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LeserdebatteWie kann Deutschland noch mehr Energie sparen?

Die Handelsblatt-Leserschaft debattiert, ob das angesichts der gut gefüllten Gasspeicher notwendig ist und wo sie noch Einsparpotential sieht. Lesen Sie hier eine Auswahl der Kommentare. 15.12.2022 - 10:50 Uhr Artikel anhören

Welche Ideen zum Energiesparen abseits davon, die Heizung herunterzuregeln, hat die Handelsblatt-Leserschaft?

Foto: dpa

Haushalte und Industrie haben zuletzt weniger Gas eingespart. Aus Sicht von Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, müssten die Anstrengungen hierzu wieder ansteigen, sagte er diese Woche der Deutschen Presse-Agentur. Er bittet alle Verbraucher dringend, Gas weiter sehr sparsam zu nutzen. Wir haben daher die Handelsblatt-Leserschaft gefragt, was Deutschland noch tun könnte, um Energie zu sparen, und ob sie das überhaupt notwendig finde angesichts der gut gefüllten Gasspeicher.

Zumindest an Energiesparideen mangelt es nicht. So sieht ein Leser die derzeitigen Weihnachtsmärkte „mit all den Lampen, Lämpchen und Fahrgeschäften“ kritisch und als Energievernichter. Ähnlich sieht es ein anderer Leser, der sogar noch einen Schritt weitergeht und alle nicht lebensnotwendigen Veranstaltungen verbieten würde.

Auch bei anderen zugänglichen Gebäuden sehen einige noch Einsparpotenzial. „In öffentlichen Gebäuden (z.B. Gericht) oder bei Kundenbesuchen in Unternehmen bemerke ich häufig noch geheizte Toiletten mit gekipptem Fenster oder Warmwasser zum Händewaschen“, berichtet etwa eine Leserin. Ein anderer Leser kritisiert die „zumeist offenstehenden Ladentüren“ in „viel zu stark beheizten Einkaufshäusern“. Dadurch falle es ihm schwer zu glauben, „dass die aktuell viel beschriebene Lage der Nation auch in allen Köpfen der Nation angekommen ist“.

Einige Leserinnen und Leser haben für sich persönlich bereits Einschränkungen vorgenommen. So haben manche ihre Heizung geringer eingestellt, tragen warme Kleidung oder duschen ein wenig kälter. Um mehr Gas einzusparen, vermutet ein Leser, dass eine Rückkopplung für die Verbraucher fehlt. So könnten Großverbraucher täglich ihre Verbrauchszahlen sehen, hingegen würde ein Verbraucher nicht wöchentlich in den Keller gehen und den Verbrauch ablesen.

Allerdings scheinen die vergangenen Preisanstiege bei manchen schon durchaus eine Wirkung zu zeigen. So schreibt beispielsweise ein Leser: „Allein schon die extrem angestiegenen Preise für Erdgas zwingen meine Familie zur Einsparung.“

Aus den Zuschriften der Handelsblatt-Leserschaft haben wir eine Auswahl für Sie zusammengestellt.

Innenstädte bieten Einsparpotenzial

„Man muss zurzeit nur durch die deutschen Innenstädte gehen, um ein enormes Sparpotenzial zu sehen. Der beliebte deutsche Weihnachtsmarkt mit all seinen Lampen, Lämpchen und Fahrgeschäften ist ein enormer und zugleich unnötiger Energievernichter. Auch die öffentlichen Saunen und Hallenbäder müssten schließen, wenn die Bedrohung so ernst ist.

Die Politik fordert auf der einen Seite, zum Beispiel moderne LED-betriebene Firmenlogos auszuschalten, und selbst ist sie nicht bereit, das Nötige in der eigenen Verantwortung umzusetzen.“
Axel Haubrok

Es geht deutlich mehr, auch wenn es dann nicht gemütlich ist

„Wir haben zu Hause unsere Heizung (gaserzeugte Fernwärme) auf 18 Grad und mit Zeitschaltuhr (morgens/abends) geregelt und nutzen warme Kleidung/Decken auf der Couch. In öffentlichen Gebäuden (z.B. Gericht) oder bei Kundenbesuchen in Unternehmen bemerke ich häufig noch geheizte Toiletten mit gekipptem Fenster oder Warmwasser zum Händewaschen.

