Kommentar: Sputnik V erinnert an ein Potemkinsches Dorf

Der russische Impfstoff sorgt für viele Enttäuschungen.
Hochmut komme vor dem Fall, lautet ein bekanntes und oft bestätigtes Sprichwort. Doch in der Coronakrise sollte man dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder oder Österreichs inzwischen schon als „Alpen-Orbán“ kritisierten Kanzler Sebastian Kurz gar nicht unbedingt Hochmut unterstellen. Ihre ständigen Ankündigungen, Versprechen, Kurswechsel sind eher Populismus.
Doch auch Populismus kommt manchmal vor dem Fall, wie der politische Absturz von so manchem einstigen charismatischen Staatenlenker zeigt.
Wenn man die forschen Versprechen von Söder und Kurz abklopft auf ihre Umsetzung, landet man schnell bei „Sputnik V“. Ebenso großspurig wie vollmundig hatten die beiden den Einsatz des russischen Impfstoffs gegen Corona angekündigt. Geschehen ist – nichts.
Denn: An Russland muss man einfach glauben, lautet ein russisches Sprichwort. Und wer das Land besser kennt, weiß, dass dies eben nicht umfasst, sich darauf auch wirklich verlassen zu können. Deshalb stimmt auch nach dem Zusammenbruch des Kommunismus bis heute das, was Lenin einst seinen Landsleuten einimpfte: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Lenin kannte sein Volk und die Potemkinschen Dörfer, die mittlere Chargen ihren Chefs zum Blenden errichteten. Bis heute hämmern die Nachfolger von Graf Potemkin den Ahnen von Zarin Katarina die großen Kulissen zusammen, hinter der nur leere Versprechen lauern.
Leere Versprechungen mit dem Vakzin
Sputnik V ist da ein weiteres Beispiel. Mit viel Pomp und als „erster zugelassener Corona-Impfstoff weltweit“ wurde das Moskauer Vakzin global angepriesen. Russland als Retter wurde damit insinuiert. Doch bis heute hat das nach dem ersten sowjetischen Satelliten benannte Vakzin die Überprüfung der europäischen Arzneimittelbehörde Ema nicht bestanden.
Und aus Ländern, die Sputnik V bestellt haben, kommen vor allem zwei Klagen: Russland liefere nicht so viele Dosen wie versprochen. Und die gelieferten Mittel hielten bei Überprüfungen nicht, was die Deklarationen zusagten oder beschrieben.
Russland ist industriell eine Weltmacht. Es hat gute Forscher, erfahrene Ingenieure, gigantische Rohstoffvorkommen – aber eben auch das, was auf Russisch „Chalatnost“ heißt: eine Moskauer Mischung aus Verantwortungslosigkeit, leeren Versprechungen und Chuzpe.






Wer sich da, wie Söder und Kurz, auf Hilfe aus Russland verlässt, ist verlassen. Oder als Populist demaskiert.
Europäische Politiker sollten aufhören, selbst mit Sputnik V Potemkinsche Dörfer zu zimmern. Dafür ist die Pandemie zu ernst.
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