nächste Regierung muss handeln

In den kommenden Jahrzehnten stehen immer weniger Beschäftigte immer mehr Rentnern gegenüber. Das umlagefinanzierte Rentensystem gerät dadurch in Gefahr.
Man mag die jüngsten „Vorschläge für eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung“ des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium ablehnen. Das ändert aber nichts daran, dass die Analyse völlig korrekt ist: Ohne Reformen wird der in Kürze einsetzende und nahezu 20 Jahre anhaltende massive Alterungsschub der Gesellschaft die Finanzierbarkeit unseres umlagefinanzierten Rentensystems in Frage stellen.
Dieses demografische Problem ist seit Langem bekannt. Und es war Norbert Blüm (CDU), der als erster Sozialminister Ende der 1980er-Jahre eine Reform auf den Weg brachte, mit der der absehbar rasante Anstieg des Beitragssatzes gebremst werden sollte. Der damals für das Jahr 2030 hochgerechnete Anstieg dieses Beitrags auf 41 Prozent sollte auf allenfalls 28 Prozent begrenzt werden.

Autor Prof. Bert Rürup ist Präsident des Handelsblatt Research Institute (HRI) und Chefökonom des Handelsblatts. Er war viele Jahre Mitglied und Vorsitzender des Sachverständigenrats und Berater mehrerer Bundesregierungen sowie ausländischer Regierungen. Mehr zur Arbeit von Professor Rürup und seinem Team finden Sie unter research.handelsblatt.com.
Um die unvermeidbaren Leistungseinschnitte zu kaschieren, wurde im Vorfeld die für den Standardrentner unterstellte Erwerbsbiografie von 40 auf 45 Beitragsjahre verlängert, was eine Erhöhung der ausgewiesenen Standardrente um elf Prozent bedeutete. Ab 1992 sollten die Rentenausgaben dann langsamer steigen als die Löhne. Die in düsteren Farben gemalten Aussichten, gepaart mit dem statistischen Taschenspielertrick, hielten den politischen Widerstand gegen diese Reform in Grenzen.