Es geht deutlich mehr, auch wenn es dann nicht gemütlich ist. Die Diskussion mit anderen zeigt, dass das Verständnis nicht so durchgängig vorhanden ist, eben weil immer auf die Gasspeicher verwiesen wird. Wie lange hält denn dieser Vorrat, wäre eine bessere Information.“
Alexandra Haindl

>> Lesen Sie dazu: Darum ist mehr Gas in den Speichern als angegeben

Situation ist noch nicht in allen Köpfen angekommen

„Ein voller Gasspeicher ist in etwa genauso bewahrenswert wie eine Schokoladentorte zum Geburtstag. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, sparen ist und bleibt wichtig und richtig.

Wenn ich aber durch die zumeist offenstehenden Ladentüren und für Winterjacken tragende Kunden viel zu stark beheizten Einkaufshäuser schlender, fällt es mir zuweilen schwer zu glauben, dass die aktuell viel beschriebene Lage der Nation auch in allen Köpfen der Nation angekommen ist. Viel lieber, so denke ich, wird im gut geheizten Flur der Verwaltung das Licht ausgeschaltet.“
John C. Sattelberger

Die Preise zwingen zur Einsparung

„Allein schon die extrem angestiegenen Preise für Erdgas zwingen meine Familie zur Einsparung. Hatten wir im Jahr 2021 noch einen Verbrauch von 57.000 kWh, haben wir dies im Jahr 2022 auf 38.000 kWh reduziert und dies, obwohl bis 31.12.2022 noch unser alter Vertragspreis gilt.

Um uns auf die extreme Veränderung ab 1.1.2023 einzustellen, haben wir bereits jetzt umgestellt auf maximal 19 Grad Raumtemperatur, und ein Teil unserer Räume wird nicht mehr beheizt. Die Kosten ab 2023 haben sich vervierfacht. Die Verbrauchsplanung liegt jetzt noch bei 30.000 kWh.“
Bernd Nauschnegg

Eine Rückkopplung fehlt

„Es fehlt an einer Rückkopplung zu den Verbrauchern. Während Großverbraucher täglich ihre Zahlen sehen können, funktioniert das im Haushalt nicht. Weder geht der Verbraucher wöchentlich in den Keller und liest die Gasuhr ab, noch hat er eine finanzielle Rückmeldung, die Jahresabrechnung kommt erst in sechs Monaten. Hier sind kreative Ideen gefragt.“
Gerd Müller

Eigenheimbesitzer und Unternehmen gezielt ansprechen

„Bund und Länder sollten mehr gemeinsame Konzepte umsetzen und ihre Zusammenarbeit stärken, um Eigenheimbesitzer und Unternehmen gezielt anzusprechen. Proaktiv Unterstützung anbieten, wie diese kurzfristig bei der Umsetzung der Einsparungen Hilfe erhalten und mittelfristig von Gas auf regenerative Energien umstellen können.

Um unsere Klimaziele zu erreichen und mit Blick auf den Winter 2024 ist es mehr als dringlich, von Gas auf regenerative Energien umzustellen. Für unser bestehendes Einfamilienhaus wird Anfang 2024 eine Wärmepumpe und eine Fotovoltaikanlage trotz Handwerkermangel und Lieferengpässen in Betrieb gehen.

Mit der Knappheit der Ressourcen bei der Umsetzung der Transformation werden wir noch mindestens die nächsten fünf Jahre zu kämpfen haben. Lasst uns gemeinsam die festgelegten Klimaziele so schnell wie möglich umsetzen.“
Bernd Damkowski

Kochen, heizen, duschen

„Ich habe den Küchenherd auf elektrisch umgestellt. Die Raumtemperatur um ein Grad abgesenkt. Bei Abwesenheit die Heizung gänzlich ausgeschaltet. Duschen auch sehr sparsam und mit etwas abgesenkter Temperatur.“
Artur Kampe

Veranstaltungen mit hohem Energiebedarf verbieten

„Wenn wir wirklich eine Energiekrise erwarten – was bei der derzeit umlaufenden Panikmache nicht mehr auszuschließen ist –, hätte der Gesetzgeber entsprechend reagieren können und müssen: Alle nicht lebensnotwendigen Veranstaltungen mit hohem Energiebedarf (Weihnachtsmärkte, Massenveranstaltungen ...) hätten verboten werden müssen.

Das Argument, dass spezielle Wirtschaftssegmente darunter gelitten hätten, zählt meines Erachtens deutlich weniger als die zu erwartenden hohen Kosten bei auch nur temporären Blackouts.

