Kommentar – Der Chefökonom: Die Unabhängigkeit von Geldpolitik und Notenbanken könnte von der Realität überholt werden

Die EZB hat mit ihrem immer größer werdenden Ankauf von Staatsanleihen längst den Weg in die monetäre Staatsfinanzierung eingeschlagen.
Der Physiker Albert Einstein, der 1921 mit dem Nobelpreis geadelt wurde, erbrachte mit seiner Relativitätstheorie den Beweis für die permanente Ausdehnung des Universums. Trotzdem fügte er in seine Formel eine „kosmologische Konstante“ ein, die genau diese Ausdehnung verhinderte – nach dem Motto: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“
Erst als Ende der 1920er-Jahre der US-Astronom Edwin Hubble den empirischen Beweis für diese Expansion des Universums und die Existenz zahlloser Galaxien erbracht hatte, verwarf Einstein diese Konstante und nannte sie später seine „größte Eselei“. Ganz ähnlich scheint es sich heute mit der Inflation und deren Ursachen zu verhalten.
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie fluten die Notenbanken die Märkte mit Zentralbankgeld in einem Ausmaß, das bis vor Kurzem noch nicht für möglich gehalten wurde. Und in Erinnerung an die Erfahrungen in der Vergangenheit warnen heute nicht wenige Ökonomen vor einer Rückkehr hoher Inflationsraten.
So betonte jüngst Hans-Werner Sinn, dass, wenn Mitte des nächsten Jahres die Pandemie abebbe, in der Euro-Zone sechsmal so viel Zentralbankgeld im Umlauf sein werde wie kurz vor dem Beginn der Finanzkrise im Sommer 2008 – freilich ohne dass dahinter ein Zuwachs an Wirtschaftsleistung stehe. „Vier von den fünf Billionen Euro sind aber eigentlich überflüssig und werden von der Wirtschaft nicht für Transaktionen benötigt.“





