Kommentar: Die Nachlässigkeit von Elon Musk bei Tesla hat negative Folgen

Selten war Elon Musk in einer Analystenkonferenz so zurückhaltend wie jetzt bei der Präsentation der Jahreszahlen für 2023. Keine großen Ankündigungen, im Gegenteil: Der Tesla-Chef stapelte tief, beispielsweise bei der neuen Batteriezelle 4680 oder dem Start des Massenmodells mit der neuen Produktionsplattform.
Das passte ins Bild. Tesla hat tatsächlich keine guten Zahlen geliefert. Für Aktionäre fast noch schlimmer: Musk verweigerte einen Ausblick auf das Jahr 2024.
Der Superstar der Elektroautos schrumpft auf Normalmaß zusammen. Für Tesla-Fans ist das eine große Ernüchterung. Aber die Konkurrenz aus Europa und China macht sich bemerkbar, die Förderungen in vielen Ländern wie Deutschland fallen weg. Tesla muss seine Preise senken, was die Profitabilität drückt – und den Aktienkurs abstürzen lässt.
Elon Musk hat zu viel Macht bei Tesla
Aber nicht nur die äußeren Umstände tragen zur Enttäuschung bei. Hausgemachte Versäumnisse rächen sich. Zum Beispiel der Cybertruck: Der neue Pick-up ist Musk so wichtig, doch das Projekt bindet viel Kapital und Personal. Vernachlässigt werden wichtige Dinge wie neue Modelle.
Das futuristische Design des Cybertrucks drückte Musk gegen den Widerstand vom Management durch, was sich jetzt mit geringer Stückzahl und hohen Produktionskosten rächt. Erst 2025 soll die Massenherstellung hochlaufen, Musk geht von jährlich 250.000 Stück aus. Das ist wenig für das in den USA beliebteste Marktsegment. Und weiterhin ist fraglich, ob sich der Pick-up mit einem Preis von 80.000 Dollar und einem eigenwilligen Design langfristig so gut verkaufen lässt, wie Musk annimmt.
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Musk hat sich oft geirrt, nur waren die Fehler nicht von so großer Tragweite. Von seiner verfehlten Idee 2018 von der vollautomatisierten Produktion beim Model 3 nahm er Abstand, die törichte Übernahme von Solar City 2016 konnte das Unternehmen tragen. Aber die Fehler summieren sich, kosten Zeit und Kraft – und jetzt hat Tesla einfach zu wenig zugkräftige Modelle im Markt.
Twitter – der größte Fehler von Musk
Die vielleicht größte Verfehlung von Musk ist die Übernahme von Twitter. Den Kurznachrichtendienst kaufte Musk als Privatmann, aber Tesla muss büßen. Das kontroverse Image von Musk wird Tesla immer mehr zur Last.
Das Unternehmen muss neue und große Kundengruppen ansprechen, um das versprochene Wachstum zu erzielen. Jeder X-Eintrag von Musk über rechtsextreme Positionen oder kontroverse Ideen ist dabei hinderlich.
Tesla abzuschreiben wäre voreilig. Aber die Zeiten des wilden Start-ups, das alles kann und alle Kapriolen des Chefs verkraftet, sind vorbei.
Erstpublikation: 25.01.2024, 17:58 Uhr.