Dass Deutschland die von Frau Merkel so vollmundig angekündigte Energiewende gründlich versiebt hat, hat auch die gestrige Meldung bewiesen: Deutschland bezahlt so viel wie bisher noch nie an Windkraftbetreiber für die Nichtabnahme von mit Windenergie erzeugtem Strom, weil die dafür erforderliche Infrastruktur fehlt – ein größeres Armutszeugnis für die deutsche Leistungsfähigkeit kann nicht ausgestellt werden.

Hätte man die Energiewende wirklich gewollt, hätten alle Unternehmen, öffentliche Hand, privater Sektor vor elf Jahren beginnend deutlich mehr in Richtung alternativer Energien investieren müssen – ein deutliches Zeichen, dass dies versäumt wurde, sieht man, wenn man öffentliche Gebäude und deren Anteil an der Gewinnung von Solarenergie betrachtet.“
Hermann Günnel

>> Lesen Sie dazu: So senken Sie Ihren Gasverbrauch effektiv

Bitte tut nichts mehr!

„Auf Ihre Frage ‚Was können Bund und Länder noch tun, um mehr Energie zu sparen?‘ möchte man rufen: ‚Bitte tut nichts, aber auch gar nichts mehr!‘ Den Preis für die Hybris der Bundesregierung werden wir wahrscheinlich erst in einer Dekade wirklich ermessen können, weil das Schlimmste nicht die momentanen Programme sind, sondern der Dammbruch in den Köpfen der handelnden Personen.

Dieser Dammbruch ist der Irrglauben, alle denkbaren Herausforderungen, die sich uns vordergründig aus der Klimakrise und dem Ukrainekrieg stellen, mit Geld und noch mehr Geld zukleistern zu können, bei einer gleichzeitigen Abkehr von dem Vertrauen in den Markt.

Nicht nur, dass in amateurhafter Weise Gaskontingente zu weit überhöhten Preisen eingekauft worden sind, verhindert die Gaspreisbremse jeglichen Anreiz der Verbraucher, selbst etwas einzusparen, da ja Kanzler Scholz jedermann versprochen hat, dass man nicht ‚alone walken wird‘.

Die momentanen Außentemperaturen zeigen uns aber, dass der Winter seinem Namen durchaus auch wieder einmal gerecht werden kann, was den weitgehend voll-finanzierten Verbrauch noch weiter steigen und die Gasreserven in Windeseile sinken lassen wird.

Aber der obige Aufruf, dass die Regierung ‚bitte nichts weiter unternehmen soll‘, wird genauso ungehört verhallen, wie die Hybris sich weiter Bahn brechen wird.“
Oliver Dange

Loch in der Haushaltskasse

„Die Debatte um die Gasspeicher geht an einem gewissen Prozentsatz der Bevölkerung vorbei, der zwar die gestiegenen Gaspreise nicht zahlen muss, trotz allgemein gestiegener Preise nicht von den Entlastungen profitiert, weil er mit Öl heizt, so wie ich auch.

Im Februar, kurz nach Kriegsbeginn ging mein Öl zu neige – kurz zuvor lag der 100-Liter-Preis bei 69 Euro. Ich habe für die Hälfte mehr als das Doppelte bezahlt und nun im Winter erneut 155 Euro pro 100 Liter in die Hand genommen.

Das reißt ein großes Loch in die Haushaltskasse. Weniger für Konsum und Altersvorsorge ist das Ergebnis.“
Thomas Spriegel

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Einstellung zum Energieverbrauch grundlegend ändern

„Es bringt uns nicht weiter, wenn wir nicht unsere Einstellung zum Energieverbrauch grundlegend ändern. Laut Prognose werden wir wohl die nächsten drei Winter mit Kälte rechnen müssen.

Es geht auch nicht nur um Gas und Öl, es geht auch um den ökologischen Fußabdruck jedes einzelnen. Die als selbstverständlich eingestuften Urlaubsreisen müssen stark eingeschränkt werden. Wir müssen lernen uns in unserem Lebensstandard an den der armen Menschen anzupassen.“
Stephan Gerhard Jenke

Wenn Sie sich zu diesem Thema im Handelsblatt zu Wort melden möchten, schreiben Sie uns einen Kommentar, entweder per E-Mail an forum@handelsblatt.com oder auf Instagram unter @handelsblatt.

Mehr: In der vergangenen Woche debattierte die Handelsblatt-Leserschaft, wie sinnvoll das Ölembargo und der Ölpreisdeckel sind.

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