Kommentar Diem statt Libra: Die Digitalwährung wird für Zuckerberg zu einer teuren Lektion

Die Neugestaltung der Digitalwährung kostet den Facebook-Chef wertvolle Zeit.
Denver Mark Zuckerberg hätte es wissen müssen. Als er im vergangenen Jahr das Konzeptpapier für die Kryptowährung Libra veröffentlichte, war das soziale Netzwerk bereits in diverse Datenschutzskandale verwickelt, die den Zorn der Politik auf sich zogen. Trotzdem finanzierte der Facebook-Chef die Entwicklung einer globalen Kryptowährung, die im Juni 2019 vorgestellt wurde und unter dem Dach der Libra Foundation in Genf betrieben werden soll.
Dass er nicht von Anfang an Politiker und Finanzaufseher mit ins Boot holte, war leichtsinnig und überheblich – und vor allem teuer. Das Disruptions-Mantra aus dem Silicon Valley, erst einmal machen und später um Erlaubnis fragen, scheiterte an dem konzentrierten Widerstand von Regulierungsbehörden und Notenbanken auf der ganzen Welt.
Ausgerechnet das soziale Netzwerk, das die Daten seiner Nutzer nicht schützen kann, will nun auch noch auf ihre Finanzen zugreifen?
Längst ist klar, dass das nicht einfach so durchgewinkt werden kann. Die Libra-Stiftung benannte sich vergangene Woche um in „Diem“, was einen frischen Start signalisieren soll.
Das heißt auch: Libra in der ursprünglichen Form ist gescheitert. Statt einen Korb an Währungen digital abzubilden, will sich die Stiftung nun zunächst auf einen sogenannten Stable-Coin konzentrieren, indem ein Diem-Dollar einen regulären Dollar digital abbildet.
In der Krypto-Welt ist das keine Revolution. Andere Start-ups bieten das längst an. Und Politiker und Regulierer verfolgen die Vorhaben der Stiftung weiter in allen Details. Binnen weniger Tage brachten Demokraten im US-Repräsentantenhaus einen Gesetzesentwurf ein, der vorsieht, dass Stable-Coins nur von Banken herausgegeben werden können. Auch wenn der Entwurf kaum Chancen hat, umgesetzt zu werden: Es ist ein wichtiger Warnschuss aus Washington.
Noch ist ungewiss, ob und wann es für die abgespeckte Version grünes Licht der Behörden geben wird. Die Stiftung hat in den vergangenen Monaten Finanz- und Geldwäscheexperten eingestellt, um das Seriositätsdefizit auszugleichen.
All das kostet Zuckerberg wertvolle Zeit. Schließlich will er mit der Währung den Onlinehandel in seinem sozialen Netzwerk weiter fördern und somit die Werbeeinnahmen nach oben treiben. Händler hätten mehr Anreize, auf Facebook Werbung zu schalten, wenn die Nutzer noch mehr Produkte über die Plattform kaufen, lautet das Kalkül.
Der nächste Versuch sollte besser sitzen. Unter einem demokratischen Präsidenten Joe Biden wird es für Facebook sicher nicht leichter werden. Er will die frühere Notenbank-Chefin Janet Yellen zur Finanzministerin machen, die grundsätzlich für eine stärkere Regulierung steht.
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