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KommentarDeutschland nimmt die französische Wut über die U-Boot-Politik der USA nicht ernst genug

Frankreichs Empörung über den U-Boot-Deal zwischen den USA und Australien hat einen guten Grund. Es geht längst nicht nur um Geschäftsinteressen der Rüstungsindustrie.Gregor Waschinski 19.09.2021 - 18:33 Uhr Artikel anhören

Der US-Deal mit Australien sorgte in Frankreich für Empörung. 

Foto: dpa

Paris. Der amerikanische U-Boot-Deal mit Australien und der neue Sicherheitspakt im Pazifik haben zum wohl schwersten Zerwürfnis zwischen den USA und Frankreich seit dem Irakkrieg im Jahr 2003 geführt. Damals schäumten die Amerikaner wegen des französischen Widerstands gegen den Militäreinsatz, Pommes wurden kurzerhand in „Freedom Fries“ umbenannt.

Heute schlägt den USA ein scharfer Ton aus Paris entgegen: Der Regierung in Washington werden „Lügen“ und „Doppelzüngigkeit“ vorgeworfen, die Franzosen deuten sogar Folgen für die Nato-Zusammenarbeit an.

Die Bundesrepublik begegnet der eskalierenden diplomatischen Krise zwischen ihren beiden wichtigsten Partnern mit einer seltsamen Teilnahmslosigkeit. Die Reaktionen liegen bestenfalls knapp über einem achselzuckenden „War da was?“ In Berlin scheint die Hoffnung vorzuherrschen, die Franzosen würden sich schon wieder beruhigen und den Konflikt mit Washington beilegen.

Vielleicht gibt es auch eine gewisse deutsche Müdigkeit, sich mit internationalen und geostrategischen Fragen auseinanderzusetzen – was man nicht zuletzt am Bundestagswahlkampf sieht, wo die Welt außerhalb der deutschen Grenzen praktisch nicht stattfindet.

Frankreich hat einen guten Grund für die Empörung. Es geht beileibe nicht nur um die Geschäftsinteressen der nationalen Rüstungsindustrie, die einen Milliardenauftrag zum Bau von U-Booten für die Australier an die Amerikaner verliert. Die Geschehnisse deuten darauf hin, dass Washington einen engen Verbündeten bei einer wichtigen strategischen Entscheidung hintergangen hat.

EU-Staaten sicherheitspolitisch abgedrängt

Man stelle sich vor, der Auftrag für die australischen U-Boote wäre vor einigen Jahren statt an die französische Naval Group an Thyssen-Krupp gegangen. Und die US-Regierung hätte dann hinter dem Rücken der Bundesregierung einen Deal mit Canberra eingefädelt. In Deutschland wäre das ebenfalls als Vertrauensbruch wahrgenommen worden.

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Dazu kommt: Die einsamen Entscheidungen in Washington zeigen, wie sehr die EU-Staaten sicherheitspolitisch mittlerweile an der Seitenlinie stehen – vor allem, wenn es um den Pazifik und den Umgang mit China geht. Frankreich hat hier einen klareren Blick auf die geostrategischen Verschiebungen.

Paris muss allerdings aufpassen, sich trotz berechtigter Entrüstung nicht zu verrennen und am Ende auch Partner in der EU vor den Kopf zu stoßen. Der französische Traum einer strategischen Autonomie Europas lässt sich nicht gegen USA und Nato verwirklichen.

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