Kommentar: Mark Zuckerberg verrennt sich in Medienkritik – Er schadet sich und Facebook damit

An dem Projekt der Digitalwährung Libra ist der Konzern Facebook, der mittlerweile unter dem Namen Meta firmiert, beteiligt.
Für Facebook-Chef Mark Zuckerberg läuft es gar nicht gut. Etliche Enthüllungen zeichnen in Medien das Bild eines Konzerns, der Profite über den Schutz seiner Nutzerschaft gestellt hat. Zudem verliert die Plattform an Bedeutung bei jüngeren Nutzern. Und im Kerngeschäft Werbung läuft es auch nicht gut.
Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt, um auf berechtigte Kritik einzugehen. Doch Zuckerberg sieht eine „koordinierte Aktion“, um seine Firma schlecht aussehen zu lassen. Facebook sei plötzlich das Opfer. Das ist eine verdrehte Wahrnehmung. Offenbar hat der Facebook-Chef den Ernst der Lage noch nicht begriffen.
In Washington und Brüssel wird eine stärkere Regulierung von Facebook vorbereitet. Es wäre der richtige Zeitpunkt für den Konzernchef, wirkliche Änderungen anzustoßen. Zuckerberg bleibt jedoch bei den immer gleichen Worthülsen von mehr Transparenz und einem strengeren Umgang mit „schädlichen Inhalten“. Auf ähnliche Ankündigungen ist in der Vergangenheit kaum etwas gefolgt. Der Konzern hat schon zu viel Vertrauen verspielt.
Gern hebt Zuckerberg die Bedeutung seiner Plattform hervor. Facebook, Instagram oder WhatsApp kommen zusammen auf 3,6 Milliarden Nutzer. Fast jeder zweite Mensch auf der Erde ist auf den Plattformen des Zuckerberg-Firmenreichs unterwegs.
Mit dieser Reichweite geht eine gewaltige Verantwortung einher. Eine Verantwortung, der Zuckerberg nicht gerecht wird. Schon bei Beiträgen in englischer Sprache gelingt es Facebook kaum, alle Hassbotschaften zu filtern. Noch schlimmer sieht es allerdings bei anderen Sprachen aus: Besonders dramatisch ist die Lage in Myanmar, wo die Vereinten Nationen Facebook eine Rolle beim massenhaften Aufruf zum Mord an der Minderheit der Rohingya zuschreiben.
Das Silicon Valley ist nicht kritikfähig
Zuckerberg steht mit seiner mangelnden Kritikfähigkeit nicht allein. Im Silicon Valley gibt es einen Trend, eigene Medien zu starten, anstatt auf Kritik einzugehen. Uber hat ein eigenes Printmagazin herausgebracht. Starinvestor Marc Andreessen, der für seine Kritik an Journalisten bekannt ist, hat im Juni mit „Future“ ein eigenes Medienportal gestartet.






Mehr Wettbewerb im Journalismus ist gut. Verkommt er jedoch zu Lobhudelei von Tech-Firmen, wird er bedeutungslos.
Zuckerberg sollte darum nicht seine Kritiker kritisieren, sondern wirkliche Veränderungen anstoßen. Bloße Ankündigungen reichen nicht aus. Sonst ist er als Facebook-Chef nicht mehr tragbar.
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