Kommentar: Weimers Wutrede ist inhaltlich dünn und teils widersprüchlich


Theodor Weimer spricht gern Klartext: egal, ob es um das eigene Unternehmen, Fußball oder die deutsche Wirtschaft geht. Auch bei seiner Kritik an der Bundesregierung, die nun bundesweit für Gesprächsstoff sorgt, verzichtet der Chef der Deutschen Börse auf diplomatische Floskeln.
Das ist grundsätzlich positiv, denn es gibt genügend Dinge, die man an der Politik der Ampelregierung und am Zustand der deutschen Wirtschaft bemängeln kann.
Wenn ein Finanzexperte wie Weimer diese Schwächen in einer fundierten Analyse anprangern und Lösungswege aufzeigen würde, könnte dies im besten Fall eine politische Debatte anstoßen und zu besseren Lösungen beitragen.
Leider ist Weimers Rede inhaltlich jedoch dünn und reißt verschiedenste Themen nur oberflächlich an. Der Neuigkeitswert ist – jenseits des persönlichen Angriffs auf Vizekanzler Robert Habeck („Eine schiere Katastrophe“) und übertriebenen Untergangsszenarien („Wir sind auf dem Weg zum Entwicklungsland“) – überschaubar.
Dass er für seine Rede nun vor allem aus rechten Kreisen Applaus erhält, dürfte einen international angesehenen Konzernchef wie Weimer selbst am meisten ärgern. Er zählt zu den erfahrensten deutschen Finanzmanagern, mit dem man im kleinen Kreis gut und offen auch über strittige Themen diskutieren kann.
Auf der Bühne wirkt Weimer bisweilen überdreht



Wenn Weimer auf der großen Bühne spricht, hat man dagegen bisweilen das Gefühl, dass er berauscht vom Publikum und von den eigenen rhetorischen Fähigkeiten überdreht. In seinen Reden fehlt dann ein roter Faden – oder er widerspricht sich wie bei seinem nun diskutierten Auftritt selbst.
Dabei lobte er zunächst, dass Amerika eine „private economy“ sei, in der die Unternehmer das Land führten. Wenig später beklagte er dann, dass deutsche Unternehmen wegen des staatlichen US-Förderprogramms „Inflation Reduction Act“ nach Amerika gegangen seien. Das ist kein Klartext, sondern widersprüchlich.
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