Kommentar: Ethik ist beim verkauften Fußball nur ein Wort ohne jeden Wert

Die chinesischen Unternehmen Vivo und Tiktok gehören zu den Sponsoren, ebenso Qatar Airways. Das Sponsoring bei der laufenden EM ist mehr als fragwürdig.
Fußball fasziniert und kann besondere Geschichten schreiben. Das ist auch bei der laufenden Europameisterschaft zu beobachten. Dazu gehört, dass Außenseiter sich gegen Favoriten behaupten. Oder dass Menschen überall auf dem Kontinent mit einem Spieler wie Christian Eriksen mitfühlen, der einen Herzstillstand auf dem Spielfeld erlitt, per Herzmassage von einem dänischen Mitspieler gerettet wurde und inzwischen zurück aus dem Krankenhaus ist.
Als Spielverderber jedoch tritt der Verband Uefa auf. Er organisiert das Turnier erkennbar im Geist einer schrankenlosen Kommerzialisierung. Geld führt hier im Mittelfeld Regie, und zum Abschluss kommen auch zweifelhafte Nutznießer.
Offenbar ist ein gewisser Aufschlag bei den Erlösen aus autoritären Staaten mit Imageproblemen zu erwarten, weshalb Baku aus Aserbaidschan, Sankt Petersburg aus Russland und Budapest aus Ungarn viele Spiele austragen dürfen. Der als Sponsor eingeplante aserbaidschanische Staatskonzern Socar verzichtete kurz vor Turnierbeginn — womöglich aus Angst vor Enthüllungen, wie man den Krieg um Bergkarabach gegen Armenien mitfinanzierte.
Als Ersatz sprang Russlands Staatskonzern Gazprom ein. In der Kohorte der zwölf Sponsoren kommt damit die Hälfte aus Ländern, die es mit Menschenrechten nicht sehr genau nehmen. Neben Qatar Airways aus Katar sind allein vier chinesische Konzerne, die Fußball-Marketing ganz im Sinne des Pekinger Staatskapitalismus betreiben.





