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KommentarPolitiker feiern Europas stärksten KI-Rechner zu früh

Der Supercomputer Jupiter könnte tatsächlich zum Motor der deutschen Aufholjagd bei Künstlicher Intelligenz werden. Doch dazu müsste noch etwas anderes passieren.Luisa Bomke 07.09.2025 - 13:21 Uhr
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Ekaterina Sachariewa, Hendrik Wüst, Astrid Lambrecht, Friedrich Merz, Dorothee Bär, Karsten Wildberger: Polit-Prominenz bei der Eröffnung von Jupiter. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Ein „Pionierprojekt“, ein „Meilenstein“, gar die Antwort auf die globalen Herausforderungen unserer Zeit – die Lobeshymnen klangen, als habe Jülichs neuer Supercomputer „Jupiter“ nicht nur das KI-Rennen für Europa gewonnen, sondern gleich auch die Klimakrise gelöst. Dabei wurde Europas leistungsstärkster KI-Rechner am Freitag erst eröffnet.

Der Festakt geriet zum Aufmarsch politischer Schwergewichte, angefangen mit Kanzler Friedrich Merz. Die Botschaft dahinter war unübersehbar: Deutschland könne im KI-Rennen endlich zu den USA und China aufschließen.

Tatsächlich ist Jupiter mit 24.000 Spezial-Chips ein Kraftpaket. Er kann KI-Modelle der Größe von GPT-5 trainieren, Simulationen in Medizin oder Klima ermöglichen und die Abhängigkeit von US-Hyperscalern mindern. Er rangiert auf Platz vier der weltgrößten Rechner.

Doch die Rangliste ist trügerisch: US-Konzerne wie Microsoft oder Google geben längst keine Daten zu ihren Rechenzentren preis. Faktisch stehen drei Viertel aller GPU-Kapazitäten in den USA, 15 Prozent in China – Europa bleibt laut einer Auswertung von Epoch AI weit zurück.

Für Kanzler Merz ist Jupiter dennoch der Beweis, „dass wir unsere Kompetenzen in Industrie und KI-Forschung verzahnen können“. Damit aus Rechenleistung auch Wertschöpfung entsteht, verwies Merz am Freitag auf ein „Bündel an Maßnahmen“: Reallabore, Entbürokratisierung, mehr Wagniskapital.

Bundeskanzler Friedrich Merz und Astrid Lambrecht (l.), Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrum Jülich, vor dem Supercomputer „Jupiter“. Foto: Getty Images

Klingt nach Super-Maßnahmen für die KI-Szene. Doch vieles davon steht seit Jahren auf der Wunschliste – umgesetzt ist wenig. Bleibt es dabei, wird Jupiter nicht zum Motor, sondern zum Denkmal einer verpassten Chance.

Rechenleistung allein reicht nicht aus, um mitzuhalten

Verwandte Themen Friedrich Merz USA China Europa Künstliche Intelligenz Dorothee Bär

Die Geschichte zeigt: Technologische Führerschaft entsteht nicht durch Hardware, sondern durch Anwendungen. Finnland und Japan beweisen, wie Supercomputer Innovation befeuern – eingebettet in ein Ökosystem aus Forschung, Industrie und Start-ups. Dort entstehen neue Firmen, Anwendungen, Märkte.

Jupiter ist ein Supercomputer und Teil einer Super-Initiative – jetzt braucht es die Super-Anwendung. Entscheidend dafür sind offene Datenplattformen, klare Prioritäten und schneller Zugang für Unternehmen. Dann könnte Jupiter tatsächlich zum Motor der deutschen KI-Aufholjagd werden.

Mehr: Er besteht aus 24.000 Nvidia-Prozessoren: Kanzler Merz startet Europas größten Supercomputer

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