Kommentar: Vom New Space überholt: Europas Raumfahrt braucht ein Update

Wo kein Wettbewerb ist, verlieren Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Europas größter Weltraumkonzern hat ein Problem – und die hiesige verkrustete Raumfahrt gleich mit. Die Ex-Innovationschefin von Airbus Defence and Space zeigt es auf: Hélène Huby will im Wettrennen der Weltraumforschung noch eine Rolle spielen. Sie will zum Mond und vielleicht irgendwann zum Mars. Und sie glaubt, dass das mit einem Start-up besser geht als mit Airbus. Himmeldonnerwetter!
Aber der Konzern ist nicht allein schuld an der Situation. Der Fall steht vielmehr für das ganze Dilemma der europäischen Weltraumpolitik. Airbus ist Teil eines Systems, in dem Behörden das Geschäft bestimmen. Die Profiteure haben es sich darin bequem gemacht und könnten das bald bereuen. Denn diese Planwirtschaft für Satelliten und Raketen ist in Zeiten von Elon Musk und SpaceX völlig überholt.
Wo kein Wettbewerb ist, verlieren Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit. Und wenn die Kosten im Zweifel egal sind, wird nachlässig geplant. Das Fiasko mit der Ariane-Rakete liefert den Beweis: Während bei SpaceX die Rakete Starship getestet wird und auch mal explodiert, explodieren bei der europäischen Rakete nur die Kosten. Und deren Start ist um zwei Jahre verschoben.
Hinter der Ariane-Rakete steht ein Gemeinschaftsunternehmen von Airbus und Safran. Es wird Zeit, dass über diese Steuergeldverschwendung viel mehr öffentliche Empörung herrscht. Kritik aus der Start-up-Szene wird leider nur als Lobbygeheul abgetan.
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat viel früher als die europäische Esa den Wandel erkannt. Weil Weltraum-Wissen nicht mehr Staaten vorbehalten ist, ist die Nasa vom Mikromanager zum Kunden geworden – im besten Sinne: Preis- und qualitätsbewusst schafft sie sich den Wettbewerb, von dem sie profitiert. Und sie finanziert wichtige Projekte, die sich kommerziell nicht lohnen.
Huby macht sich jetzt selbst den Druck, den sie bei Airbus nicht hatte. Es bleibt zu hoffen, dass die Esa sich besinnt und dem Start-up gleiche Chancen auf Aufträge gibt wie Hubys altem Arbeitgeber. Das wäre gut für den Steuerzahler, gut für Europa – und langfristig auch besser für Airbus.
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