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Kommentar Der Schritt von EZB-Präsidentin Lagarde war überfällig

Der Umfang der Anleihekäufe soll im vierten Quartal leicht verringert werden. Lagarde muss ihrem Signal pro Preisstabilität aber weitere folgen lassen.
09.09.2021 - 19:28 Uhr Kommentieren
Inflationsgefahr: Christine Lagarde nutzt alle Instrumente, um die Währungsunion zusammenzuhalten und die langfristigen Kapitalmarktzinsen niedrig zu halten. Quelle: Reuters
EZB-Präsidentin

Christine Lagarde nutzt alle Instrumente, um die Währungsunion zusammenzuhalten und die langfristigen Kapitalmarktzinsen niedrig zu halten.

(Foto: Reuters)

Christine Lagarde ist bekanntlich keine Notenbankerin im klassischen Sinne, nicht einmal Ökonomin. Mit Erstaunen und einer gewissen Skepsis betrachtete die Finanzwelt ihren Aufstieg zur Chefin der mit Abstand mächtigsten wirtschaftspolitischen Institution Europas.

Jetzt, knapp zwei Jahre später, muss man feststellen, dass die Französin die EZB relativ geräuschlos führt. Das ist erst einmal beachtlich – wenn man die Anfeindungen bedenkt, die ihr Vorgänger Mario Draghi ertragen musste. Und vor allem wenn man bedenkt, was die Französin seit 2019 alles angepackt hat.

Wie Draghi nutzte sie alle Instrumente (vor allem die unkonventionellen), um die Währungsunion zusammenzuhalten und die langfristigen Kapitalmarktzinsen niedrig zu halten.

Sie erweiterte das ohnehin schon während der Euro-Krise arg strapazierte Mandat der EZB, indem die Zentralbank nun auch noch Klimapolitik betreiben soll.

Und das Inflationsziel nennt sie neuerdings „symmetrisch“, was nichts anderes bedeutet, als dass sie die Toleranzgrenze für Inflation nach oben schiebt.

Inflationsdaten jenseits von Lagardes Prognose

Aber auch Lagarde konnte die jüngsten Inflationsdaten nicht mehr ignorieren, die nicht nur weit jenseits des EZB-Ziels, sondern auch jenseits der eigenen Prognose lagen. Der Druck im EZB-Rat und auch außerhalb der Zentralbank war offenbar zu groß, Lagarde musste reagieren – und zumindest ein kleines Signal senden.

Der Umfang der Anleihekäufe wird im kommenden Quartal leicht verringert. Das sogenannte Tapering ist ein heikles Unterfangen – und es gilt: Je länger der Exit herausgezögert wird, desto schwieriger ist er.

Jahrelang haben sich die Märkte, die Banken und letztlich auch die Staaten daran gewöhnt, dass die Notenbank der bestimmende Faktor an den Anleihemärkten ist. Das hatte in der jetzigen Dimension mit Marktwirtschaft nicht mehr viel gemein.

Losgelöste Preise bei Immobilien und Aktien

Das Ergebnis dieser Politik ist an den Märkten zu besichtigen: Die Preise von Immobilien und Aktien bewegen sich völlig losgelöst von der Realwirtschaft. Wohin das Platzen solcher Blasen führen kann, hat zuletzt die Finanzkrise, die die Weltwirtschaft an den Rand des Kollapses brachte, allen deutlich vor Augen geführt.

Um ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren, muss die EZB beweisen, dass sie bereit ist, auch gegen die Interessen von Finanzministern und Marktteilnehmern ihr primäres Mandat zu erfüllen – und das heißt Preisstabilität.

Lagarde hat jetzt ein erstes zaghaftes, wenn auch wichtiges Signal gesendet. Weitere, etwas beherztere, werden folgen müssen.

Mehr: EZB hebt Inflationsprognose an – So erklärt Lagarde die Beschlüsse der Notenbank

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