Kommentar zur OPEC+: Saudi-Arabien erteilt Russland einen Freifahrtschein

Saudi-Arabien kürzt überraschend unilateral Fördermengen.
Foto: Reuters170 Kilometer lang, Außenwände aus verspiegeltem Glas, neun Millionen Einwohner: „The Line“ soll eine Wüstenstadt der Superlative werden. Das gigantische Vorhaben ist nur ein Beispiel für die ehrgeizigen Pläne, mit denen sich Saudi-Arabien selbst in die Zukunft katapultieren möchte.
Doch solche Megainvestitionen sind nur möglich, wenn das Königreich weiterhin Milliardeneinnahmen mit Ölexporten erzielt. Knapp 81 Dollar – so viel muss ein Barrel Öl der Sorte Brent kosten, damit der saudi-arabische Staatshaushalt ausgeglichen ist.
Doch die schwache konjunkturelle Weltlage sorgt für Unsicherheit am Ölmarkt. Zwar stieg der Ölpreis Anfang April durch die überraschende Entscheidung der Opec-plus-Staaten, die Ölproduktion ab Mai um insgesamt 1,15 Millionen Barrel pro Tag zu senken, aber im Mai notierte er dauerhaft unter 80 Dollar pro Barrel. Zu niedrig für Saudi-Arabien.
Grund für die Preisschwäche ist nicht nur die schwächelnde Weltwirtschaft, sondern auch die Tatsache, dass ein Opec-plus-Mitglied sich nicht an die Vereinbarungen der Ölallianz hält: Russland. Im März kündigte Moskau zwar freiwillige Kürzungen in Höhe von 500.000 Barrel pro Tag an, doch offizielle Produktionszahlen dazu hält die Regierung zurück.