Kommentar: Eine Bundespräsidentin macht noch keine erfolgreiche Frauenpolitik


Wird 2027 endlich eine Frau Bundespräsidentin? „Das wäre gut“, sagte Friedrich Merz beim Tag der offenen Tür im Bundeskanzleramt am Wochenende, als er von einem Bürger danach gefragt wurde. „Ich tue alles dafür, damit die Repräsentanz von Frauen auch in den Spitzenämtern unseres Landes verbessert wird.“
Natürlich klingt so eine Aussage vom Bundeskanzler erst mal positiv. Wenn die Amtszeit von Frank-Walter Steinmeier in zwei Jahren endet, wäre es doch wirklich mal an der Zeit, dass eine Frau ins oberste Amt der Bundesrepublik nachrückt. Einige Namen kursieren auch bereits, von der CSU-Politikerin Ilse Aigner über Bildungsministerin Karin Prien bis zur EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Aber die Forderung nach einer Bundespräsidentin verschleiert die Realität im Jahr 2025 in Deutschland. Denn zur Wahrheit gehört leider auch, dass unter Merz erstmals seit Jahren alle drei Regierungssprecher Männer sind, ebenso seine wichtigsten Berater. Dass im Kanzleramt bis auf wenige Ausnahmen alle großen Referate von Männern geleitet werden. Dass Außen-, Verteidigungs-, Finanz- und Innenministerium von Männern geführt werden.
Oder dass im wichtigen Steuerungsgremium Koalitionsausschuss nur eine einzige Frau sitzt, und das auch nur, weil die SPD mit Bärbel Bas eine Co-Parteichefin hat.
Frauenpolitisch auch wenig rühmlich: die Debatte um die Verfassungsrichterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf, die unter dem Eindruck rechtsradikaler und frauenfeindlicher Netzkampagnen öffentlich von Teilen der CDU demontiert wurde.
Wenn die CDU nun 2027 eine Frau ins Schloss Bellevue schickt, könnte sie sich damit schmücken: Nicht nur die erste Kanzlerin hätten die Konservativen gestellt, sondern auch die erste Bundespräsidentin. Und so sehr das auch zu begrüßen wäre: Für ein ehrliches Bemühen, die Repräsentanz von Frauen in Spitzenämtern zu steigern, ist das zu wenig.
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